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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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wie verliebt sie waren. Nun schien ja doch noch alles gut zu werden. Sie hatte es sich doch so gewünscht. Einen leisen Stich versetzte ihr aber dann der Gedanke, dass sie dann überflüssig war, wenn eine junge Frau in das Haus ihres Doktors einzog. Aber nur einen Augenblick, dann überwog die Freude.
      Sie wollte sich gerade wieder diskret zurückziehen, als Janina sie auch schon entdeckt hatte. „Kommen Sie doch herein, Frau Krämer“, rief sie ihr zu. „Für Sie ist hier auch noch ein Platz. Der kleinen Natalie geht es schon wieder besser“, berichtete sie ihr, als die Haushälterin zögernd näherkam. „Sie müssen sich jetzt keine Sorgen mehr um die Kleine machen. Ich habe doch gemerkt, wie gern Sie das Kind haben.“
      „ Natalie ist ein besonderes Kind“, stellte die alte Frau versonnen fest. „Man muss sie einfach gern haben. Mir geht es wie Frau Köhler. Ich mag gar nicht daran denken, wie es mit der Kleinen jetzt weitergehen wird.“
      „ Dann sind wir jetzt zu viert“, stellte Janina fest. „Solange Herr Sommer nichts unternimmt, kann niemand für das Kind etwas tun. Es sei denn, Frau Köhler macht selbst eine Anzeige beim Jugendamt.“
      „ Das würde allerdings bedeuten, dass Natalie sofort abgeholt und in ein Heim gebracht wird“, erklärte Michael.
      Die Haushälterin schaute bedeutungsvoll auf die beiden ineinander verschlungenen Hände des jungen Paares.
      „ Ich könnte mir vorstellen, dass man Natalie davor schützen könnte, wenn sich rechtzeitig ein junges Paar fände, das sich bereit erklärt, das Kind in Pflege zu nehmen.“
      „ Ich ahne bereits, an wen Sie dabei denken könnten, Frau Krämer“, sagte der Arzt seufzend. „Gar nicht schlecht die Idee, das muss ich zugeben. Leider werde ich aber schon in ein paar Tagen nicht mehr hier sein. Ich warte schon jeden Tag darauf, dass man mir die Reiseunterlagen zuschickt. Das lässt sich nun leider nicht mehr rückgängig machen, Frau Krämer. Ich gäbe viel darum, wenn ich eher auf Sie gehört hätte.“
      Er tat ihr so leid. Auch das Gesicht der jungen Lehrerin war auf einmal wieder so traurig, sie konnte kaum hinsehen.
      „ Eigentlich wollte ich das ja lieber für mich behalten, Herr Doktor“, begann sie zögernd. „Ich habe nämlich Angst, dass Sie mit mir schimpfen.“
      „ Warum sollte ich das tun, Frau Krämer? Ich war in letzter Zeit oft ungerecht“, klagte er sich an. „Dabei wusste ich genau, wie gut Sie es immer mit mir gemeint haben. Heute tut es mir leid. Sie werden mir fehlen.“
      „ Sie müssen nicht weggehen, wenn Sie nicht wollen, Herr Doktor.“
      „ Natürlich muss ich das“, sagte er unwillig, weil sie nicht begreifen wollte. „Ich kann das nicht mehr rückgängig machen. Sobald ich mein Ticket habe ...“
      „ Es wird nicht kommen, weil ich leider vergessen habe, die Briefe zur Post zu bringen“, gestand sie. „Ich habe sie heute erst in meiner Handtasche gefunden. Wenn Sie wollen, dass ich das noch nachholen soll, dann müssen Sie es mir sagen, Herr Doktor.“
      „ Darum also habe ich immer vergeblich auf Post gewartet.“ Er war so überrascht, dass er eine ganze Weile brauchte, bis er begriff, was dieses Geständnis für ihn bedeutete. Das Schicksal gab ihm noch eine Chance, und die wollte er festhalten.
      „Weißt du, was das für uns bedeutet, Janina?“, fragte er. „Wir können heiraten. Das heißt, wenn du mich auch wirklich willst.“
      „ Ich brauche Bedenkzeit“, meinte sie schelmisch. „Schließlich ist es eine Entscheidung auf Lebenszeit. Ich würde Sie jetzt am liebsten umarmen, Frau Krämer“, gestand Janina dann übermütig. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie einen sechsten Sinn für alles haben, was Sie tun.“
      „ Umarmen solltest du aber lieber mich“, beklagte sich Michael. „Du lobst Frau Krämer dafür, dass sie noch immer mit meinen Briefen in ihrer Handtasche herumspaziert. In diesem besonderen Fall bin ich Ihnen natürlich auch riesig dankbar dafür …“
      „ Dann sag jetzt nichts mehr, Liebling.“ Janina verschloss ihm die Lippen mit einem zärtlichen Kuss. „Wir sind Frau Krämer beide sehr dankbar, dass sie ein wenig Schicksal gespielt hat“, meinte sie dann schelmisch, „ob geplant oder ungeplant spielt doch jetzt wirklich keine Rolle mehr. Sie bleiben doch bei uns, auch wenn wir eines Tages verheiratet sind?“, vergewisserte sie sich. „Wir kommen ohne Sie nicht zurecht, Frau Krämer. Wer soll sich denn
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