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Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe
Autoren: Marte Cormann
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verlieben, an unserem Wochenende. Aber – es ist einfach passiert.«
    Verärgert drehte Karen den Kopf zur Seite. »Was für ein Quark! He, du bist Kevin Müller, einer der erfolgreichsten Immobilienmakler von Meerbusch und Düsseldorf. Kein Held aus irgendeinem Liebesschinken. Hast du den Verstand verloren? Bist du etwa auf die Dorfschlampe reingefallen?« Obwohl sie sich ernsthaft bemühte, ruhig zu bleiben, schraubte sich ihre Stimme zu ihrem eigenen Entsetzen in nahezu hysterische Höhen.
    Sie erschrak, als sie seinem wütenden Blick begegnete. »Als Nächstes wirst du mir natürlich erklären, dass deine kleine Freundin alles andere als eine Schlampe ist«, ließ sie sich trotzdem nicht einschüchtern.
    »Allerdings. Theresa ist zufällig die Witwe eines der reichsten Männer der Gegend. Ihr Mann war Hotelier, allein hier in Amalfi gehören ihr gleich drei Vier-Sterne-Häuser. Theresa ist kultiviert, intelligent und vor allem – warmherzig.«
    »Du meinst im Gegensatz zu mir.«
    »Unsinn. Aber sie ist sinnlich. Sie versteht zu leben. Sie versteckt sich nicht wie du hinter Akten. Sie glaubt an die große Liebe und …« Er stockte mitten im Satz.
    »Na, spuck’s aus. Schlimmer kann’s ja kaum kommen!«
    »Theresa möchte Kinder. Mit mir.«
    Einen Moment lang sah Karen ihn nur sprachlos an. »Sag, dass das nicht dein Ernst ist?!«
    Wie ein trotziger Junge stopfte Kevin die Hände tief in seine Hosentaschen. Er brauchte nichts mehr zu sagen. Seine ganze Körperhaltung verriet, dass er zur anderen Seite übergelaufen war. Zu den Normalos, die sich nichts sehnlicher wünschen als eine eigene kleine Familie.
    Mit Liebe, Herz und Schmerz.
    Igitt.
    »Aber wir waren uns doch einig, dass der Beruf für uns beide Vorrang vor unserer Beziehung hat!«
    Kevin warf hilflos die Arme in die Luft und ließ sie ebenso hilflos wieder fallen. »Was soll ich machen? Ich habe mich eben verliebt!«
    »Aber es ist ein Klischee, sich in eine Italienerin zu verlieben! Vermutlich ist sie auch noch schwarzhaarig, glutäugig und trägt einen Damenbart!«
    »Vor allem ist sie leidenschaftlich!«
    »Und was bin ich?! Ich bin rothaarig! Alle Rothaarigen sind leidenschaftlich!«
    »Das ist ein Klischee. Außerdem – gegen die Liebe bin selbst ich machtlos. Liebe entschuldigt einfach alles!«
    »Nichts entschuldigt sie, du Trottel. Liebe ist Krampf. Liebe ist Leid.«
    »Ich wünsche mir nun einmal eine Frau, die für mich sorgt, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme«, stotterte Kevin. »Der es Freude macht, sich zu Hause um die Kinder zu kümmern, während ich arbeite. Keinen Eisschrank ohne Abtauautomatik.«
    Ein Tiefschlag in den Magen. Nur nichts anmerken lassen.
    Hier trennten sich also ihre Wege. Und zwar mit Würde. Karen hob den Kopf und sah Kevin direkt in die Augen. »Du verstehst sicher, wenn ich noch heute zurück nach Düsseldorf fliege. Kann ich den Mietwagen nehmen?«
    Mit unglücklichem Gesicht zog Kevin den passenden Schlüssel aus seiner Hosentasche.
    »Freunde?«
    »Aber sicher. Wir sind ja zivilisierte Leute.«
    Sein Lächeln wirkte erleichtert, als er sich zu ihr herüberbeugte, um sie zum Abschied auf die Wange zu küssen. Doch so viele freundschaftliche Gefühle brachte Karen ihm im Augenblick auch wieder nicht entgegen. Mit einer schnellen Kopfbewegung ließ sie ihn ins Leere küssen.
    »Ich gebe den Zimmerschlüssel dann unten an der Rezeption ab.«
    »Selbstverständlich bezahle ich die Rechnung.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Also dann.«
    »Also dann.«
    Karen drückte die Tür hinter ihm ins Schloss. Aufseufzend lehnte sie ihre Stirn von innen gegen das warme Holz.
    So ein verdammter Idiot! Verdarb sich seine ganze Zukunft!

Drei
    »Good bye, my love, good bye«, schallte es scheppernd aus dem Autolautsprecher des Fiats, den Kevin am Flughafen von Neapel gemietet hatte. Mit heruntergelassenem Verdeck brauste Karen in Richtung Positano. Wie ein kupferfarbenes Signalband flatterten ihre Haare im Wind hinter ihr her und aus voller Kehle stimmte sie mit ein in den Refrain: »Good bye, my love, good bye.«
    Als der schmelzende Gesang in das rasend schnelle Stakkato des Nachrichtensprechers überging, knipste sie das Radio aus. Schon waren bloß noch das gleichmäßige Brummen des Motors und Bruchstücke von Naturgeräuschen zu hören. Ungewohnte Geräusche, denn sie verbrachte ihre knapp bemessene Freizeit lieber zu Hause als in der Natur. Selten im Kino und gelegentlich auch mal im Tanzstudio, wo sie vor rund
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