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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt...
Autoren: Richard Gordon
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Blume.«
    »Würdest du aufhören, Daddy, wärst du wie Jesus ohne Sünder«, erklärte Jilly entschieden.
    »Warum ist die Medizin so kompliziert geworden, während sie doch früher ganz einfach dazu diente, die Menschen gesund zu machen?« beklagte ich mich bitter.
    Peter Teverill erschien mittags. Die Stimmung beim Essen war düster.
    »Wißt ihr schon, wann ihr heiraten werdet?« fragte Sandra mit verhaltener Ungeduld, während wir uns über die gebratene Ente hermachten.
    »Es ist unheimlich schwierig, Mum, jetzt, da ich hier in Churchford arbeite und Peter eine Stelle als Assistenzarzt in den Midlands hat«, jammerte Jilly.
    »Wen Gott zusammengeführt hat, bringt der Gesundheitsdienst wieder auseinander«, verkündete Peter.
    »Wegen der Ärztearbeitslosigkeit, diesem furchtbaren Kampf um Arbeitsplätze«, fuhr Jilly traurig fort, »und dem Zwang, dorthin gehen zu müssen, wo man einen Job bekommt, ist die Scheidungsrate bei jungen Ärzten erschreckend hoch.«
    »Weitere Opfer der Kürzungen«, seufzte Peter vergnügt.
    Peter Teverill sah gut aus und war immer gut angezogen. Während seines Medizinstudiums hatte er alle möglichen Preise und Stipendien bekommen. Mit dem Frauenärzten und Discjockeys eigenem Charme tat er beharrlich so, als wüßte ich mehr als er.
    »Bei der Pille beträgt der Risikofaktor 0,16 Prozent, bei den intrauterinären Verhütungsmitteln 1,5 Prozent, bei den spermienabtötenden Cremes 11,9 Prozent und bei der weiblichen Sterilisation 0,13 Prozent«, führte er aus, während er der Rhabarbertorte zusprach. »Das ist natürlich nichts Neues für dich, Richard.«
    Ich kam mir draufhin so jämmerlich unwissend vor, daß ich nervös konterte, indem ich den praktischen Arzt als den wahren Erben Hippokrates’ hinstellte, als denjenigen, der sich mit dem ganzen Menschen und seiner Umwelt beschäftigte. Ich erschrak, wie aufgeblasen das klang.
    In den Abendnachrichten im Fernsehen wurde bekanntgegeben, daß sich Jim auf dem Rückflug von Lusaka nach London befand. Auch der niederträchtige Herausgeber der Zeitung kam ins Bild, ein schlanker, harmlos aussehender Mann mit vollem Haar, der sich nicht zu schämen schien.
    Er strahlte vor Zufriedenheit - ein Mann, der feststellte, daß sich seine Pflicht glücklicherweise mit seinen Absichten deckte - und beharrte auf dem Standpunkt, daß das psychiatrische Gutachten über einen Parlamentsabgeordneten, der zu solch widerwärtigem Verhalten neige, von nationaler Bedeutung sei und nach Veröffentlichung schreie. Er gestand, keine Ahnung zu haben, wie der Brief in sein Büro in der Fleet Street gelangt war.
    »Der Portier fand ihn auf dem Boden der Eingangshalle.« Er grinste. »Vielleicht ist er von einem vorbeifahrenden Lieferwagen geflogen?«
    »Wie, glaubst du, wird die Regierung reagieren?« fragte Sandra, als wir zu Bett gingen.
    »Sie wird die Situation zutiefst bedauern«, meinte ich, »und auch, daß im Postbezirk EC 3 die Folter nicht mehr angewandt werden darf.«
     

5
     
     
    Am Montag fuhr ich morgens wie gewöhnlich in die Praxis. Zwei Kriminalbeamte waren schon vor mir da.
    Mrs. Jenkins, meine Sprechstundenhilfe, war entsetzt, Mrs. Flowerbutts, unsere Putzfrau, zitterte. Ich begrüßte sie mit aschgrauem Gesicht. Ein Polizeiauto im Rückspiegel gibt mir immer das Gefühl, Jack the Ripper zu sein.
    Es waren ein junger Sergeant und ein Konstabler mit gesunder Gesichtsfarbe und dem eifrig-fröhlichen Flair eines Golfprofis. Sie zeigten mir eine maschinengeschriebene Liste, auf der die rund ein Dutzend Einbrüche verzeichnet waren, die seit der Eröffnung der Praxis verübt worden waren. Ich hatte sie vergessen wie die Strafzettel für falsches Parken.
    Sie sahen die Patientenkartei ein. Sie fragten höflich nach Verdächtigen. Sie kündigten an, daß sie noch einmal kommen würden.
    Nachdem sie gegangen waren, rief ich die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses an.
    »Bei mir sind vier«, sagte Walter düster. »Sie fotografieren und nehmen Fingerabdrücke und stellen blöde Fragen. An Arbeit ist heute morgen gar nicht zu denken. Es ist einfach unerhört, wie die Patienten darunter zu leiden haben. Wenn ich nur wüßte, wie das passiert ist.«
    »Wer auch immer es war, wir beide stehen im Rampenlicht der Nation«, informierte ich ihn.
    Ich kaufe nie eine Zeitung. Die Schlagzeilen der Blätter, die jeden Morgen in unserem senffarbenen Wartezimmer rascheln, bieten einen guten Querschnitt durch die gesamte Presse. An diesem
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