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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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wahrscheinlich auf. Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich ja später noch einmal wiederkommen. Ich muss auf alle Fälle heute noch mit Ihnen reden.“
      „ Warum nicht gleich? Für mich spielt es wirklich keine Rolle, ob ich schon früh am Morgen oder erst gegen Mittag zu meinem Spaziergang aufbreche. Was kann ich für Sie tun, Frau Krämer? Möchten Sie in meine Wohnung mit hinaufkommen? Oder ist es Ihnen lieber, wenn wir uns hier im Schulhof auf eine Bank setzen?“
      „ Belauschen kann uns doch hier keiner?“ Die Besucherin schaute sich um. Weit und breit war niemand zu sehen. „Bleiben wir lieber gleich hier, Frau Meisner, dann spare ich mir die Treppen. Meine Knie tun in letzter Zeit immer so weh. Der Doktor will mich schon lange einmal zum Röntgen schicken, weil er eine Arthrose vermutet, aber bisher hat
    mir immer die Zeit dazu gefehlt. Die habe ich jetzt allerdings ausreichend “, stellte sie fest, während sie sich erleichtert auf der Bank niederließ. „Er hat mir gekündigt. Ich weiß mir einfach keinen Rat mehr, Frau Meisner, darum bin ich ja auch so froh, dass ich jetzt mit Ihnen reden kann. Der Mann ist ja so stur“, sagte sie seufzend. „Ich könnte ihm bestimmt helfen, wenn er mir nur einmal zuhören würde.“
      „ Reden Sie von Doktor Baumann?“, erkundigte sich die Lehrerin. „Da sind Sie bei mir leider an der falschen Adresse. Ich habe nichts mehr mit ihm zu tun.“
      „ Das können Sie doch nicht machen, Frau Meisner. Dann wäre ich ja ganz umsonst hergekommen“, stellte die alte Frau bitter enttäuscht fest. „Sie waren doch meine einzige Hoffnung. Auf Sie hätte Doktor Baumann bestimmt gehört.“
      Janina tat es ehrlich leid, dass sie die Besucherin so abspeisen musste. Zögernd fragte sie: „Wie kommen Sie darauf, dass Doktor Baumann ausgerechnet auf mich hören würde?“
      „ Weil er Sie liebt, ist doch klar.“ Die Haushälterin wusste auf einmal ganz genau, wie sie vorgehen musste, um ihren Plan durchzusetzen. „Von mir hat sich Doktor Baumann leider jede Einmischung verboten, darum hat er mich ja auch entlassen. Aber Sie könnten ihn dazu bringen, dass er wieder vernünftig wird. Sie müssten ihm ja nur erzählen, was ich in Windsheim erfahren habe.“
      „ Sie täuschen sich in punkto Liebe, Frau Krämer, aber ich könnte einen Versuch machen und zu ihm gehen“, meinte Janina zögernd. „Dazu müssten Sie mir aber zuerst einmal erzählen, um was es dabei geht. Versprechen kann ich Ihnen aber nichts.“
      Die Besucherin atmete sichtlich erleichtert auf, als sie doch noch die Möglichkeit erhielt, über ihren Ausflug nach Windsheim zu berichten. „Der einzig Schuldige am Tod von Bettina Sommer ist ihr Mann“, sagte sie überzeugt. „Aber den kann leider kein Gericht der Welt verurteilen, weil Spielsucht nicht strafbar ist. Frau Sommer hat viele Leute um ihr Geld gebracht, um die Sucht ihres Mannes zu finanzieren. Auch Doktor Baumann. Sie muss erfahren haben, dass er ein Herz aus Gold hat. Er ist ein Mensch, der für alle nur das Beste will“, sagte sie und hatte auf einmal feuchte Augen. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er weggeht, darum bin ich hier, Frau Meisner.“
      Janina hatte mit Spannung zugehört. Darum also war ihr Michael oft so bedrückt vorgekommen, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Er wollte ja helfen, aber irgendwann wusste er anscheinend nicht mehr, wo er das Geld hernehmen sollte, weil die Forderungen nie aufhörten.
      „ Sie müssen zu Doktor Baumann gehen, und ihm sagen, dass er gar keinen Grund hat, sich schuldig zu fühlen“, drängte die Haushälterin. „Frau Sommer hätte nie Ruhe gegeben, solange sie noch die Hoffnung hatte, dass er ihr Geld geben würde. Sie war ihrem Mann regelrecht hörig, vermutet Frau Köhler. Wie ist es, Frau Meisner? Werden Sie mir helfen?“
      „ Ich versuche es“, entschied Janina zögernd. „Versprechen Sie sich aber nicht zu viel davon. Wahrscheinlich wird es mir genau wie Ihnen ergehen. Er wird sich jede Einmischung strikt verbeten.“
      „ Da habe ich keine Sorge, Janina. Ich darf Sie doch so nennen?“ Als die Lehrerin nickte, fuhr sie fort: „Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich habe das sichere Gefühl, dass doch noch alles gut wird.“ Erschrocken schaute sie auf ihre Uhr und stellte fest, dass schon in wenigen Minuten der Bus nach Windsheim fuhr. „Ich habe Frau Köhler versprochen, dass ich sie bald wieder besuche“, erklärte sie. „Schließlich möchte ich
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