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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen
Autoren: Kate Jacobs
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Jean-Georges wegzulassen.)
    »Ich hasse Erbsen«, kam es ihr spontan über die Lippen.
    Der grauhaarige Fahrer schien ihre Feststellung für die natürlichste Sache der Welt zu halten.
    »Ich esse nicht gern Spargel, aber meine Frau liebt ihn«, sagte er. »Mir ist er zu matschig.«
    »Sie dürfen ihn nur kurz garen«, sagte Gus. »Geben Sie ein bisschen Wasser in eine Sautierpfanne. Dann dünsten Sie den Spargel zugedeckt wenige Minuten, schütten ihn ab, stellen ihn zurück auf die Flamme und würzen mit einem Hauch Zitrone und Pfeffer.«

    »Sie sind ja wirklich eine Köchin«, sagte er. »Wie ist denn Ihr Name? Wenn ich schon eine Berühmtheit fahre. Ich bin Joe.«
    Sie zögerte. »Augusta«, sagte sie dann. Irgendwie kam ihr das feige vor und sie fügte hinzu: »Ich werde Gus genannt. Ich war immer nur Gus.«
    »Gus! Das ist ein Name für einen muskulösen Automechaniker mit ölverschmierten Händen, aber nicht für eine hübsche Lady.«
    »Mein Cousin hat mich so genannt, nach der fetten Maus in Disney’s Cinderella«, erklärte Gus und fragte sich, warum sie nicht einfach die Klappe hielt. Aber das Reden fühlte sich gut an. »Sie kennen doch bestimmt die Comicfigur? Meiner Mutter gefiel der Vergleich nicht, aber mein Vater fand es süß. Ist jedenfalls hängengeblieben.«
    »Aber Sie sind nicht dick«, erwiderte der Mann. »Wenn ich das so sagen darf.«
    Gus wurde rot. Seit Christopher war sie mit Männern nicht sonderlich gut zurechtgekommen. Selbst nicht mit einem harmlosen Kompliment wie dem des Fahrers. Bevor sie Christopher kennenlernte, hatte sie nicht viel Gelegenheit gehabt, sich im Flirten zu üben. Und danach wollte sie es nicht und hatte auch nicht die Zeit dafür. Sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie während ihrer Collegezeit in einer Bar gewesen war. Das Flirten lag ihr nun mal nicht.
    Sie konnte aus dem Stehgreif Hühnchen auf französische Art zaubern oder an nur einem Tag eine Party für 100 Leute organisieren. Um aber bei einem harmlosen Flirt mithalten zu können, musste sie sich vorher mindestens eine Woche lang Antworten zurechtlegen. (Normalerweise fiel ihr immer erst viel zu spät eine schlagfertige Entgegnung ein. Etwa: »Komplimente haben keine Kalorien.« Aber dann nützte es auch
nichts mehr, kokett ihr goldbraunes Haar nach hinten zu werfen und zu lachen.)
    Die einzigen Situationen, in denen sie halbwegs flirtete, waren die gelegentlichen Komplimente von Porter, der glücklich verheiratet war. Manchmal hatte sie den Verdacht, dass seine Frau ihn ermunterte, Gus zu sagen, wie hübsch sie sei. Sie waren alle drei seit Jahren enge Freunde.
    »Ich war wohl eins dieser pausbäckigen Kinder«, fuhr sie fort. »Auf dem College habe ich versucht, mich Augusta zu nennen, aber das war in etwa so, als würde ich ein Kleidungsstück anziehen, das eine Nummer zu groß ist.«
    Joe gab ein bisschen Gas, aber wegen des Schnees auf der Fahrbahn nicht zu viel. »Keine Sorge. Wir werden pünktlich da sein. Ich kenne ein paar Schleichwege durch Nebenstraßen, damit können wir Zeit wettmachen.«
    »Mögen Sie Ihre Arbeit?«, fragte sie plötzlich.
    »Das Fahren wird man leid, keine Frage«, antwortete er. »Die Leute meinen immer, es wäre leichte Arbeit, bei der man nicht viel denken muss - aber so einen Job gibt es doch gar nicht. Wir haben alle unseren Stress. Und vom vielen Sitzen wird mein Hintern wund.«
    »Sie könnten nach jeder Fahrt aussteigen und sich ein bisschen bewegen«, schlug Gus vor, aber der Mann schüttelte den Kopf und erklärte ihr, unter welchem Zeitdruck er stand.
    »Ich sehe, was mit Ihnen los ist, Augusta, genannt Gus«, sagte er. »Sie sind eine von denen, die anderen immer einen Rat geben müssen.«
    »Stimmt«, räumte Gus ein. Sie zögerte und fuhr dann fort. »Ich kann gar nicht anders. Ich sehe, dass etwas nicht stimmt und muss etwas dagegen tun!«
    »Meine Frau ist genauso. Ständig will sie reden, reden und nochmals reden. Genau dann, wenn ich fernsehen will.« Der
Fahrer bog an der Ninety-seventh Street geschmeidig vom Roosevelt Drive ab und hielt an einer roten Ampel.
    »Ich hasse es, wenn andere Fehler machen«, sagte sie. »Es tut mit mir richtig weh. Vielleicht geht es Ihrer Frau nicht anders.«
    »Ihnen sind doch bestimmt auch schon ein, zwei Fehler im Leben unterlaufen?«
    »Viel zu viele«, antwortete Gus. »Deshalb weiß ich ja heute, was zu tun ist.«
    Sie schwiegen eine Weile, während der Wagen die Second Avenue entlangfuhr. Gus sah eine
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