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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janina Mantoni
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die Haustür zufallen. Seine Haushälterin schien noch einmal zurückgekommen zu sein. Dabei hatte er angenommen, dass sie längst nach Hause gegangen war.
      Sie steckte den Kopf zur Tür herein. „Einen Kaffee darf ich Ihnen doch sicher noch bringen, Herr Doktor?“, erkundigte sie sich gut gelaunt. „Ich habe
    Ihnen auch noch ein St ück Heidelbeerkuchen aus der Bäckerei mitgebracht. Den essen Sie doch so gern.“
      „ Ich will gar nichts, Frau Krämer, nur meine Ruhe“, sagte er grob. „Es gibt hier nichts mehr zu tun. Sie könnten schon längst zu Hause sein.“
      Er hasste sich selbst dafür, dass er so unfreundlich war, aber sie musste endlich begreifen, dass er in Frieden gelassen werden wollte. Als ihm dann auffiel, wie verletzt sie war, hätte er sie am liebsten in den Arm genommen, um sie um Verzeihung zu bitten.
      „ Ich muss Ihnen etwas erzählen, Herr Doktor“, begann die alte Frau nun wild entschlossen. „Und ich rate Ihnen, mir ausnahmsweise einmal gut zuzuhören. Ich war heute Nachmittag in Windsheim. In der Rosenstraße dreizehn.“ Sie wartete gespannt auf irgendeine Reaktion, aber ihm schien nichts aufzufallen. „Ich wollte versuchen, etwas mehr darüber zu erfahren, warum Frau Sommer ...“
      „ Ich will nichts mehr darüber hören, Frau Krämer“, unterbrach er sie zornig. „Sie haben gar nicht das Recht, sich da einzumischen, nachdem ich es Ihnen ausdrücklich verboten hatte. Was immer Sie auch gehört haben, es ändert nichts an meinem Entschluss. Die letzten Tage, die ich noch hier sein muss, kann ich schon alleine für mich sorgen. Und jetzt möchte ich gerne in Ruhe telefonieren.“
      Sie stand da und schaute ihm zu, wie er verbissen in seinem Telefonbuch blätterte. Das war also jetzt meine Entlassung, schoss es ihr durch den Kopf. Auf das Geld war sie längst nicht mehr angewiesen, das sie sich hier verdient hatte, aber sie war zutiefst enttäuscht von ihrem Doktor, dass er sie nicht einmal anhören wollte.
    Nun war die Fahrt nach Windsheim ja doch umsonst, stellte sie bitter enttäuscht fest, während sie aus dem Zimmer ging. Solange ihr Doktor so starrköpfig blieb, konnte sie ihm nicht erzählen, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Dabei war sie fest davon überzeugt, dass ihn diese Neuigkeiten zum Umdenken bringen könnten.
      Wehmütig schaute sie sich noch einmal um, ehe sie das Doktorhaus verließ. Sie war davon überzeugt, dass sie nicht mehr den Mut haben würde, noch einmal hierherzukommen.
    * * *
      Sechs Wochen Ferien lagen vor ihr. Janina kamen sie wie eine kleine Ewigkeit vor. Sie hatte es sich angewöhnt, gleich über Stunden andauernde Spaziergänge zu machen, aber auch dabei kreisten ihre Gedanken immer nur um die Frage, aus welchem Grund Michael sich schon nach wenigen Stunden so verändert haben könnte. Warum hatte er sie noch kurz zuvor so heftig umworben? Ich hätte darauf bestehen müssen, dass er mir sein Verhalten erklärt, sagte sie sich. Aber gleich darauf sah sie ein, dass sie gar nicht anders handeln konnte, wenn sie nicht auch noch ihren letzten Rest Stolz verlieren wollte.
      Ich hätte meinem Vorsatz treu bleiben müssen, warf sie sich vor. Die Erfahrung mit Rainer hätte doch genügen müssen, um für alle Zeiten den Glauben an die wahre Liebe aufzugeben.
      Janina war auf einem Hügel angelangt, von dem aus sie den ganzen Ort überblicken konnte. Sie liebte den Ausblick. Im Schatten eines alten Apfelbaumes ließ sie sich nieder um sich ein wenig von dem weiten Marsch zu erholen. Das alte Schulhaus war von hier aus schon gut zu erkennen. Mit Schaudern dachte sie daran, dass sie die nächsten Wochen ganz alleine dort wohnen musste, nachdem ihre Kollegin in den Urlaub gefahren war. Mit einem Hund würde sie sich bedeutend sicherer fühlen. Außerdem würde sie sich dann auch nicht mehr so entsetzlich verlassen vorkommen.
      „ Hier finde ich dich also, Janina“, sagte auf einmal eine Männerstimme leise neben ihr.
      Sie brauchte gar nicht aufzuschauen, um zu wissen, dass es Michael war. Was wollte er von ihr? Warum musste er ausgerechnet hier vorbeikommen?
      „ Ich gehe weg von Diebach, Janina“, begann er stockend. „Wahrscheinlich schon in einigen Tagen. Vorher muss ich dir aber noch etwas sagen.“
      „ Das musst du nicht, Michael“, unterbrach sie ihn scharf. „Wir hatten beide unseren Spaß, und jetzt ist eben Schluss damit. Ein bisschen schneller zwar, als ich mir das vorgestellt hatte, aber warum eigentlich

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