Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen
Autoren: Ruediger Penthin
Vom Netzwerk:
Menschen gibt es verschiedene Theoriemodelle.
Triebtheorie
    Im Alter von 18 bis 24 Monaten lassen sich bei 80 Prozent aller Kinder - Jungen und Mädchen - aggressive Verhaltensmuster wie Treten, Beißen oder Schlagen beobachten. Bei Mädchen vermindern sich diese Verhaltensweisen ab dem vierten Lebensjahr deutlich stärker als bei Jungen. In der Verhaltensforschung geht man davon aus, dass dem Tier und auch dem Menschen (als »alles fressendem Säugetier«) ein angeborener Kampftrieb innewohnt. Dieser Trieb ist die Grundlage zur Selbstverteidigung und Selbsterhaltung in Konflikten mit anderen Tierarten oder seinesgleichen. Auch der Jagdtrieb zur Erlangung von Nahrung steht mit diesem Kampftrieb in Beziehung. Die Neigung zu aggressiven Verhaltensweisen hat somit eine angeborene, biologische Grundlage. Es ist zu beobachten, dass sich dieser Trieb scheinbar von Zeit zu Zeit entladen muss. Junge Füchse, junge Bären, aber auch Menschenkinder balgen und raufen miteinander (»Spaßkloppe«). Dabei handelt es sich scheinbar um eine spielerische Entladung dieses Triebes. Die Wirkung der Aggression und des Kampftriebes hinterlässt Überlegenheits-und Befriedigungsgefühle, die vom betreffenden Lebewesen als angenehm und erfolgreich erlebt werden. Solche angenehmen Gefühle wirken wie eine innere Belohnung. Das Ausleben des Kampftriebes hat somit eine befriedigende
Wirkung, es führt jedoch nicht dazu, dass sich Aggressivität und Kampfeslust vermindern.
Lerntheorie
    Verschiedene psychologische Mechanismen können aggressives Verhalten begünstigen und verstärken. Belohnung führt zur Verstärkung eines Verhaltens, in diesem Fall von aggressivem Verhalten. Da das Ausleben von Aggressionen oft als erfolgreich erlebt wird, wird über diesen Verstärkungsmechanismus Aggressivität und aggressives Verhalten angeheizt. Somit kann aggressives Verhalten regelrecht »gelernt« werden. Aggressives oder gewalttätiges Verhalten kann aber auch auf anderem Wege gelernt werden. Kinder können sich derartiges Verhalten von sogenannten Vorbildern abgucken. Diesen Weg nennt man auch »Lernen am Modell«. Dieser Lernweg ist sehr wirkungsvoll.
    Â 
    Der alkoholisierte, gewalttätige Vater schlägt beispielsweise vor den Augen seiner Kinder die Mutter, die sich weinend und gedemütigt im Nachbarzimmer einschließt. Die verängstigten Kinder, die diese Szene erleben müssen, spüren jedoch auch den »machtvollen Erfolg«, den der Vater gegenüber der Mutter hat.
    Â 
    Verhalten, welches von solcher »Macht« begleitet ist, wird vom »Modell« des Vaters im oben genannten Beispiel abgeguckt und ins eigene Verhaltensrepertoire übernommen. Andererseits kann das Erleben solcher Aggressionen bei den beobachtenden Kindern zu Angst, Hilflosigkeit und dem Gefühl eigener Bedrohung führen.
Tiefenpsychologische Theorie
    Solche Ängste und Bedrohungsgefühle sind für Kinder und natürlich auch für Erwachsene äußerst unangenehm. Unsere
Seele versucht solche unangenehmen, vielleicht sogar unerträglichen Gefühle und die dadurch hervorgerufenen inneren Spannungen zu lindern. Es scheint seelische Abwehrfunktionen zu geben, die dazu führen, dass solche massiven Ängste und Bedrohungsgefühle nicht mehr spürbar sind. Dies gelingt unserer Seele dadurch, dass anstelle der nicht erträglichen Gefühle erträglichere Gefühle wie Ärger, Wut, Hass und Zorn gesetzt werden.
    Â 
    Ein Kind aus dem oben genannten Beispiel, welches die Gewalttätigkeit des Vaters miterleben muss, entwickelt, um die unerträgliche Angst vor dem Vater nicht mehr spüren zu müssen, stattdessen Gefühle wie Wut, Zorn und Hass gegenüber der »schwachen« und gedemütigten Mutter. Denn Wut und Hass gegenüber dem eigentlichen Angreifer wären für das Kind viel zu gefährlich und würden neue Ängste erzeugen.
Frustrations-Aggressions-Theorie
    Nicht nur massive Ängste und Bedrohungsgefühle können zu Aggressionen und Gewalt führen, auch allgemeine Frustrationen im alltäglichen Leben, Enttäuschungen und die damit verbundenen Selbstwertprobleme sind in der Lage, Wut, Ärger und Vergeltungswünsche hervorzurufen.
    Â 
    Ein achtjähriger Junge erlebt im zweiten Schuljahr das Erlernen von Lesen und Schreiben als etwas äußerst Unangenehmes, was ihm nicht so recht gelingen will. Er hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher