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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt
Autoren: Britta Strauss
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sich im Stuhl zurück.
    „Arbeit?“, fragte er hoffnungsvoll.
    „Ein Gruß von Ihrem Razorback.“ Rote Flecken erblühten auf Smiths Doppelkinn, ein untrügliches Zeichen seiner Aufregung. „Diesmal hat er sich eine Fischfabrik ausgesucht.“
    „Eine Fischfabrik?“ Daniel hob eine Augenbraue.
    „Sie haben richtig gehört. Zum Abendessen will er uns ein paar flambierte Ölsardinen servieren. Diesmal ist übrigens Ihr Wildschwein selbst die Bombe. Er hockt zugeschnürt wie eine Weihnachtsgans im Chefbüro und schiebt Sehnsucht. Ich muss wohl nicht betonen, nach wem.“
    „Soll er bekommen, was er will.“ Daniel stieß ein kampflustiges Schnauben aus. „Aber diesmal halte ich mich nicht mit übertriebenem Krisenmanagement auf. Wenn Sie nichts dagegen haben, schiebe ich die letzte Konsequenz ganz nach vorn.“
    „Erst schießen, dann fragen?“ Smith grinste, was ihm das Aussehen einer übellaunigen Bulldogge verlieh. „Von mir aus. Machen Sie Nägel mit Köpfen, aber denken Sie daran, wem wir am Ende zur Rechenschaft verpflichtet sind. Ich verstehe Ihr spezielles Verhältnis zu diesem Arschloch. Immerhin war er der erste Fall, der Ihnen zugeteilt wurde. Aber das sollte nicht dazu führen, dass Sie mit dem Kopf durch die Wand rennen.“
    Er kniff die Augen zusammen. „Zweifeln Sie an mir?“
    „Keineswegs. Sie sind mein bestes Stück.“
    Daniel drückte sich am Lieutenant vorbei und grinste, als Rebeccas Blick bei den Worten
bestes Stück
zu seinem Schritt wanderte. Ob es Zeit wurde, ihr einige Dinge auszureden? Oder war er ein Krampfarsch und nahm die Angelegenheit zu ernst? Mit Sicherheit war es nicht mehr als ein Spiel und er machte aus Mücken Elefanten.
    Als Daniel den überfüllten Umzugsraum erreicht hatte, traf er die Entscheidung, Rebecca ihren Spaß zu lassen. Es war skurril, von einer angehenden Rentnerin umschwärmt zu werden, aber wer wusste schon, wie viel Freuden dem alten Mädchen geblieben waren.
    Sämtliche siebenundzwanzig Mitglieder des Special-Reaction-Teams waren bereits zugegen und suhlten sich im Adrenalinrausch. Ein Einsatz, der ihr gesamtes Können erforderte, wurde von jedem Mann des Teams mit Begeisterung angenommen. Solange kein Abruf erfolgte, ging jeder dem regulären Dienst nach. Eine Tätigkeit, die akute Lebensgefahr zumeist vermissen ließ, doch gerade deshalb von den meisten als langweilig empfunden wurde. Das Special Reaction Team war dazu ausgebildet, hochbrisante Herausforderungen zu meistern und lebensgefährliche Situationen zu entschärfen, eine Leidenschaft, die jedem Anwesenden ins Gesicht geschrieben stand.
    Manche begrüßten ihn mit einem Lächeln, andere mit besorgten Blicken, wohl ängstlich darüber sinnierend, ob aus seiner emotionalen Reizbarkeit das Zielsubjekt betreffend eine Gefahr resultierte. Routiniert wechselte Daniel den Anzug gegen einen feuerfesten Overall, eine schusshemmende untere Weste und eine taktische äußere Weste, zog Handschuhe, Sturmmütze, Helm und Stiefel über, befestigte die Beretta an seiner linken und die Kimber Custom an der rechten Hüfte. Hinzu kamen Taser, Schlagstock und Pfefferspray, bis er sich in voller Montur wie ein olivgrünes Michelinmännchen fühlte.
    Adrenalin flutete seinen Körper. Seine lieb gewonnene Droge, ohne die er sich wie ein Schatten seiner selbst fühlte. Eines musste man Razorback lassen – er war eine Herausforderung. Ein ebenbürtiger Gegner, der ihm regelmäßig einen Cocktail prickelnder Lebendigkeit verpasste. Aus diesem Grund erschien Daniel die Tatsache, dass der Kerl zugeschnürt mit Sprengstoff in einer Fischfabrik hockte, umso grotesker. Zweifellos steckte ein perfider Plan dahinter. Oder diesem Idioten war schlichtweg langweilig geworden.
    „Agent Natali?“
    Eine Stimme ließ ihn herumfahren. Wie üblich erklang Gekicher, waren einige Kollegen doch der Meinung, diese Anrede suggeriere eine russische Blondine.
    „Worum geht’s?“ Etwas an der Miene des Sergeants ließ Daniel vergessen, seine Empörung nach außen zu kehren.
    „Kann ich draußen mit Ihnen reden?“, nuschelte der Mann.
    „Schlechter Zeitpunkt. Wir wurden zu einem Einsatz gerufen. Egal, um was es sich handelt, ich muss es aufschieben.“
    „Sir, es geht um Ihre Frau.“
    Er erstarrte. Seine Erregung wich einem Gefühl kalter Benommenheit. Finger aus Eis tasteten sich über die Wirbelsäule in seine Eingeweide vor. „Was ist mit ihr?“
    Der Sergeant nickte hinaus in den Gang. „Hier draußen, bitte.“
    Daniel
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