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Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Titel: Wer hat Angst vorm bösen Mann?
Autoren: Borwin Bandelow
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Borderline-Frauen immer wieder, Männer in sich unsterblich verliebt zu machen. Sie bedienen dabei ein umfangreiches Repertoire und spielen alle Sparten von der kuscheligen und hilfsbedürftigen Zerbrechlichen bis hin zur rabiaten Domina. Und gerade ihre Unberechenbarkeit macht die Beziehung spannend.
    Aber wie die Narzissten sind auch sie Meister der Manipulation: Sie können andere Menschen dazu drängen, Dinge zu machen, die sie nicht machen wollen. Sie nutzen andere aus oder erpressen sie. Das, was sie von den narzisstischen Persönlichkeiten unterscheidet, ist ihre Neigung zur Selbstzerstörung. Während Narzissten Überlebenskünstler sind, tun Borderliner alles, um sich selbst zu schädigen – durch Alkohol, Drogenüberdosierungen, Selbstverletzungen, Suizidversuche, Schlägereien oder Unfälle aufgrund ihres riskantes Verhaltens. Trotz aller Behandlungsversuche werden Patienten mit einer Borderline-Störung immer wieder notfallmäßig in Kliniken aufgenommen, nachdem sie sich die Arme mit Rasierklingen geritzt haben, wahllos verschiedenste Drogen und Tranquilizer eingenommen oder versucht haben, sich die Pulsadern aufzuschneiden.

Emotionaler Vampirismus
    Glatter als weiche Butter ist sein Mund
    Und Feindschaft ist sein Herz;
    Geschmeidiger als Öl sind seine Worte,
    Aber sie sind gezogene Schwerter
    Psalm  55 , 22
    Norman K. [3] sitzt im Gefängnis. Über seinen Lebenslauf wird berichtet, seine Eltern hätten ihn ständig verprügelt, sein Vater sei ein hoffnungsloser Säufer gewesen, der auch die Mutter geschlagen und wegen Körperverletzung gesessen habe. Mit zwölf habe er mit Freunden das Kiffen angefangen, mit dreizehn bei «Pennern» in der Stadt herumgesessen und bei ihnen Bier geschnorrt. Er sei schon als Kind unzählige Male polizeilich auffällig geworden, wegen Schwarzfahrens, Fahrraddiebstahls, Haschischhandels und Schlägereien.
    Mit neunzehn zerrt er die Schülerin Cindy G. unter Androhung von Gewalt in einer fast leeren Vorortbahn in die Toilette und versucht sie zu vergewaltigen. Er wird zu eineinhalb Jahren verurteilt. Drei Monate nach seiner Entlassung zwingt er in drei Fällen junge Frauen mit vorgehaltener Waffe, an ihm sexuelle Handlungen vorzunehmen. Wegen schwerer Vergewaltigung wird er zu sechs Jahren Haft verdonnert. Drei Wochen nach ihrer Verbüßung wieder in Freiheit, begeht er eine Einbruchsserie. Er bekommt weitere zweieinhalb Jahre. Kurz nach der abermaligen Entlassung entführt er eine junge Frau, um von ihren Eltern Lösegeld zu erpressen. Er vergewaltigt seine Geisel mehrfach. Die Frau wird von der Polizei befreit; Norman K. erhält elf Jahre für erpresserischen Menschenraub in Tateinheit mit Vergewaltigung. Diese Strafe soll er aber in einem psychiatrischen Krankenhaus absitzen, da ein Gutachter ihn für psychisch krank hält – er sieht bei ihm eine «antisoziale Persönlichkeitsstörung». Nach drei Jahren wird aber davon ausgegangen, dass er wegen seiner mangelnden Mitarbeit in der Therapie und seines aggressiven, beleidigenden und drohenden Verhaltens dem Personal gegenüber «untherapierbar» ist; er wird in ein Gefängnis verlegt. Dort haben die Justizbeamten Angst vor ihm, da er ihnen immer wieder mit furchtbarer Rache droht. Er handelt im Gefängnis mit Drogen. In der Haft drängt er eine Putzfrau in eine unbeobachtete Ecke und versucht sie zu missbrauchen. Norman K. wird nun zu Sicherungsverwahrung verurteilt. Das heißt, dass er auch nach Abbüßung seiner Haftstrafen nie mehr frei sein wird, sondern den Rest seines Lebens in einer besonderen, gefängnisähnlichen Einrichtung verbringen muss.
     
    Dieser Fall ist typisch für bestimmte Personen, die mir in meiner Zeit als Arzt in einem Krankenhaus für psychisch kranke Straftäter immer wieder begegneten. Von der Borderline-Persönlichkeit gibt es einen fließenden Übergang zu einem der düstersten Kapitel des großen Buches der menschlichen Abgründe – der antisozialen Persönlichkeit, wie sie bei Norman K. offenbar vorliegt.
    Antisoziale Menschen verstoßen gegen die Regeln und Gesetze der Gesellschaft – durch Eigentumsdelikte, Betrug, Entführung, Körperverletzung, Vergewaltigung oder Mord. Bei bis zu 80  Prozent der Männer in Haftanstalten stellt man eine antisoziale Persönlichkeitsstörung fest. [14] , [15] , [16] Dabei handelt es sich um Personen, die die Gefühle anderer herzlos übergehen. Sie zeigen keine Reue, kein Bedauern, kein Mitgefühl, keine Schuld- oder
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