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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Autoren: Yvonne Gees
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erste Teil des Altars zum Fassmaler geht.“
    „Ja, in etwa sechs Monaten“, meinte Meister Rudolph. „Und was den Vorschuss angeht, der diesen Monat...“
    „Nächste Woche werde ich Ihnen einen Geldboten schicken, genau, wie es abgemacht ist.“
    „Die Gemeinde ist schon voller Vorfreude“, bemerkte der Pfarrer und hinter seiner runden Brille leuchteten die kleinen Augen froh. „Und ich bin es auch. Ich bin wirklich glücklich, dass wir einen so großzügigen Stifter unter uns in Scarheim haben!“
    Robert Adlam überging dieses Lob einfach, stattdessen stellte er dem Bildhauer Rudolph ein zweites Mal die Frage nach der Adresse des Gesellen Philip.
    „Er wohnt hier in Rubenfels, in einer Stube über der Bäckerei“, erklärte der Meister ihm und nahm sich im Stillen vor, den Gesellen beizeiten nach dem Grund des Besuches von Herrn Adlam zu fragen. Er selbst konnte sich nicht vorstellen, welches Anliegen der junge Mann an Philip haben könnte.
    Der Pfarrer und Robert Adlam verabschiedeten sich und verließen die Rubenfelser Werkstatt des Bildhauermeisters Rudolph.
    ------- KATHARINA ------
    Katharina war auf dem Weg zum Fluss, um dort in aller Stille nachzudenken. Sie sann über ihr zukünftiges Leben nach, nach der Heirat, wenn sie eine Großbäuerin sein und Kinder bekommen würde. Sie war aufgeregt, aber auch ein wenig ängstlich, wenn sie darüber nachdachte, dass sie schon bald ihr Elternhaus verlassen würde, um in einem fremden Haus zu leben. An der Seite eines Mannes, den sie bislang kaum kannte.
    Die Entscheidung der Eltern war recht überraschend für sie gekommen. Der Vater wusste sehr genau, dass sie sich mit Gedanken getragen hatte, die dem üblichen Lebensweg einer Bauerstochter entgegenstanden. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ihr durch Roberts fest zugesagte Unterstützung ein weiterer Weg offen gestanden für ihr zukünftiges Leben. Nun musste sie Robert wohl beichten, dass sie sich dagegen entschieden hatte, seinen vorgeschlagenen Weg zu wählen. Sie würde ihr Leben so verbringen, wie es ihre Eltern wollten. Und wie es ihr selbst im Grunde ihres Herzens auch mehr lag.
    Katharina hörte hinter sich den schnellen Hufschlag eines Pferdes und wandte sich um.
    Sie war kaum erstaunt zu sehen, dass es Robert Adlam war, der seine leichtfüßige, fuchsige Stute neben ihr zum Stehen brachte.
    „Guten Tag“, sagte sie lächelnd zu ihm hinauf. „Es scheint mir kein Zufall, dass wir uns hier treffen.“
    Er hielt ihr eine Hand entgegen. „Komm, ich nehme dich mit bis zum Fluss.“
    Katharina ließ sich helfen, hinter ihm aufzusitzen. Sie legte vertrauensvoll die Arme um ihn, wie sie es schon immer als kleines Mädchen gemacht hatte. Eigentlich war es überhaupt noch gar nicht lange her, dass sie ein kleines Mädchen gewesen war.
    Er trieb das Pferd in einen leichten Galopp. Bäume und Wiesen rauschten nur so an ihnen vorbei. Schade, dass er immer so ruhelos war. Das ließ ihm kaum Zeit, die Dinge genauer zu betrachten, aus der Sicht der Müßigen.
    Am Fluss angekommen brachte er das Pferd zum Stehen und Katharina sprang hinunter. Auch Robert stieg ab, machte sich nicht die Mühe, das Pferd festzubinden, sondern setzte sich gleich auf einen großen Fels am Ufer und starrte auf das Wasser hinaus. Katharina gefiel sein Pferd. Sie hatte ihn noch nie diese hübsche Stute aus seiner Zucht reiten sehen. Meist hatte er seinen Schwarzen dabei, der kräftig und muskulös war, und der auch manchmal zuschnappen konnte, wenn ihm etwas nicht passte. Sie kraulte der großen Stute den samtigen Hals und das Pferd tat durch ein Schnauben kund, dass es ihm gefiel.
    „Das ist wirklich ein besonders schönes Pferd“, rief Katharina zu Robert hinüber, der mit den Gedanken so gar nicht anwesend zu sein schien. „Wie heißt es?“
    „Ich weiß nicht“, gab Robert zurück, ohne den Blick vom Wasser zu wenden.
    „Es gehört doch dir, dann musst du ihm doch auch einen Namen gegeben haben!“ meinte Katharina und strich dem Tier über den Rücken.
    „Der Name steht im Zuchtbuch“, antwortete Robert lapidar.
    „Ach so“, erwiderte Katharina gedehnt. „Genau, wie bei dem Schwarzen, den du so gerne hast. Du besitzt ihn schon so lange, aber seinen Namen kennst du noch immer nicht.“
    Robert drehte endlich den Kopf in ihre Richtung und sah sie aus diesen dunklen Augen an, die ihr schon so lange vertraut waren.
    „Was ist denn bloß los?“ fragte Katharina. Sie ließ das Pferd los, um sich zu Robert zu begeben und
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