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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt?
Autoren: Stefan Wolf
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Wieso?“
    „Wir waren um acht Uhr
verabredet. Aber sie kam nicht, ging auch nicht ans Telefon. Bis 11 Uhr hab
ich’s ständig versucht. Dann bin ich zu eurer Wohnung gefahren. Susanne ist
offenbar gar nicht nach Hause gekommen. Von Doris Kindler, ihrer
Arbeitskollegin, habe ich inzwischen gehört, daß Susanne gestern um 17 Uhr noch
im Büro war — bei der Neuzeit-Chemie. Vorhin habe ich mit dem dortigen Pförtner
gesprochen. Der erinnert sich, daß Susanne gegen halb sechs das Firmengelände
als eine der letzten verließ und zum Parkplatz ging. Aber den kann der Mann
nicht einsehen, weil er hinter einer Hecke liegt. Ich habe mich vergewissert,
daß Susannes Wagen dort nicht mehr ist. Dann habe ich sie als vermißt gemeldet.
Bei der Polizei.“
    Tims Hand umspannte den Hörer.
„Wenn sie einen Unfall hatte, ist sie in irgendeinem Krankenhaus und...“
    „Die Polizei hat schon alle
abgefragt. Susanne ist nirgendwo. Und auch an keinem der Unfälle beteiligt, die
sich nach halb sechs im Stadtgebiet ereignet haben.“
    Tims Hände waren eiskalt. Er
spürte, wie sein Herz an die Rippen hämmerte. Er mußte schlucken, sagte aber
nichts, sondern versuchte, seine Gedanken zu bändigen.
    Seit achtzehn Stunden
verschwunden! Nicht zu Hause gewesen! Kein Unfall. Was war geschehen? Es paßte
nicht zu ihr, einer plötzlichen Eingebung zu folgen. Nein, sie war nicht der
Mensch, der Verabredungen einfach sausen ließ und kurz entschlossen übers
Wochenende wegfuhr. Wohin auch immer. Nein, unmöglich. Nein, wenn Susanne
Carsten ihre Freundin versetzte und das Telefonat mit ihrem Sohn vergaß — dann
wurde sie machtvoll daran gehindert. Wodurch? Von wem? War... ein Verbrechen
geschehen?
    „Was... sagt die Polizei?“ Tim
erkannte kaum seine eigene Stimme.
    „Du weißt ja, wie man da
zunächst denkt.“
    „Nein, weiß ich nicht.“
    „Na ja, der Beamte wollte
wissen, ob Susanne vielleicht schwermütig sei. Ob sie an Depressionen leide —
und man eventuell an Selbstmord denken müsse.“
    Tim lachte auf, so wütend-hart,
daß es weh tat im Ohr.
    „Was unternimmt die Polizei?
Wird überall gesucht?“
    „Da habe ich wenig Hoffnung.
Die Beamten sind total überfordert. Wir müßten erst mal abwarten, hieß es.
Inzwischen habe ich sämtliche Bekannten angerufen. Aber die wissen gar nichts.“
    „Wen hast du angerufen?“
    „Die Beheims, Inge Rettbach,
die Schusters, Manfred Greilitz. Fällt dir noch jemand ein?“
    „Viele. Aber zu denen ist der
Kontakt nicht so eng. O verdammt! Ich... Tante Marion, du hast doch den
Zweitschlüssel zu unserer Wohnung. Warst du drin?“
    „Natürlich. Alles ist... wie
sonst. Ich meine, kein Koffer fehlt, keine Kleidung. Die Zahnbürste ist noch
da. Nichts gibt irgendeinen Aufschluß. Aber — dreh nicht durch, Tim.
Wahrscheinlich gibt es eine ganz harmlose Erklärung, und wir sorgen uns jetzt
völlig umsonst.“
    „So was muß man wohl sagen,
Tante Marion. Aber du weißt, daß es Blödsinn ist. Mit meiner Mutter ist
irgendwas Schreckliches geschehen. Ich spüre es. Leider trügt mich mein
Instinkt nicht. Zu oft schon habe ich... Du, wenn ich den... ja, den 14
Uhr-Intercity erwische, bin ich abends da. Um halb acht stehe ich bei dir auf
der Matte. Bitte, warte zu Hause! Weil ich den Wohnungsschlüssel brauche.
Tschüs!“

    Er legte auf, bevor sie
antworten konnte und rannte hinaus. Jetzt kam es auf jede Minute an.
    Als er ins ADLERNEST stürmte,
blickte Klößchen auf. Ihm sank die Kinnlade herab.
    „Was ist denn mit dir los? Du
bist käseweiß.“
    „Ich fahre nach Hause.“
    „Heute?“
    „Sofort. Susanne ist seit
gestern abend verschwunden. Keine Spur von ihr. Tante Marion hat schon alles
angekurbelt, aber die Polizei zuckt die Achseln.“
    Auch Klößchen war blaß
geworden. „So ein... das... Wenn... Ich verstehe ja, daß du’s hier nicht mehr
aushältst. Aber meinst du, daß der Direx dich beurlaubt? Er wird sagen, die
Nachforschung sei Sache der Polizei, und deshalb könntest du nicht eine Woche
vorher...“
    „Natürlich wird er das sagen“,
schnitt Tim Klößchens Rede ab. „Deshalb frage ich auch gar nicht. Ich packe
meinen Krimskrams — und weg bin ich.“
    Klößchen wurde noch blasser.
„Dann... dann fliegst du von der Schule.“
    „Na und? Darauf pfeife ich
doch. Meine Mutter ist verschwunden. Ich sehe nur eine Erklärung dafür: Sie...
sie... Es muß sich um ein... Verbrechen handeln. Natürlich lebt sie noch. Das
weiß ich 1000prozentig. So was fühlt man,
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