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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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damit diese Allergie verschwindet“, erklärte Janina der alten Frau geduldig.
      Als Michael zurückkam, hatte sie alle Vorbereitungen getroffen. Das unerwartete Bad machte der Kleinen sichtlich Spaß. Die Beschwerden schienen verschwunden zu sein. Erst als Michael das Kind dann wieder aus der Wanne heben wollte, wurde es richtig zornig. Es patschte mit seinen Händen ins Wasser. Ein breiter Strahl übergoss seinen dunklen Haarschopf. Dünne Rinnsale liefen über sein Gesicht und tropften schließlich auf sein weißes Leinenhemd.
      Janina konnte nicht anders. Sie musste auf einmal lachen. Es war aber auch zu komisch, wie verdattert er aussah. Hoffentlich nahm er es nicht übel, dass ihn die Kleine nass gespritzt hatte. Im Augenblick wirkte er ziemlich hilflos.
      Plötzlich ging auch ein leises Schmunzeln über sein Gesicht. „Du kleiner Schelm“, meinte er zu Natalie gewandt und hob scherzhaft drohend den Finger. „Das hast du ja fein hingekriegt.“
      Die Kleine gluckste vor Vergnügen. Sie hatte es geschafft, dass sie noch eine Weile im Wasser bleiben durfte. Schließlich war es Janina, die sie aus der Wanne holte. Natalie war so überrascht, dass sie sich erst wehrte, als es schon zu spät war.
      Als Janina und Michael sich bald danach von Frau Köhler verabschiedeten, konnten sie der alten Frau anmerken, dass sie schon wieder ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft schaute. „Ich komme heute gegen Abend noch einmal vorbei, um nach der Kleinen zu sehen“, versprach Michael. „Es besteht aber kein Grund zur Sorge.“
      Schweigend begleitete er Janina dann zu ihrem Auto. Er hielt sie am Arm fest, als sie sofort einsteigen wollte. „Können wir uns noch sehen“, bat er. „Ich habe da einige Fragen, die ich gerne beantwortet hätte.“
      „ Von mir?“, fragte sie verwundert. „Ich wüsste nicht, was das sein könnte.“
      „ Lass uns ein Stück spazieren gehen, Janina“, bat er. „Ich kann nicht weggehen, ohne vorher einiges geklärt zu haben.“
      Sie sträubte sich nicht länger. Das war es doch, was sie sich erhofft hatte. Außerdem durfte sie nicht vergessen, dass Frau Krämer ihre ganze Hoffnung auf sie setzte.
      „ Siehst du, hier sind die Häuser schon zu Ende“, stellte er aufatmend fest. „Ich werde diese unendliche Weite vermissen. Die Wiesen und Felder, in denen man auch noch längst selten gewordene Pflanzenarten entdeckt, weil die Bauern hier mit Chemie noch sehr vorsichtig umgehen.“
      „ Dich schickt niemand fort, Michael. Es ist allein deine Entscheidung“, sagte sie leise.
      „ Das ist richtig. Wenn du wüsstest, was geschehen ist, würdest du verstehen, dass ich gar nicht anders handeln kann, Janina. Ich war sehr glücklich hier in Diebach, und ich hatte eigentlich auch vor, bis an mein Lebensende hier zu bleiben. Aber das geht jetzt nicht mehr, nach allem, was geschehen ist. Du ahnst ja nicht, was es für mich bedeutet hat, dieses Kind zu sehen und zu wissen, was ich ihm angetan habe“, gestand er erschüttert. „Meine Schuld ist mir erst dadurch so richtig bewusst geworden. Aber das kannst du natürlich nicht verstehen, Janina. Du würdest mich dafür verachten, wenn du die Wahrheit kennen würdest.“
      „ Ich kenne sie, Michael. Und ich weiß, dass du eigentlich gar keinen Grund hast, irgendwelche Schuldgefühle zu haben.“
      „ Du weißt alles?“, unterbrach er sie entsetzt und blieb abrupt stehen. „Von wem? Ich weiß schon, Frau Krämer war natürlich bei dir. Dabei habe ich sie doch gebeten …“
      „ Sei froh, dass sie mir alles gesagt hat. Die Frau hat dich gern, Michael. Sie würde bestimmt eine Menge dafür tun, damit du hierbleibst“, sagte Janina ernst.
    „ Du wüsstest längst Bescheid, wenn du gleich auf sie gehört hättest. Frau Sommers Tod hat nur indirekt mit dir zu tun. Die Frau hätte nie aufgehört, Geld von dir zu fordern, solange noch etwas von dir zu holen war. Du bist nämlich nur einer unter vielen, die sie um ihr Vermögen gebracht hat.“ Janina geriet immer mehr in Rage, beseelt von dem Wunsch, ihn endlich zur Vernunft zu bringen.
      Er ließ alles über sich ergehen. „Bist du wirklich sicher, dass das die Wahrheit ist?“, fragte er schließlich bedrückt.
      „ Hältst du Frau Krämer für eine Lügnerin? Frau Köhler wird dir alles bestätigten, falls du noch Zweifel hast. Natalie wurde nie von ihrem Vater entführt. Er interessiert sich nicht einmal für das Kind. Das war auch so eine Lüge, um
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