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Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen
Autoren: Ruediger Penthin
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Vater vor Wut tobte, fühlte sich Ron wirkmächtig. Er spürte plötzlich, dass er im Mittelpunkt stand, diese Art von Aufmerksamkeit bekräftigte sein destruktives Verhalten.
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    Nun kann die Geschichte verschiedene Wendungen nehmen:
    Wenn die beteiligten Erwachsenen (Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen) weiterhin nichts unternehmen, droht die Gefahr der Entwicklung einer kriminellen Auffälligkeit:
    Melanie und Ron finden in der Schule zusammen und gehen mit ihrer »Gang« einen gemeinsamen Lebensweg. Melanie stiehlt in den verschiedensten Geschäften die verschiedensten Gegenstände. In Lebensmittelgeschäften klaut sie vor allem Süßigkeiten, um ihre Sucht nach Süßem und ihr Bedürfnis, sich dadurch etwas Gutes zu tun, zu befriedigen. Außerdem wird ihr dadurch die Anerkennung in der Gruppe zuteil. Sie beteiligt sich als Komplizin bei Rons Erpressungs- und Raubaktionen. Im Alter von neun Jahren tritt in der Gruppe als weiteres Suchtverhalten das Zigarettenrauchen und der Konsum alkoholischer Getränke auf. Dadurch kommt es zu einem deutlich gesteigerten Geldbedarf, um sich dieses neue Suchtverhalten auch leisten zu können. Die Kinder brechen Automaten auf, berauben ihre Mitschüler und stehlen den eigenen Eltern das Geld aus der Geldbörse. Mit zehn Jahren werden Melanie und Ron zum ersten Mal polizeilich aktenkundig.

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    Die vierte Stufe in der Entwicklung eines gestörten Sozialverhaltens mit krimineller Auffälligkeit, beginnender Sucht und polizeilicher Reaktion ist erreicht (Reaktion der Gesellschaft ). Ist die Entwicklung einer Verhaltensstörung so weit fortgeschritten, gelingt es oft leider nicht mehr, die Kinder verlässlich wieder zurückzuholen.
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    Aber die Geschichte kann auch eine ganz andere Wendung nehmen:
    In der Vorschulgruppe (Melanie) bzw. in der 1. Klasse (Ron) schafft es eine aufmerksame Erzieherin/Lehrerin, die Eltern in verschiedenen Gesprächen davon zu überzeugen, dass sie selbst und ihre Kinder professionelle Hilfe brauchen.
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    Melanie:
    Unter Mithilfe des Amtes für soziale Dienste (»Jugendamt«) erhält Heike, Melanies Mutter, eine sozialpädagogische Familienhilfe. Jutta, die Sozialpädagogin vom Jugendamt, besuchte Heike zwei- bis dreimal pro Woche am Nachmittag. Sie kann mit ihr über ihre Alltagssorgen und ihre Lebensprobleme sprechen und ihr dabei helfen, Lösungen zu finden. Heike entschließt sich, sich von Maik zu trennen, da sie den Stress in dieser Beziehung nicht mehr erträgt. Dadurch entspannt sich das Miteinander zwischen Heike und Melanie deutlich. Heike findet mit Juttas Hilfe einen Platz in einer Ausbildungsinitiative für junge Mütter. Dadurch fühlt sie sich nicht mehr »nutzlos«, ihr Selbstwertgefühl wird besser. Melanie wird bei einer spezialisierten Kinderärztin vorgestellt, die sich mit Verhaltensschwierigkeiten bei Kindern auskennt. Bei Melanie werden verschiedene Wahrnehmungsstörungen festgestellt und der Verdacht auf eine »hyperkinetische Störung« (ADHS, s. Kapitel 3) geäußert. Dieser Verdacht bestätigt sich im Verlauf der vielen Untersuchungen.

    Auch Melanie erhält eine wirkungsvolle Hilfe. In einer Ergotherapie wird ihr Gefühl für den eigenen Körper verbessert und sie kann gezielt daran arbeiten, ihr überschießendes Verhalten zu zügeln sowie ihre Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Jutta, die Sozialpädagogin, und Gerd, der Ergotherapeut, können Heike dabei unterstützen, mit Melanie liebevoller und konsequenter umzugehen. Zudem muss die Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) durch die Kinderärztin noch mit einem Medikament aus der Gruppe der Stimulanzien (s. Kapitel 3) behandelt werden. Diese verschiedenen Behandlungs- und Unterstützungsansätze führen dazu, dass Melanie auch andere Freundinnen findet. Sie kann sich aus der problematischen Gruppe lösen und beginnt im Verein Fußball zu spielen, ein Hobby, das sie auch in den nächsten Jahren begleitet. Mit 16 Jahren macht sie ihren Hauptschulabschluss und findet eine Ausbildungsstelle als Bäckereifachverkäuferin. Sie hat mittlerweile einige nette Freunde und Freundinnen, versteht sich mit ihrer Mutter ziemlich gut und spielt weiterhin Fußball.
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    Ron:
    Rons Mutter Franziska ringt sich dazu durch, eine Erziehungsberatungsstelle aufzusuchen. Dort kann sie Rons und ihren gemeinsamen Lebensweg
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