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Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Titel: Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
Autoren: Amy J. Fetzer
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bückte sich und kratzte die trockene Masse vorsichtig mit ihrem Messer ab. Die Substanz zerbröckelte, und sie nahm eine weitere Probe. Das Zeug war staubfein, doch als sie es mit ein bisschen Wasser aus ihren tropfenden Haaren anfeuchtete und zwischen ihren Fingern verrieb, gab es keine Zweifel mehr: Es war Blut.
    Und obwohl die Steine durch ihre Strümpfe stachen, suchte sie weiter, hob alles auf, was ihr verdächtig erschien, untersuchte es sorgfältig, bevor sie es wieder fallen ließ. An einem Strauch blieb sie hängen, und als sie versuchte, ihren Ärmel zu befreien, entdeckte sie plötzlich, was sie gesucht hatte: ein paar graue Fäden, die an einem Zweig hingen. Und dann bemerkte sie auch die Fußabdrücke.
    Kannst dich wohl nicht von deinen Tausend-Dollar-Schuhen trennen, was, Ivy League? Du kannst ohne sie noch nicht mal ein Verbrechen begehen!
     
    Der durchdringende Duft von Kräutern erfüllte die Abendluft, ein kleines Feuer knisterte und knackte, sandte Funken hinauf zwischen die Bäume. Die Tiere der Nacht stießen ihre Schreie aus, doch von all dem nahm Swift Arrow nichts wahr, denn er hatte sich an Mutter Erde geschmiegt, und sein Geist war in einem vertrauten Traum gefangen. Schweiß glitzerte auf seiner Haut, sein Atem ging schnell, denn zu seltsam waren die Empfindungen seines Traums, der ihm unglaublich real erschien.
    Er stand am Rand des Camps seines Vaters, doch er konnte nicht zum Zelt seiner Familie gelangen, denn eine Reihe schweigender Krieger in voller Bemalung versperrte ihm den Weg. Sie hatten die Ohren vor seinen Bitten verschlossen, und schließlich drehte er sich um und ging davon, zurück zu seinem Platz in der Welt der Weißen.
    Aber auch hier verwehrte man ihm den Zugang. Er wanderte von einer Straße zur anderen, doch jede war ihm durch Männer und Frauen versperrt. Er suchte sich einen anderen Weg, doch mit ebenso wenig Erfolg wie zuvor. Er konnte in sein Tal hinabblicken, sah sein Heim in der Feme, schmerzhaft unerreichbar.
    Ein Berglöwe, ein Puma, erschien plötzlich vor ihm, umkreiste ihn, zeigte ihm seine Fänge. Das Tier richtete sich auf die Hinterpfoten auf, fuhr mit einer Tatze durch die Luft und riss ihm drei Kratzer in die Haut über seinem Herzen. Blut tropfte auf seine Taille herunter. Der Puma lief ein Stück vor, hielt an und wandte den stolzen Kopf zu ihm um, bevor er sich wieder in Bewegung setzte, und die Menge teilte sich für die große Katze.
    Der Menschenjäger führte ihn, brachte ihn zu seinem Heim.
    Und dann befand er sich unvermittelt mitten im dichten Wald, eingehüllt in tropfenden, schweren Nebel, sah ein Stück vor sich den Schimmer eines unirdischen Lichts. Er hörte seltsame Geräusche, ein Sirren, das Rauschen von Wasser und die Rufe weit entfernter Stimmen.
    Die Blätter raschelten leise, aber Swift Arrow bewegte sich nicht, verharrte, bereit zum Angriff, den Bogen gespannt.
    Wieder erschien der Puma, langsam und geschmeidig schritt er durch den Nebel. Sein Fell war nass, jeden Schritt setzte er mit Bedacht. Die nebelverhangene Luft verdichtete sich um das Tier, hüllte es ein, doch seine goldenen, schwarz umrandeten Augen bannten Swift Arrow an seinen Platz. Aber er empfand nicht die geringste Furcht, spürte die Präsenz von etwas Weib li chem, als das Tier immer näher kam. Und dann begann sich der Körper des Berglöwen zu verändern, streckte sich bei jedem Schritt, die Vordertatzen verwandelten sich in schmale Hände, die hinteren in lange Beine, bis der Puma aufrecht ging und zu einer großen, schlanken Frau mit kräftigen Muskeln geworden war.
    Nur die Augen waren dieselben geblieben.
    Sie blieb vor ihm stehen, in ihren Augen ein Ausdruck unendlicher Trauer und Sehnsucht. Er fürchtete, dass sie jederzeit wieder entschwinden könnte. Sie sagte kein Wort, als sie eine Hand auf die drei Kratzer auf seiner Brust legte.
    Swift Arrow spürte die Hitze ihrer Berührung, bevor sie zurück in den Nebel glitt und die Nacht sie verschluckte. Er streckte die Hand nach ihr aus, aber er konnte sich nicht bewegen. Sein Herz schmerzte so heftig, dass er fürchtete, es würde auseinanderbrechen. Er spürte Tränen in seinen Augen brennen. Als er auf seine Brust blickte, waren die Kratzer verheilt.
     
    Swift Arrow schreckte aus dem Schlaf hoch, blinzelte, wandte den Kopf. Er setzte sich auf und suchte mit seinen Blicken das Gelände ab, dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er barg den Kopf in seinen Händen. Ein Teil von ihm wünschte
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