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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
Autoren: Bernd Stelter
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Ausdauertraining gemacht, Step-Aerobic, Intervalle laufen, Hanteltraining und so. Am Anfang hat die mit den soften Sportarten sogar mehr abgenommen, weil die andere erst mal Muskeln aufgebaut hat, und Muskeln wiegen ja mehr als Fett, aber dann hat die Powerfrau die Softe noch klar überholt. Und weißt du, was? Die, die so gepowert hat, die hatte viel mehr Spaß. Also mit so einem Personal Trainer würde ich auch gerne arbeiten.«
    Nach dem Frühstück setzte ich mich an meinen Schreibtisch und suchte die Nummer der »Funky Marys« raus. Das ist eine Mädelsband im Karneval. Ich hatte die fünf in den letzten sechs Wochen zigmal gesehen, wir hatten uns prima unterhalten, und ich wusste, dass Annika zwar im Karneval Sängerin und Tänzerin ist, aber im normalen Leben Personal Trainer.
    Nur wenige Minuten später wünschte Annika mir am Telefon einen guten Morgen. Ich ging in die Küche, wo Anne gerade die Spülmaschine füllte. Ich sagte zu Annika: »Ich gebe dir mal meine Frau. Die ist genauso lieb wie du.« Damit gab ich Anne den Hörer. Ich war sehr gespannt, was aus diesem Telefongespräch werden würde.
    Ich zog mir meine Laufklamotten an, und machte mich auf den Weg nach Graurheindorf. Ich weiß aus Erfahrung, wenn zwei Frauen miteinander telefonieren, das kann dauern. Und ich wollte ja nicht bis Garmisch-Partenkirchen laufen.
     
     

Irgendwann muss man wach werden
     
     
     
     
    In keinem Wörterbuch finde ich das Wort »Gleipe«. Wenn man Jalousien nicht ganz nach unten lässt, entstehen Gleipen, und durch diese Gleipen scheint die Sonne in unser Schlafzimmer.
    In dem diffusen Licht kann ich sehen, dass draußen schon die Sonne scheint, und ich sehe, dass drinnen Anne noch schläft. Ich liebe diese Momente, wenn ich sie beobachte, während ich weiß, dass sie jetzt gleich wach wird. Sie verschluckt sich dann immer ein bisschen beim Atmen. Sie dreht sich nach links und nach rechts. Dann schnarcht sie drei- oder viermal, schlägt die Augen auf und guckt mich an.
    Dann sagt sie immer denselben Satz: »Warum bist du schon wach?«
    »Weil es einfach unglaublich spannend ist, dir beim Wachwerden zuzusehen.« Das habe ich noch nie gesagt. Ich glaube, sie würde es mir auch nicht glauben.
    An diesem Morgen fiel das Sonnenlicht durch die Gleipen in unser Schlafzimmer, und ich wurde wach, weil Anne lachte. Man kann wach werden, weil ein Hahn kräht, man kann wach werden, weil die Kirchturmglocke läutet oder weil die Oper zu Ende ist. Das ist alles o.k., viel besser als der Wecker.
    Aber schöner ist es, wenn Anne lacht. Und sie lachte aus vollem Hals.
    Wenn ich wach werde, weil Anne lacht, dann liegt sie meistens auf dem Bauch und liest ein Buch. Wenn ich mich dann zu ihr umdrehe und sie müde durch das Sonnenlicht anschaue, dann liest sie mir sofort drei oder vier Sätze vor, und sie wäre sehr enttäuscht, wenn ich die Geschichte nicht genauso lustig fände wie sie.
    Das würde mir im Traum nicht einfallen, also lache ich, auch wenn es mir wahrscheinlich schwerfällt, den immensen Humor des Autors in meinem noch ziemlich benebelten Geisteszustand nachzuvollziehen.
    An diesem Morgen lag Anne jedoch auf dem Rücken, hatte die Oberschenkel steil nach oben gerichtet und die Unterschenkel wiederum um neunzig Grad angewinkelt. Ich gebe gerne zu, dass ich diese Haltung bei ihr noch nie gesehen hatte. Jedenfalls nicht früh morgens. Und dann auch noch ohne Buch!
    »Warum lachst du?«, fragte ich, ehrlich erstaunt, und sie antwortete: »Ich kann mich gar nicht mehr bewegen!«
    »Und das ist so lustig?«
    »Nein, das ist fürchterlich! Ich war doch gestern bei Annika.«
    »Ja und?«
    »Am Anfang hatten wir erst mal ein langes Gespräch. Sie hat mich gefragt, was ich denn überhaupt vorhabe.«
    »Und was hast du vor?«
    »Na ja, ich habe ihr geantwortet, ich will zwanzig Kilo abnehmen, und ich will mit den Pobacken Nüsse knacken können.«
    Zwei Dinge schossen mir spontan durch den Kopf. Erstens: Den Satz hatte ich Anne nicht zugetraut, vor allem nicht angesichts einer Trainerin, die sie zwanzig Minuten vorher noch gar nicht kannte. Und zweitens: Wenn sie das tatsächlich schafft, dann kann Weihnachten sehr lustig werden.
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gesagt, das dauert ein bisschen, aber das kriegen wir hin. Dann hat sie erst mal ein Fitnessprofil von mir erstellt, eine Coaching Card. Das ist so ein Fünfeck aus Koordination, Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und noch irgendwas. Das fällt mir gerade nicht
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