Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
funktionieren, und deswegen wollte ich nicht – Es war kompliziert.«
    Doug runzelte die Stirn. »Und hat es funktioniert?«, fragte er. Das interessierte ihn jetzt doch irgendwie.
    »Eine Woche lang.« Maura zog eine säuerliche Grimasse. »Ist ein Wunder, dass es überhaupt so lange gut gegangen ist. Ich habe gemerkt, wie dumm ich gewesen war, und dann habe ich ständig versucht, dich anzurufen, aber du wolltest nicht mit mir reden. Also hör zu: Ich bin nicht gekommen, um zu Kreuze zu kriechen. Ich dachte nur, wir könnten vielleicht … Freunde sein. Wenn du mich schon nicht reinlassen willst, dann nimm wenigstens die blöden Blumen. Mir ist saukalt.« Maura fröstelte.
    Es hatte wieder zu schneien begonnen, dicke weiße Flocken, die gemächlich im Schein der Straßenlaterne herabschwebten.
    Doug schob seine Brille hoch. Auf einmal erinnerte er sich nicht mehr daran, wie verletzt er gewesen war, sondern nur daran, wie sehr er diese scharfzüngige, witzige Frau mochte, die vor allem immer hundertprozentig ehrlich war.
    »Ich scheine irgendwas an mir zu haben, dass alle Frauen mit mir befreundet sein wollen«, meinte er. »Na, eine mehr kann wohl nicht schaden.« Er machte die Tür weit auf und trat zurück. »Du hast nicht zufällig etwas Essbares mitgebracht?«
    Melody und Gemma warteten im Krankenhaus darauf, dass Joe Peterson aus dem Operationssaal kam. Der Nachmittag war schon in den Abend übergegangen, und als Melody, von Unruhe getrieben, aufstand, um zur Tür des Empfangsbereichs hinauszuschauen, hatte es wieder zu schneien begonnen.
    Da ging die innere Tür auf, und Andy trat auf sie zu. Eine Haarsträhne fiel über das weiße Verbandmull-Quadrat auf seiner Stirn, was ihm ein recht verwegenes Aussehen verlieh.
    »Ist sie denn schon weg?«, fragte Melody. Er hatte darauf bestanden, bei Nadine zu bleiben, bis sie entlassen wurde.
    »Sie wollte nicht, dass ich sie nach Covent Garden begleite.« Er zuckte mit den Achseln. »Es ist irgendwie seltsam. Wie kann jemand so anders sein und doch immer noch derselbe Mensch? Sie hat gesagt, sie will nach Paris zurückgehen.«
    »Ich weiß. Das hat sie mir auch gesagt. Aber zuerst müssen noch einige juristische Dinge geklärt werden.«
    »Glaubst du, dass sie die Kurve kriegen wird?«
    »Ja.« Melody überlegte. »Ich denke schon.« Sie hatte den Eindruck, dass Nadine Drake nicht nur alle Hindernisse überwunden hatte, die das Leben ihr in den Weg gelegt hatte, sondern dass sie vielleicht auch endlich ihren Platz darin gefunden hatte – und ein wenig Frieden. »Und was ist mit dir?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Ich habe die Strat verloren. Sie war in der Wohnung.«
    »Oh, Andy.« Sie drehte sich zu ihm um. »Das tut mir so leid.« Sie hatte inzwischen begriffen, wie viel die Gitarre ihm bedeutete. Sie war sein Talisman gewesen, seine Verbindung zur Vergangenheit, sein Schutzwall gegen das Schicksal. »Vielleicht können sie sie ja noch retten.«
    »Oder vielleicht wird es Zeit für einen Neuanfang«, sagte er. »Aber Poppy wird stinksauer sein. Sie hat den Sound gemocht.« Er sah sie an. »Ich hatte überlegt auszusteigen. Die Sache mit Poppy einfach hinzuschmeißen.« Er legte einen Finger auf die kalte Glasscheibe und starrte hinaus in den Schnee. »Ich dachte, wenn ich zulasse, dass mir irgendetwas wirklich wichtig ist, werde ich es irgendwann verlieren, und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen bei etwas, was ich so unbedingt wollte. Aber ich habe mich vielleicht geirrt.«
    »Du kannst doch nicht im Traum daran denken auszusteigen«, erwiderte Melody entsetzt. »Ihr seid genial, ihr zwei. Wenn du das nicht machst, wirst du es den Rest deines Lebens bereuen.«
    Er drehte sich um und sah ihr in die Augen. »Es würde bedeuten, auf Tournee zu gehen. Da bliebe nicht viel Zeit für …«
    »Oh, da seid ihr zwei ja«, sagte Gemma, die in diesem Moment in die Eingangshalle kam. »Peterson ist operiert, und sie meinen, er wird wohl durchkommen, wenn es nicht zu einer Infektion kommt. Ich werde eine Wache vor seinem Zimmer postieren lassen, obwohl ich nicht glaube, dass er so bald wieder aufspringen und herumlaufen wird – das hat er Ihnen zu verdanken, Andy.« Sie seufzte und rieb an einem Rußfleck an ihrem Haaransatz. »Und sein Vater ist mit einem Anwalt im Schlepptau aufgekreuzt, also werde ich mich mit den Herrschaften befassen müssen. Ich kann es kaum erwarten, ihm zu sagen, dass wir diejenigen sein werden, die Anklage erheben, nicht er.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher