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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Autoren: Anna Malou
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Sonntag, noch voller ist als sonst. Schließlich kaufe ich einige Souvenirs und Mitbringsel ein und mache dann Pause in meinem Quartier.
    Am Nachmittag ist draußen immer noch alles grau in grau, und ich entscheide mich, Kaffee trinken zu gehen. Während ich so durch die Altstadt laufe, werde ich — welch ein Zufall! — wieder von Liz, meiner dänischen Pilgerfreundin entdeckt. Wir freuen uns beide, denn das Nichtstun ist nicht gut für uns, wir fühlen uns beide etwas einsam. Liz frohlockt, denn sie fliegt morgen nach Hause. Ich habe noch zwei Tage Zeit und hoffe so sehr auf besseres Wetter. Jetzt jedenfalls freuen wir uns, Gesellschaft zu haben, sitzen zusammen, reden und trinken Kaffee.
    Da gesellt sich eine andere Pilgerin zu uns, die aus der Schweiz kommt und auch deutsch spricht. Hier mit uns muss sie jedoch englisch sprechen, damit Liz dem Gespräch folgen kann. Diese Dame aus der Schweiz ist mit dem Fahrrad aus der Schweiz losgefahren, hat nun bis Santiago circa 2000 Kilometer geschafft und will seit Tagen wieder nach Hause. Sie schafft es jedoch nicht, weil sie ihr Fahrrad nicht transportieren kann. Morgen, da soll es nun klappen. Sie beschwert sich über die Busgesellschaften, die offensichtlich nicht miteinander kooperieren und vor allem keine Fahrräder transportieren. Also fährt sie mit der Bahn zurück, offensichtlich der einzige Weg, das Fahrrad mit nach Hause zu nehmen. Sie erzählt, dass sie in Muxía und Finisterre an der Westküste war und ist vor allem von Muxía sehr begeistert, weil es dort ein ähnliches Licht geben soll wie in Nordnorwegen oder Island. Außerdem sind die Strände wundervoll einsam und leer.
    Von Finisterre erzählt sie, dass es felsig ist; es gibt dort eine unheimlich hohe Steilküste. Da die Schweizerin nun erneut meine Neugier geweckt hat, gehe ich in die Touristinformation und hole mir doch noch die genauen Busfahrzeiten und Abfahrtspunkte für den Bus. Beide Orte sind circa hundert Kilometer von Santiago entfernt, und der Bus fährt circa zweieinhalb Stunden. Da der erste Bus jedoch erst um 8.00 Uhr losfährt und der letzte schon um 16.30 Uhr zurück fährt, müsste ich dort wohl übernachten, wenn das Ganze sinnvoll sein soll. Ich überlege, kann mich aber nicht so recht entschließen, nochmals auf Tour zu gehen.
    Auf jeden Fall verbringe ich mit Liz den Abend, ihren letzten Abend hier in Santiago, denn morgen fliegt sie nach Hause nach Kopenhagen. Schade! Wir finden ein schönes, gemütliches und etwas feines Restaurant, essen gemeinsam und sprechen miteinander; wir essen und freuen uns über unsere Gesellschaft. Rund um uns herum tobt das Leben, denn offensichtlich wird das Lokal, in dem wir sitzen, überwiegend von Spaniern besucht. Hier unterhält man sich lautstark, lacht, und es herrscht bei Bier, Rotwein und tapas, den kleinen Schnittchen, die in Spanien so gerne gegessen werden, reges kommunikatives Treiben. So geht der Abend viel zu schnell zu Ende, und Liz und ich verabschieden uns gegen 22.00 Uhr mit der lockeren Absprache, uns eventuell einmal im nächsten Jahr irgendwo zum Wandern zu treffen. Mal sehen, was daraus wird, ich bin gespannt!
    Ich fühle mich wehmütig und allein, als ich zu meinem Zimmer gehe, und vielleicht verspüre ich das erste Mal auf meiner Reise jetzt ein wenig Heimweh.

28. Tag:
    Santiago de Compostela, 2. Juli

    Wieder ein freier Tag mit Ausschlafen! Als ich um 9.30 Uhr mit den Augen blinzele, scheint die Sonne. Ein paar Wolken sind zwar auch noch dabei, aber immerhin. Darüber freue ich mich, mache mich flink fertig und gehe frühstücken. Café con leche, ein Glas O-Saft, zwei Toasts mit Butter und Marmelade für 3,50 €, das ist in Ordnung. Wie gut, dass heute Montag ist, da ist es hier in Santiago nicht mehr so voll wie am Wochenende. Für heute entscheide ich mich, eines der zwei Einkaufszentren der Stadt aufzusuchen, die weit entfernt von der historischen Altstadt liegen. Ich habe große Lust zum Laufen, mir fehlt es förmlich nach den letzten Wanderwochen. So gehe ich zu Fuß, mit dem Stadtplan bewaffnet, und fühle mich wundervoll; die Sonne scheint, ich habe leichte Trekkingsandalen an und trage keinen Rucksack, ich habe das Gefühl zu schweben.
    Circa eineinhalb Stunden muss ich durch die Stadt laufen, um mein Ziel zu erreichen. Dazu durchquere ich die neuen Teile der Stadt, die zwar große Straßen, aber kein besonderes Flair besitzen. Aber immerhin, ich nutze meine Zeit und sehe mir die Leute hier, weit ab von der
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