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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Autoren: Anna Malou
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erkundigen, ob alles weiterhin termingerecht abläuft. Hier bekomme ich zunächst das Okay und muss nach einer weiteren halben Stunde feststellen, dass die Maschine circa 25 Minuten Verspätung haben wird. Damit kann und muss ich mich wohl arrangieren. Zwei Stunden vorher kann ich einchecken, also meinen Rucksack aufgeben. Für den Rückflug habe ich diesen in einem festen Müllsack verpackt und gut verschnürt, den Griff mit dem Zielflughafenflyer nach außen, um zu verhindern, dass die Gurte des Rucksackes abreißen. Eine umständliche Prozedur, zumal ich inzwischen gehört habe, dass es für Rucksäcke als Fluggepäck feste Mikrofaserbeutel gibt. Einen solchen werde ich mir zu Hause für die nächste Flugreise unbedingt besorgen. Endlich kann ich einchecken und bin meinen sperrig verpackten Rucksack los.
    Heute scheint die Sonne noch einmal heiß und schön vom blauen Himmel, der mit ein paar hellen, freundlichen Schäfchenwolken durchsetzt ist. Offensichtlich will Spanien mich versöhnlich stimmen und mir zeigen, dass es auch im Norden Spaniens schönes Wetter geben kann. Zumal mir viele Spanier versichert haben, dass das Wetter in diesem Jahr im Juni ungewöhnlich nass und kalt war, denn normalerweise sind Juni bis September auch in Nordspanien die Sommermonate, in denen es bis 35 Grad warm werden kann.
    Heute nutze ich die Sonne noch für zwei Stunden, indem ich, auf der Rasenfläche vor dem Flughafen liegend, meine Wartezeit bis zum Boarding verbringe. Ich liege auf meiner Jacke auf dem Rasen und freue mich, dass ich in den letzten vier Wochen gelernt habe, das Leben unkompliziert zu nehmen, und genieße so die Wärme der Sonne.
    Doch auch hierbei vergeht die Zeit, und ich muss, wie gewohnt, durch den Sicherheitscheck und dann wieder warten. Mein Flug hat nun doch mehr Verspätung als bereits bekannt, inzwischen sind es schon eine Stunde und fünf Minuten. Mit mir warten neben den anderen Fluggästen auch mehrere Pilger, die ich zum Teil vom Ansehen her kenne, und mit dem oder der einen wechsele ich ein paar Worte.
    Eine Pilgerin sagt zu mir: »Na, zum Wandern war das Wetter doch gut so.« Dieser Meinung bin ich nun gar nicht, aber die Menschen sind eben sehr unterschiedlich in ihren Wahrnehmungen und Meinungen, und wenn ich das vorher noch nicht wusste, jetzt ist es mir allemal bekannt. Allen, mit denen ich spreche, ist jedoch eines gemeinsam: Sie hatten »auf dem Weg« eine »schöne, interessante, einzigartige, spannende, imposante Zeit«. Diesen Aussagen kann ich nur voll und ganz zustimmen.
    Auf meinem Rückflug habe ich wieder eine Zwischenlandung in Palma mit circa einer Stunde Aufenthalt. Ich habe also Zeit, noch etwas zu trinken, bevor ich wieder in das Flugzeug einsteige. Da ich mich auch auf dem Rückflug bei der Zwischenlandung nicht um mein Gepäck kümmern muss, macht mir das alles nicht viel aus. Auch an das Warten kann man sich offensichtlich gewöhnen. Als es dann weitergeht, Richtung Hamburg, werde ich doch ungeduldig, ich denke an zu Hause und freue mich. Trotz allem klingt bei mir ein wenig Wehmut mit, denn damit wird in Kürze meine unabhängige, sorglose und so spannende Zeit unter freiem Himmel vorbei sein. Schade! Bald wird der Alltag mich wiederhaben, und all die Dinge, die mich auf meinem Weg so gar nicht interessiert haben, werden wieder an Bedeutung gewinnen. Was mir jedoch bleiben wird, ist die Erinnerung an eine wundervolle, spannende, sorglose Zeit voller schönster landschaftlicher Eindrücke, eine Zeit, in der ich große körperliche Anstrengungen zu bewältigen hatte, aber viel über mich und mein Leistungsvermögen gelernt habe. Ich bin froh, glücklich und dankbar, dass ich diese so spannende Zeit derart gut für mich durchstehen konnte.
    In Hamburg komme ich wider Erwarten fast pünktlich an, bekomme ohne Komplikationen meinen Rucksack und werde von meiner Familie abgeholt. Es ist schön, nach vier Wochen in der Fremde wieder die Wärme und Nähe von zu Hause zu spüren.
    Es gibt so viel zu erzählen, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll, und das bleibt noch für etliche Wochen so. Alle sind neugierig, wollen etwas von meinen Erlebnissen und Erfahrungen mitbekommen, wollen die weite Welt in ihrer vertrauten Umgebung erleben. Das alles macht mir Spaß, ich erzähle gerne von dieser für mich so wundervollen Zeit, denn mit jedem Erlebnis reise ich wieder nach Spanien, bin dort mit meinen Gefühlen und Gedanken und zaubere mir wieder ein Stück von dieser für mich
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