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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf?
Autoren: Tom Holt
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Spitze Tyrvings auf die Kehle.
    »Jetzt werden wir eine Münze werfen«, sagte Hrolf.
    »Und warum erst jetzt?« fragte der Zaubererkönig verbittert. »Du hättest mich verletzen können.«
    »Kopf, und du bekommst dein Schwert zurück.« Der Zaubererkönig erhob heftige Proteste, aber Hrolf lächelte nur. »Was ist los?« fragte er. »Hast du deinen Sinn für Humor verloren?« Er hob das Schwert und legte es mit der flachen Klinge auf die Schulter.
    »Okay, du alter Schlaumeier. Du hattest deinen großen Auftritt.« Der Zaubererkönig rappelte sich auf. »Können wir mit diesem Quatsch jetzt Schluß machen?«
    Hrolf grinste und stellte sich mit dem rechten Fuß auf das Schwert des Zaubererkönigs. »Ist dein Name wirklich Eric?« fragte er.
    »Wir brauchen das Thema jetzt wirklich nicht breitzutreten«, murmelte der Zaubererkönig. »Ich hab sogar versucht, Eric mit K zu schreiben, aber die Leute haben immer noch gelacht.«
    »Ich finde, das ist ein schöner Name.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Doch, ehrlich«, beteuerte König Hrolf und lehnte sich auf sein Schwert. »Früher oder später muß ich dich töten, und mir wäre es wesentlich lieber, du würdest dich verteidigen.« Er stieß Ifing mit dem Fuß zum Zaubererkönig hinüber, der einen widerwilligen und finsteren Blick auf sein Schwert warf.
    »Weißt du, ich bin nicht wirklich böse«, sagte der Zaubererkönig.
    »Dann kannst du dich aber gut verstellen.«
    »Mein Fehler war, daß ich mit meinen magischen Kräften zuviel Blödsinn angestellt hab«, fuhr der Zaubererkönig fort. »Verdammt, das macht mir nicht mal Spaß. Glaub mir, ich würde viel lieber in alten Klamotten herumgammeln und ein paar Partien ›Koboldzähne‹ spielen.«
    »Koboldzähne?«
    »Das ist so eine Art Spiel, mit Würfeln und …«
    »Ich weiß«, sagte der König mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht. »Du spielst also ›Koboldzähne‹, richtig?«
    »Ja«, antwortete der Zaubererkönig. »Warum? Du auch?«
    Der König untersuchte seine Fingernägel. »Ich hab mich mal ganz beiläufig damit beschäftigt«, murmelte er.
    »Ach, wirklich?«
    »Ich bin mal ein Jahr lang baltischer Meister gewesen«, räumte der König ein. »Das war natürlich reines Anfängerglück.«
    »Ich hab zweimal hintereinander die Swedish Open gewonnen«, brüstete sich der Zaubererkönig voller Stolz. »Ich hab allerdings geschummelt«, fügte er hinzu.
    »Man kann bei ›Koboldzähne‹ nicht schummeln«, widersprach der König. »Das ist unmöglich.«
    Der Zaubererkönig grinste breit. »Doch, man kann.«
    »Dann erzähl mal«, forderte ihn König Hrolf auf. »Wie soll das gehen?«
    »Das kann ich nicht einfach so erklären«, entgegnete der Zaubererkönig geheimnisvoll. »Dazu brauche ich das Brett und die Spielsteine.« Er verstummte und blickte Hrolf hoffnungsvoll an. »Du hast nicht zufällig ein Spiel dabei? Ich hab meins im fünfzehnten Jahrhundert verloren.«
    »Nein«, entgegnete König Hrolf mit leuchtenden Augen, »aber ich kenne jemanden, der eins hat.«
     
    Brynjolf setzte sich auf und rieb sich den schmerzenden Kopf. »Was ist passiert?« fragte er.
    »Keine Ahnung.« Brynjolf schaute auf und erblickte Arvarodd, der mit dem Rücken ans Auto gelehnt dastand. »Aber es sieht im Moment nicht allzu schlecht aus. Stimmt’s, Kotkel?« Der Zauberer schüttelte mißmutig den Kopf und machte ein Geräusch wie ein gequälter Zementmischer.
    »Pessimist«, zischte Arvarodd. »Ich persönlich sehe immer die positiven Seiten. Selbst als dieser verdammte Wolf über mir gestanden und mich angeknurrt hat, hab ich noch zu mir gesagt: ›Arvarodd, du hast schon tiefer in der Klemme gesteckt.‹«
    »Wann?« murmelte Brynjolf. »In Permia etwa?«
    »Diese Bemerkung hab ich überhört«, brummte Arvarodd. »Jedenfalls hab ich mich einfach totgestellt, und er lief davon. Ich glaube, er hat ein Kaninchen gesehen. Dann, und das gebe ich freiwillig zu, bin ich ohnmächtig geworden. Aber ich lebe noch, oder?«
    »Wo ist eigentlich Vel-Hilda?« erkundigte sich Brynjolf.
    »Hier«, meldete sich Hildy und trat aus dem Dickicht heraus. »Ich bin auf Wolfsjagd gewesen. Seht nur!«
    Am Ende der Leine, die sie in der Hand hielt, hing ein mürrisch dreinschauender Wolf.
    »Sitz!« befahl Hildy. Der Wolf starrte sie zornig an und setzte sich.
    »Ich werde dich Klecks nennen, nicht wahr, mein Kleiner?« schlug sie vor. Der Wolf knurrte bedrohlich, aber Hildy nahm einen Bergkristall aus der Tasche und hielt ihn hoch. Der
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