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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt...
Autoren: Léo Malet
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Keinen
Schlüssel.“
    „Dann hat also der Kerl, der ihn
umgebracht hat... Wie übrigens?“
    „Was übrigens?“
    „Wie hat er ihn umgebracht?“
    „Durch zwei Schüsse. Der
Gerichtsmediziner hat die Kugeln gefunden.“
    „Der Mörder hat ihm den Schlüssel
geklaut. Gehen wir also mit ihm in die Rue Henri-Rochefort. Alleine, so wie ich
gestern nacht. Dorthin hatte ich mich nämlich zurückgezogen. Ich fühlte mich
woanders so unsicher... Aber auch in dem Salon von Mutter Mèneval erlebte ich
eine Überraschung. Um halb drei nachts bekam ich nämlich Besuch. Zwei
zwielichtige Gestalten, die sich wie zu Hause fühlten. Hatten sogar einen
Schlüssel fürs Gartentor! Wie Chambefort, wenn Sie mir folgen können.“
    „Kann ich“, bemerkt Faroux trocken.
    „Einer von den beiden war Sarfotti. Sarfotti,
den die Polizei so schlecht bewacht hatte und der sich jezt,seine“ Diamanten
holen wollte.“
    „Um Himmels willen, Burma! Und den
haben Sie laufenlassen?!“
    „Ich bin doch kein Flic“, sage ich
lachend.
    „Ich weiß nicht, was es da zu lachen
gibt“, knurrt der Kommissar. „Erzählen Sie mir lieber in allen Einzelheiten,
was die beiden gemacht und gesagt haben. Vielleicht hilft uns das weiter. Und
keine Taschenspielertricks wie der mit dem Schlüssel, wenn ich bitten darf, ja?
Sarfotti kann Chambefort nämlich gar nicht umgebracht haben. Zu der Zeit saß
der nämlich in Marseille im Kasten.“
    „Hab ich behauptet, der Mörder heiße
Sarfotti? Nein, also! Das war der andere, der auch den Schlüssel besaß. Bei dem
können Sie übrigens Sarfotti finden, falls Sie ihn immer noch su...“
    „Und wer ist dieser andere?“ schreit
Faroux.
    Ich reiche ihm mein Taschentuch.
    „Hier, wischen Sie sich den Schaum vom
Mund... Der andere ist keiner aus Ihrer Kartei, sondern einer aus dem
gutbürgerlichen Lager. Ein Geschäftsmann mit wenig Skrupeln. Er mochte Désiris nicht besonders, hat ihn aber mit Sarfotti
zusammengebracht. (Diese Version gefällt mir besser als die Geschichte vom
zufälligen Kennenlernen beim Autokauf, die Brousse mir erzählt hat!) Er wußte
nämlich, daß der Ingenieur in der Lage war, Sarfottis U-Boot-Idee in die Tat
umzusetzen. Und daß Désiris Geld brauchte, war ihm ebenfalls bekannt. Dieser
andere ließ das Genie durch Chambefort überwachen, weil er die Erfindung für
sich verwerten wollte. Warum er dann Chambefort umgebracht hat, weiß ich nicht.
Aber er wird’s Ihnen bestimmt mit dem größten Vergnügen erzählen, falls Sie ihn
schnappen sollten. Ich vermute, daß Chambefort alleine absahnen wollte. Wie dem
auch sei, der feine Herr bringt seinen Helfer um. Bevor er ihn an Ort und Stelle
beerdigt, nimmt er ihm den Schlüssel ab. Und so verkündet er Sarfotti, der
nicht wußte, wie er ins Haus kommen konnte: ,Einen Schlüssel? Kein Problem. Ich hab einen.“ Die beiden machen sich auf den Weg,
durch Nacht und Wind, im kalten November.“
    „Genug Literatur!“ schnauzt Faroux.
„Ich brauch den Namen!“
    „Name, Adresse, alles, was Sie wollen! Er wohnt in der Avenue de la Grande-Armée. Name: August André Labouchère, der Schwiegervater des
Genies.“
    Gut, daß ich Faroux mein Taschentuch
gegeben habe. Auch den anderen steht Schaum vor dem Mund.
     
    * * *
     
    Am nächsten Tag komme ich um drei in
die Agentur. Hélène begrüßt mich mit einem ungeduldigen:
    „Und?“
    „Die beiden bösen Buben sind heute in
aller Herrgottsfrühe verhaftet worden. Sarfotti und der Sänger. Ich nenne ihn
Sänger, weil... Sarfotti sagt keinen Ton, aber er meint, daß Labouchère ihn
verpfiffen hat. Der Sänger ist nämlich sehr gesprächig. Er ist schon seit
einiger Zeit in der Unterwelt zu Hause. Seine Frau und seine Tochter wußten von
nichts. Für seine Tochter hatte er sich eine etwas glänzendere Partie als
diesen Désiris erträumt. Er haßte seinen Schwiegersohn von ganzem Herzen,
obwohl er dessen geniale Fähigkeiten kannte. Als Sarfotti die U-Boot-Pläne
schmiedete, hat Labouchère den Kontakt zu Désiris hergestellt. Das U-Boot
erleichterte nicht nur den Zigarettentransport, sondern verwickelte auch den
ungeliebten Schwiegersohn in unsaubere Geschäfte.“
    „Und an dieser Verwicklung ist Désiris
dann gestorben. Kann man das so sagen?“
    „Kann man. Da sehen Sie, was für ein
Sängerknabe dieser Labouchère ist! Désiris arbeitete also für seinen
Schwiegervater, ohne es zu wissen. Mit dem Geld von Sarfotti richtete er sich
auf der Île de la Grande-Jatte ein. Der Sänger
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