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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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Medizin, damit dieses Jucken aufhört. „Wissen Sie, bei welchem Kinderarzt Natalie war?“, wandte sie sich fragend an Frau Köhler. „Windsheim hat meines Wissens gar keinen Kinderarzt. Aber vielleicht weiß ich es nur nicht.“
      „ Frau Sommer war bei Doktor Baumann in Behandlung“, sagte Frau Krämer schnell. „Er wüsste sicher am ehesten, was dem Kind fehlt.“
      Janina zögerte. Sie wusste genau, was die alte Frau dachte. Es würde nicht leicht sein, Michael zum Kommen zu überreden, nachdem er eigentlich gar nicht mehr praktizierte. Nach ihrer Meinung konnte die Kleine nur irgendeine Allergie haben. Diese Erkrankung nahm ja in letzter Zeit immer mehr zu, wie sie schon gelesen hatte. Aber sie war kein Arzt, und sie konnte dem Kind vor allem auch keine Medizin verordnen, die ihm ein wenig Erleichterung brachte.
      „ Kann ich bei Ihnen irgendwo telefonieren, Frau Köhler?“, bat sie die alte Frau, die sich erleichtert darüber, für eine Weile die Verantwortung abgeben zu können, in einem Lehnstuhl am Fenster niedergelassen hatte.
      „ Ich zeige es Ihnen sofort.“ Sie führte die Lehrerin in ihr Schlafzimmer. „Ich fühle mich sicherer, seit es hier ist“, erklärte sie. „Man weiß ja nie.“
      Janina wusste, was sie damit sagen wollte. Nervös blätterte sie in dem Telefonbuch, das sie auf dem Nachttisch fand. Ihr Herz klopfte wie wild, als der Arzt sich dann meldete.
      „ Es tut mir leid, dass ich dich stören muss, Michael“, begann sie sofort mit unpersönlicher Stimme. „Ich brauche deine Hilfe. Ich weiß wirklich nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte.“
      „ Um was geht es, Janina? Solange ich noch da bin, helfe ich dir natürlich gern.“
      „ Ich bin hier bei Frau Köhler in Windsheim. Sie hat mich gebeten, dass ich mir Natalie einmal ansehe. Die Kleine ist krank, Michael. Sie tut mir so leid. Kannst du nicht etwas für sie tun?“ Gespannt wartete sie dann, was er dazu sagen würde.
      „ Natalie?“, fragte er unsicher. „Gibt es denn in Windsheim auf einmal keine Ärzte mehr, die sich um ein krankes Kind kümmern können?“
      „ Ich habe es noch nicht versucht, Michael. Nachdem Frau Sommer deine Patientin war, habe ich angenommen …“
      Natalie, natürlich. So hieß doch Bettina Sommers Kind, das ihr Mann damals entführt hatte. Darum also war ihm der Name sofort bekannt vorgekommen.
      „ Du musst der Kleinen helfen, Michael“, bettelte sie. „Frau Köhler ist eine alte Frau, die selbst nicht mehr richtig auf dem Posten ist. Da Frau Sommer ja nun leider tot ist, lastet die ganze Verantwortung für das Kind nur auf ihr. Der Vater hat sich sofort aus dem Staub gemacht. Nachdem Natalie nun auch noch krank geworden ist, wird ihr das alles zu viel. Hier muss dringend etwas geschehen, Michael“, sagte sie eindringlich. „Die Kleine tut mir vor allem so leid, darum musste ich dich einfach anrufen. Könntest du dir nicht die Zeit nehmen, und sie dir einmal anschauen?“
      Er schien einen schweren Kampf mit sich auszufechten. „ Ich komme sofort. Bleib inzwischen bei dem Kind, Janina“, sagte er knapp und legte sofort auf.
      Janina fiel ein Stein vom Herzen. Michael hatte sie nicht einmal gefragt, was der kleinen Patientin fehlte. Ein wenig schuldig fühlte sie sich schon, weil er jetzt sicher annahm, dass das Kind schwer erkrankt war. Er würde kaum herkommen, wenn ich ihm gesagt hätte, dass es sich um einen Hautausschlag handelt.
      Ich bin schließlich kein Fachmann, beruhigte sie sich. Und über Kinderkrankheiten weiß ich auch nicht Bescheid, nachdem ich noch keine eigenen Kinder habe. Zu mir kommen sie in der Regel erst, wenn sie die schon hinter sich haben. Also kann mir Michael auch keinen Vorwurf machen.
      Das tat er auch nicht. Das kleine Zimmer wirkte auf einmal noch dunkler, als er mit seiner mächtigen Gestalt vor dem Bett des Kindes stand. Frau Krämer hatte sofort die Flucht ergriffen, als es an der Haustür klingelte. Sie hielt sich mit Frau Köhler im Wohnzimmer auf. Sie überließ Janina die Aufgabe, den Arzt hereinzulassen.
      „ Könntest du den Rollladen hochziehen, Janina?“, bat er, während er sofort mit seiner Untersuchung begann. „Ich sehe hier kaum noch etwas.“
      Natalie verzog das Gesicht, als ob sie jeden Augenblick zu weinen anfangen wollte. Der fremde Mann schien ihr nicht geheuer zu sein. Als er aber beruhigend auf sie einsprach, wurde sie zusehends ruhiger. Janina kam es so vor, als ob auch der
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