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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt...
Autoren: Léo Malet
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Päckchen geraucht, wahrscheinlich in der
Werkstatt auf der Île de la Grande-Jatte. Da haben wir nämlich ein Tuch
gefunden, daß dieser Yolande gehört... hat. Viele Zigaretten haben sie geraucht
und jede einzeln auf ihrer Haut ausgedrückt. Zigaretten sind die Spezialität
ihrer Peiniger.“
    Hélène erschauert und schlägt
schützend ihren Mantelkragen vors Dekolleté, den Blick ängstlich auf die
Zigarette in Faroux’ Hand gerichtet. Aber der Kommissar wirft die Kippe
angeekelt in den Aschenbecher.
    „Ja, Zigaretten sind ihre
Spezialität“, wiederholt er. „Hier, noch ‘ne Probe ihres Könnens.“
    Ich darf mir weitere Kunstwerke
ansehen. Diese Fotos zeigen eine andere Frau, ebenfalls nackt. Offensichtlich
erwürgt, auf der Haut kleine schwarze Punkte...“
    „Angèle Varlet“, kommentiert Faroux.
„Sie war Sarfottis Freundin hier in Paris. Wir haben es erst durch ihr... äh...
Abenteuer erfahren.“
    „Letzten März, hm? Stand damals in der
Zeitung.“
    Faroux nickt. Ich fahre fort:
    „Sie wußte, daß ihr starker Freund dem
Ingenieur Désiris irgend etwas anvertraut hatte. Die
Kerle, die mir in der Rue du Dobropol begegnet sind, haben sie gefoltert, und
sie hat ausgepackt. Aber das hat den bösen Buben nicht besonders geholfen.
Désiris war inzwischen tot. Seine Villa in der Rue Alphonse-de-Neuville wurde
überwacht. Dort konnten sie also nicht suchen. Sie wußten ja nicht, daß die
Polizei den Fall Désiris so schnell begraben hatte wie die beiden Leichen. Die
Schatzsucher mußten sich verkriechen, bis Brousse, der sich ebenfalls
verstecken mußte, wieder bei Consuelo auftauchte. Brousse kannte Yolande und
vermutete, daß das Mädchen Bescheid wußte. ,Mit der
sollten wir mal ‘n Sätzchen reden“, haben sich die Burschen gesagt. Gesagt,
getan. Auf zu Huguette de Mèneval, um die neue Adresse von Désiris’ „Witwe“
rauszukriegen. Die ausgediente Hure konnte aber nur sagen, daß Yolande aus
Paris fortgegangen war , ,zum Film“. Die Männer werfen
noch einen Blick auf das ehemalige Liebesnest und hauen ab. Eigentlich hätten
sie wiederkommen und in aller Ruhe nachsehen müssen. Aber aus irgendeinem Grund
haben sie das nicht gemacht. Inzwischen veröffentlicht die Presse an jeder Ecke
Fotos von Dany Darnys, dem neuen Sternchen am Filmhimmel. Brousse
& Co. lassen sich durch die Ähnlichkeit der Schauspielerin mit Yolande
täuschen, zwei von ihnen dringen bei Dany Darnys ein, suchen die Narbe auf dem
Innenschenkel, finden sie nicht (weil sie sich auf Yolandes Innenschenkel
befindet!) und ziehen enttäuscht wieder ab.
    Bis Yolande nach Paris zurückkommt,
halten sich Brousse und seine Freunde weiterhin versteckt. Den Rest kennen Sie,
Florimond. Die Gangster sind jetzt überzeugt davon, bei Yolande an der
richtigen Adresse zu sein. Ein ganz bestimmtes Detail nimmt ihnen den letzten
Zweifel. Aber sie sind auf dem Holzweg. Brousse will aus der Interessengemeinschaft
austreten, was ihm sehr übelgenommen wird...“
    „Würden Sie mir vielleicht verraten“,
unterbricht mich Faroux, „von welchem Detail Sie sprechen? Und was haben die
Gangster überhaupt so dringend gesucht?“
    „Das Detail ist ein Ring. Besser
gesagt, der Stein in einem Ring. Und was die Kerle gesucht haben und noch immer
suchen, habe ich mitgebracht.“
    Ich stehe auf, gehe zu meiner
vielbestaunten Tasche und nehme den Beutel heraus. Dann kippe ich dem Kommissar
die Diamanten der Zigarettenschmuggler auf die Schreibunterlage.
    „Die Würfel sind gefallen“, verkünde
ich. „Rien ne va plus. Drei- oder vierhundert Millionen liegen auf dem
Teppich!“ Das Staunen ist groß. Faroux flucht und fragt dann:
    „Wo haben Sie denn das her?“
    Gemächlich setzte ich mich wieder.
    „Aus der Zimmerdecke einer Villa in
der Rue Rochefort...“ Ich erkläre kurz den raffinierten Mechanismus.
    „Drei-, vierhundert Millionen“,
wiederholt mein Freund Florimond verträumt. „Dafür lohnt es sich, drei Leute
umzubringen. Angèle Varlet, Yolande Mège, Pierre Brousse.“
    „Da ist noch einer“, werfe ich ein.
    „Ach ja, Chambefort.“
    „Nein, nein, mein Lieber! Den haben
nicht die Diamanten getötet. Bei ihm war’s die Erfindung. Wohlgemerkt,
Florimond! Ich sage Erfindung, nicht Erfinder. Denn Désiris hat Chambefort
nicht umgebracht.“
    „Woher wissen Sie das?“ wundert sich
der Kommissar. „Das haben wir der Presse noch gar nicht mitgeteilt.“
    „Nur so ‘ne Idee von mir. Dann stimmt
das also?“
    „Ja. Désiris war schon
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