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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren
Autoren: Jude Deveraux
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nicht sonderlich um so unbedeutende Dinge wie Exekution durch Erhängen.« Der letzte Satz klang ein wenig bitter.
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie auf Armeslänge von sich. »Hast du wirklich keinen Hunger, habibi? Mein Vater - so nenne ich ihn inzwischen - will etwas über einem Lagerfeuer kochen.«
    »Oh?« Sie klang so interessiert, daß er lachen mußte.
    »Vielleicht kannst du etwas von ihm lernen«, zog er sie auf. »Er verfügt weder über Kupferpfannen noch einen Elektroherd. Er hat lediglich ein paar Spieße, zwei gußeiserne Töpfe und ...«
    »Willst du etwa behaupten, ich könne nicht an einem Lagerfeuer kochen?« erkundigte sie sich empört, erkannte dann aber, daß sie sich wieder einmal von ihm aufs Glatteis hatte führen lassen. »Das zahle ich dir heim«, murmelte sie, als sie sich dem Feuer näherten.
    »Lammbraten«, sagte sie fast ehrfürchtig und blickte auf eine emailierte Platte neben dem Feuer. »Und Kebabs und ... ist das Baba Ganoudj?« Gamal schnitt ein Stück Lamm ab und ließ sie kosten. »Oooh«, hauchte Kady. »Womit haben Sie das mariniert? Nein, sagen Sie nichts. In...«
    Tarik lachte. »Ich dachte, du wärst gekommen, um mich zu retten. Und nicht, um Rezepte auszutauschen.«
    »Ich hätte dich hängen lassen sollen.«
    »Du hättest mich bald vermißt. Wer sollte dir das
    Leben verschönen, wenn es mich nicht mehr gibt?« Er sah Gamal an. »Ist sie nicht zauberhaft?«
    »Ja, sehr. Und sie kann kochen?«
    »Göttlich.«
    »Wie viele Kinder hat sie dir geschenkt?«
    »Noch keine.«
    »Ah, das kommt davon, wenn man arabisches mit anderem Blut vermischt. Man erhält Männer, die keine mehr sind.«
    Tarik und Kady lachten laut auf.
    Gamal schwieg einen Moment lang, dann wandte er sich an Tarik. »Du sagst, daß du mein Sohn bist. Aber ich frage mich schon die ganze Zeit, wer deine Mutter sein könnte.«
    »Also stimmt es«, rief Kady, bevor Tarik etwas sagen konnte. »Es gibt viele Frauen, die Mütter Ihrer Kinder sein könnten.«
    Schmunzelnd füllte Gamal ihre Teller.
    »Ruth Jordan«, antwortete Tarik verspätet.
    »Aber ich habe nie ...«, begann Gamal, dann lächelte er. »Auch wenn ich es immer gewünscht hätte. Sie ist eine sehr schöne Frau, doch wenn du ihr Sohn bist, dann kannst du nicht meiner sein.«
    Tarik nahm ihm den Teller ab. »Ich bin nicht dein Sohn, ich bin dein Urururenkel. Und wenn du mit Ruth nichts hattest, gibt es mich vielleicht gar nicht.«
    »Verstehe«, erwiderte Gamal amüsiert. »Du bist ein Geschichtenerzähler. Ein Phantast.«
    »O ja«, mischte sich Kady ein. »Er ist eine männliche Scheherezade. Sie sollten die unglaubliche Geschichte hören, die er mir über Ruth Jordans Testament aufgetischt hat.« Sie gab sich scherzhaft, um ihre tiefe
    Beunruhigung über Gamals Worte zu verdecken. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Wie würden die Jordans des 2o. Jahrhunderts aussehen, wenn Tarik die Tragödie der Familie Jordan verhindert hatte? Welche hätte es auf Tarik, wenn Ruth Jordan nicht mit Gamal geschlafen und einen Sohn geboren hatte, nachdem sie Witwe geworden war?
    Tarik sah sie an, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Ich denke, jemand in Legend sollte die ganze Geschichte erfahren, denn in diesem Jahr müssen noch bestimmte Dinge geschehen«, sagte Kady nachdrücklich.
    Tarik sah Gamal über seinen Teller hinweg an. »Glaubst du, ich könnte dich dazu überreden, Ruth Jordan zu verführen?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Darauf, wieviel ich dir zahlen muß. Ich bin ein armer Mann.«
    Während sich die beiden Männer verständnisinnig angrinsten, sah Kady Tarik an. »Er ist wirklich dein Großvater«, stellte sie fest.
    Während des Essens begann Tarik Gamal alles ausführlich zu erzählen, und Kady kam nicht umhin zu bewundern, wie gut er jedes ihrer Worte im Gedächtnis behalten hatte. Nicht einmal die Einzelheiten ihrer Beziehung zu Cole ließ er aus. Gamal mahlte Kaffeebohnen und brühte Kaffee, mit Satz in den Bechern. Sehr stark. Sehr köstlich.
    Da Gamal ein ungemein geduldiger Zuhörer war, erzählte Tarik noch immer, als der Kaffee längst ausgetrunken war. Kady begann zu gähnen, und Tarik zog sie so an sich, daß ihr Kopf auf seinem Schoß lag. Gamal breitete eine alte Decke über sie aus, und sie schlief wohlig lächelnd ein.

29. Kapitel
    Es war noch früh, als Kady erwachte. Gähnend blickte sie um sich und ihr Blick fiel auf Tarik. Er sah sie so verlangend an, daß ihr das Herz im Halse
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