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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Autoren: Anna Malou
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durchquere die Ladenzeilen und gelange so zum Vorplatz der Kathedrale, wo ich mich in eine der Mauernischen setze, die Sonne genieße, die Kathedrale wieder einmal bewundernd ansehe und ausruhe.
    Schließlich gehe ich kurz in mein Zimmer, denn um 18.00 Uhr bin ich mit einem Pilgerfreund verabredet, der sich mit seinen Leuten vor der Kathedrale trifft, um seinen Geburtstag zu feiern. Wir alle bringen ihm ein Ständchen und verbringen den Abend gemeinsam, draußen in einem Restaurant sitzend. Es gibt vino tinto, Rotwein, der hier nicht nur besonders gut schmeckt, sondern auch noch recht preiswert ist. Zwischendurch muss ich noch einmal kurz los, denn ich habe vergessen, Selters zu kaufen. Da das Leitungswasser in Spanien nicht trinkbar ist, brauche ich heute unbedingt noch welches. Auf dem Weg zum Supermarkt, der viel kleiner als bei uns in Deutschland ist, fällt mir auf, wie schnell man sich an ein neues Leben in einer neuen Stadt gewöhnt, denn ich kenne mich inzwischen im Altstadtbereich von Santiago bestens aus.
    So klingt mein Abend in geselliger Runde aus, und ich freue mich über viele bekannte Gesichter an diesem Abend. Im Laufe der Wochen haben sich durch das gemeinsame Erleben viele Drähte entwickelt, die heute Abend wiederbelebt werden. Die Unterhaltung ist wie immer international, aber es funktioniert unheimlich gut, und ein jeder ist integriert. Hier in dieser Runde zählen keine Äußerlichkeiten, hier zählt der Mensch an sich, der Weg und keine Vorgeschichte, kein Status, nichts anderes. Wohl dem, der solche Erlebnisse haben darf! Auch dank des Rotweins gehe ich an diesem Abend beschwingt ins Bett.

29. Tag:
    Santiago de Compostela, 3. Juli

    Heute ist die unbeschwerte Zeit vorbei, denn es gilt zuerst zu klären, ob der Flug am morgigen Tag planmäßig stattfinden wird. Weiterhin muss die Pensionsrechnung bezahlt werden, und den Weg zum Flughafen, circa zwölf Kilometer, muss ich planen. Hier steht die Entscheidung schon fest: Ich werde mir mit einem Pilgerfreund zusammen ein Taxi leisten. Dieser fliegt eher als ich und weiter bis Madrid. Dadurch muss ich zwar ein wenig länger am Flughafen auf den Abflug meiner Maschine warten, komme aber mit meinem Gepäck bequem, sicher und preisgünstig zum Flughafen.
    Also alles geplant, und nun kann ich mich mit meiner persönlichen Tagesgestaltung beschäftigen. Da es heute schon wieder — oder besser gesagt — immer noch regnet, plane ich einen Museumstag, denn hier gibt es eine Fülle von Möglichkeiten.
    Zuerst besuche ich das Museum, das zur Kathedrale gehört und das in meinen Augen ein unbedingtes Muss ist. Neben kirchlichen Heiligtümern wie alten Kleidungsstücken, Steinfiguren, Kreuzen und Bildern, besteht die Möglichkeit, auf die Veranda der Kathedrale zu gelangen, von wo man einen wundervollen Ausblick hat. Ich genieße diese neuen Perspektiven auf den Vorplatz der Kathedrale und auf die alten Bauwerke. Weiter besteht ein Zugang zur Schatzkammer mit alten Münzen und sakralen Gegenständen. Als drittes gibt es im Kathedralenkomplex den Zugang zu einem alten Palast, der aus dem 12. Jahrhundert stammt. Ich bin überwältigt von den riesigen Dimensionen, den drei Stockwerken, die jeweils Zugang zur Kathedrale haben. Von hier aus ergeben sich Ausblicke auf den Vorplatz der Kathedrale, die wunderschön sind. Ich kann sehen, dass es schon damals Festhallen und daran angrenzend kleine Zimmer für Gäste oder die dort wohnenden Menschen gab. Weiterhin finde ich einen Kamin, Licht- und Lüftungsschlitze, Sitzbänke in den Fensternischen. Auch gibt es einen Baderaum und eine Küche, und ich stelle mir vor, wie die Leute früher hier wohl gelebt haben. Diese Dimension vor allem des Palastes hat mich sehr beeindruckt. Offensichtlich gab es schon vor tausend Jahren sehr bemerkenswerte Architekten.
    Als ich diesen Palast verlasse und auf den Platz vor der Kathedrale trete, regnet es, diesmal kräftig. Offensichtlich ist es richtig, wenn man von Santiago sagt, dass es der regenreichste Ort in ganz Spanien sein soll. Im Regen herumzulaufen, macht mir keinen Spaß, und nun beschließe ich für mich, eine kleine Pause auf meinem Zimmer einzulegen, SMS nach Hause zu schreiben und mich ein wenig auszuruhen.
    Am Nachmittag führt mich dann mein Weg zur Kirche bei mir um die Ecke, San Martin Pinario, die auch eine ungeheure Größe hat. Offensichtlich ist hier in Santiago alles überdimensioniert.
    Diese Kirche besitzt circa acht verschiedene riesige Altäre, Gold
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