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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt
Autoren: H Coben
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Megans Nummer zu wählen. Doch Ray würde nie auf die Wählen-Taste drücken, und er würde Megan – Cassie – nie wiedersehen.
    Megan Pierce schloss den Sub-Zero-Designerkühlschrank und betrachtete ihre beiden Kinder durch die Erkerfenster der Frühstücksnische. Draußen im Garten ärgerte ihre fünfzehnjährige Tochter Kaylie ihren kleinen Bruder Jordan. Megan war kurz davor, das Fenster zu öffnen und Kaylie zum x-ten Mal aufzufordern, damit aufzuhören. Aber heute war ihr einfach nicht danach.
    Geschwister zankten nun einmal. Das gehörte dazu.
    Im Fernsehzimmer lümmelte Dave in einer grauen Jogginghose mit der Fernbedienung in der Hand auf der Couch herum.
    »Kaylie hat Fußballtraining«, sagte sie.
    »Ich fahr sie hin.«
    »Wahrscheinlich kann sie mit Randi zurück nach Hause kommen.«
    »Das wäre gut«, sagte Dave. »Ich kann kaum erwarten, dass sie ihren Führerschein macht und selbst fahren kann.«
    »Nach allem, was ich so gehört habe, kannst du es doch.«
    Dave setzte sich auf und lächelte ihr zu. Sie erwiderte das Lächeln. Er klopfte auf den Platz neben sich.
    »Setzt du dich zu mir?«, fragte er.
    »Ich muss noch zig Sachen erledigen.«
    »Nur fünf Minuten.«
    Megan setzte sich auf die Couch. Dave legte den Arm um sie und zog sie zu sich heran. Sie kuschelte sich an ihn und legte ihm den Kopf auf die Brust. Er zappte weiter, wie es seine Art war. Sie ließ ihn gewähren. Die Bilder flackerten in schneller Folge vorbei.
    Megan wusste, dass es nicht perfekt war. Langfristig war es vielleicht nicht einmal in Ordnung. Aber es war endlich ehrlich. Sie wusste nicht, wie es sich entwickeln würde, aber im Moment fühlte sich alles ziemlich gut an. Sie sehnte sich nach Normalität. Es gefiel ihr, die Carpools zu fahren, das Mittagessen zuzubereiten, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen und mit dem Mann, den sie liebte, nichts im Fernsehen zu gucken. Sie hoffte, dass dieses Gefühl Bestand haben würde, aber die Geschichte und das Wesen des Menschen sprachen dagegen. Irgendwann würde sie wieder rastlos werden. Das musste eigentlich passieren. Kummer, Angst, Leidenschaft, das dunkelste aller Geheimnisse – nichts hielt ewig. Doch wenn sie tief durchatmete und durchhielt, konnte sie dieses Gefühl jetzt vielleicht noch etwas aufrechterhalten – zumindest noch eine Weile.
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