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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Autoren: Yvonne Gees
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Anspannung.
    „Ich werde deine Entscheidung akzeptieren, weil ich keine andere Wahl habe. Ich stehe jederzeit als Freund zur Verfügung, wenn sich Probleme ergeben. Aber bitte erwarte von mir nicht, dass ich dich auch noch zu dieser Heirat beglückwünsche. Meine Meinung dazu kennst du jetzt, sie wird sich auch nicht ändern. Und jetzt will ich dich nicht weiter aufhalten. Ich habe selbst noch zu tun.“
    Er wandte sich ab und griff nach dem Halfter der grasenden Stute.
     
    Katharina sah ihm zu, wie er auf sein Pferd stieg und ohne Gruß davonritt.
     
    ------- JOSEFINE ------
    Gedankenverloren ließ sie den Staubwedel über den staubfreien Schreibtisch gleiten. Dabei liefen in ihrem Kopf die Sekundenbruchteile aufs Neue ab, als das schwarze Pferd in der gestrigen Nacht durch den dunklen Wald an ihr vorbeigeprescht war. Der Geruch nach frischem Schweiß und feuchtem Moos hatte in der Luft gelegen und die nackte Haut dieses süßen Bauernjungen hatte sich sehr weich, direkt weiblich zart, angefühlt. Es war eine stille, verzauberte Nacht gewesen und die Liebe war sanft und zärtlich abgelaufen.
    Und dann plötzlich dieses Geräusch von stampfenden Hufen auf dem Waldboden, das Zerbersten von Ästen und dieses riesige, schwarze Tier, das wie ein lebendig gewordener Teil der Nacht selbst nur wenige Meter entfernt an ihnen vorbeigeschossen war. Erschreckt und zugleich fasziniert hatte sie den Jungen von sich weggeschoben und diesem wilden Ungetüm hinterhergespäht, aber in der Dunkelheit war nichts mehr zu erkennen gewesen.
    Durch eine unkontrollierte Bewegung fegte Josefine mit dem Staubwedel den Papierstapel vom Schreibtisch. Die losen Zettel verstreuten sich auf dem Fußboden.
    Sie kniete sich schnell nieder, um alles wieder einzusammeln und entdeckte, dass einige Blätter, die wohl zuunterst gelegen hatten, beschrieben waren. Sie erkannte die Schrift ihres Arbeitgebers deutlich wieder und ganz automatisch begann sie, die ersten Sätze zu lesen:
    „ In der letzten Zeit habe ich oft vom Tod geträumt.
    Der Tod ist in meinen Träumen ein geplanter, vielleicht sogar ein von mir selbst herbeigeführter. Allerdings ist es mir im Augenblick unvorstellbar, aus welchen Gründen ich meinem Leben ein Ende setzen sollte.
    In einem Punkt bin ich mir jedoch sicher: Es wird etwas Unerwartetes geschehen, schon in der nächsten Zeit. Möglicherweise werde ich ihm wieder begegnen.“
    Josefine, die bisher nichts anderes, als geschäftliche Briefe und Bilanzen in die Finger bekommen hatte, konnte ihren Augen kaum trauen, dass sie derart private Aufzeichnungen zu lesen bekam. Sie war erschrocken über die Worte. Ohne sich selbst Zeit für Gewissensbisse zu geben, las sie jedoch gespannt weiter:
    „Manchmal fühle ich, wie ich schwindlig werde, wie ich drohe, zu kippen. Ich begegne nachts seinen Schergen im Wald, getarnt unter dunklen Kapuzen. Wenn ich die alten Mittel einsetzen würde, könnte ich dann sehen, ob er wirklich wieder unter ihnen ist?“
    Schritte auf dem Flur ließen Josefine aufschrecken und eilig die Papiere zusammensuchen, um sie auf dem Schreibtisch wieder zu einem ordentlichen Stapel zu vereinen. Erst jetzt regte sich ihr schlechtes Gewissen, denn die gelesenen Zeilen waren eindeutig äußerst privat und sogar vor fremden Augen absichtlich versteckt worden.
    Die Tür zum Arbeitszimmer öffnete sich und Josefine hatte im selben Moment wieder ihren Staubwedel in der Hand, um, als wäre nichts geschehen, die Schreibtischplatte abermals zu säubern.
    Herr Adlam kam herein. Seine Kleidung war staubig von dem Ritt über die von der warmen Frühlingssonne ausgetrockneten Feldwege.
    „Guten Tag, Josefine“, begrüßte er sie geistesabwesend und warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu. „Würdest du bitte Magarete daran erinnern, dass Herr von Roder heute Nachmittag mit seiner Tochter da sein wird? Sie sollte eine Kleinigkeit zum Tee vorbereiten.“
    „Natürlich, Herr Adlam“, sagte Josefine betont höflich und lächelte ihr liebstes Lächeln. Er sah sie jedoch gar nicht mehr an, sondern öffnete ein Schrankfach und suchte darin herum. So wollte Josefine sich gerade abwenden, als Herr Adlam sie plötzlich doch noch einmal ansprach. „Josefine. Als ich damals mein Hauspersonal ausgesucht habe, war der wichtigste Punkt für mich, dass ich Menschen finde, zu denen ich vollstes Vertrauen haben kann. Ich hoffe, dass ich nach all den Jahren nicht noch enttäuscht werde.“
    Josefine hatte einen Moment lang das Gefühl,
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