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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Autoren: Mary Higgins Clark
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auf dem Fahrersitz Platz. Molly schloß die Augen und lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze, während Matthews sich hupend einen Weg durch die Reporter und Fotografen bahnte.
    »Haben Sie das gehört, Charley?« sagte Fran ins Mikrophon. »Molly beteuert weiterhin ihre Unschuld.«
    »Ein überraschendes Statement«, entgegnete der Nachrichtensprecher. »Wir werden die Story weiterverfolgen, vielleicht gibt es ja noch weitere neue Entwicklungen. Vielen Dank.«
    »Okay, Fran, Sie sind nicht mehr auf Sendung«, teilte die Regie ihr mit.
    »Was halten Sie von Mollys Ansprache, Fran?« wollte Joe Hutnik, ein alter erfahrener Kriminalreporter von der Greenwich Time , wissen.
    Bevor Fran Gelegenheit zu einer Antwort hatte, lachte Paul Reilly vom Observer höhnisch auf. »Die Dame ist nicht auf den Kopf gefallen. Wahrscheinlich will sie ein Buch über ihren Fall schreiben, und niemand würde Verständnis dafür haben, wenn eine Mörderin von ihrer Tat auch noch
profitierte. Nun werden unsere sentimentalen Mitbürger glauben, daß Gary Lasch von jemand anderem umgebracht wurde und daß Molly ebenfalls ein Opfer ist.«
    Joe Hutnik zog die Augenbraue hoch. »Kann sein. Molly Laschs nächster Ehemann sollte aufpassen, daß er ihr nicht den Rücken zukehrt, wenn sie wütend auf ihn wird. Was meinen Sie, Fran?«
    Ärgerlich sah Fran ihre beiden Kollegen an. »Kein Kommentar«, zischte sie.

3
    A uf dem Heimweg vom Gefängnis betrachtete Molly gedankenverloren die vorüberziehenden Straßenschilder. An der Ausfahrt Lake Avenue verließen sie den Merritt Parkway. Natürlich kenne ich die Gegend, aber an die Fahrt in die Strafanstalt erinnere ich mich kaum noch, dachte sie. Ich weiß nur noch, wie schwer die Ketten waren und daß die Handschellen in meine Handgelenke einschnitten. Obwohl sie starr geradeaus sah, spürte sie Philip Matthews Blicke auf sich.
    »Ich fühle mich seltsam«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage. »Nein … leer, würde es besser ausdrücken.«
    »Wie ich Ihnen schon gesagt habe, war es ein Fehler, das Haus zu behalten. Und es ist noch ein größerer, dorthin zurückzukehren«, meinte er. »Außerdem hätten Sie das Angebot Ihrer Eltern annehmen sollen, die herkommen und Ihnen helfen wollten.«
    Molly sah weiter geradeaus. Die Scheibenwischer waren machtlos gegen den dichten Schneeregen. »Was ich vorhin den Reportern gesagt habe, war mein voller Ernst. Ich spüre, daß ich mein Gedächtnis an diese Nacht wiederfinden
werde, da nun alles vorbei ist und ich zurück nach Hause kann, Philip. Ich habe Gary nicht getötet, zu so etwas wäre ich nie fähig. Mir ist klar, daß die Psychiater denken, ich hätte die Tat verdrängt, aber sie irren sich. Aber selbst wenn sie recht haben, werde ich einen Weg finden, mit dieser Schuld weiterzuleben. Das schlimmste ist diese Ungewißheit.«
    »Nehmen wir einmal an, daß Ihre Version der Dinge stimmt, Molly: Gary war verletzt und blutete. Sie haben einen Schock erlitten, und Ihr Gedächtnis wird irgendwann wiederkehren. Ist Ihnen klar, daß Sie in diesem Fall für den tatsächlichen Mörder eine Bedrohung darstellen? Und da Sie nun öffentlich kundgetan haben, Sie würden sich zu Hause vielleicht besser an jenen Abend erinnern, könnte der Mörder auf den Gedanken kommen, Sie ebenfalls zu beseitigen.«
    Sie schwieg eine Weile. Warum, glaubst du, habe ich meine Eltern gebeten, in Florida zu bleiben? Wenn ich falsch liege, wird mich niemand belästigen. Habe ich allerdings recht, hat der Täter nun einen Grund, sich mit mir zu befassen.
    Sie sah Matthews an. »Philip, mein Vater hat mich einmal zur Entenjagd mitgenommen, als ich noch ein kleines Mädchen war«, begann sie. »Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Es war noch früh am Tag und eiskalt, und es regnete. Die ganze Zeit wünschte ich, ich könnte nach Hause ins Bett. Aber eines habe ich an diesem Morgen gelernt: Wenn man Beute machen will, braucht man einen Köder. Sie sind wie der Rest der Welt der Ansicht, daß ich Gary im Affekt getötet habe. Streiten Sie das bloß nicht ab. Ich habe gehört, wie Sie und mein Vater darüber sprachen, daß Sie nicht mehr hofften, eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen, indem Sie den Verdacht auf Annamarie Scalli lenkten. Vielmehr rechneten Sie sich höhere Chancen aus, wenn Sie auf Totschlag aus Leidenschaft plädierten, denn die Geschworenen würden uns
sicher abnehmen, daß ich Gary in einem Wutanfall getötet hätte. Außerdem sagten Sie, es gäbe keine
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