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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen
Autoren: Kate Jacobs
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gemeinsamen Töchter kümmern.
    Und jetzt fühlte sie sich weiter von ihnen entfernt denn je.

    Aimee rief selten an. Und wenn sie sich trafen, dann kämpfte Gus darum, eine Beziehung zu ihrer immer kratzbürstiger werdenden Tochter aufzubauen, die immer so tat, als läge die Last der Welt einzig auf ihren Schultern. Sabrina dagegen war stets zerstreut. Sie war ein richtiger Schussel. Sehr aufgeweckt, aber auch blauäugig. Gus wäre nicht überrascht, wenn Sabrina eines Tages anrufen würde, um ihr mitzuteilen, sie habe bei einem Schnellballsystem im Internet Geld nach Namibia überwiesen. Sie war viel zu vertrauensselig. Ohne nachzudenken, stürzte sie sich in alles hinein und kam dann zurück zu Gus, um ihre Wunden zu lecken.
    Nachdem Sabrina ausgezogen war, um aufs College zu gehen, war Gus oft mitten in der Nacht schweißgebadet aufgewacht. Sie hatte geträumt, ihr kleines Mädchen sei von Kidnappern verschleppt worden, die nun versuchten, sie in der Toilette zu ertränken.
    Diesen Traum hatte sie auch heute noch manchmal.
    »Aufgeregt, weil Sie in die Stadt fahren?«, fragte der Fahrer und stellte das Radio leise an.
    Gus blickte auf und spürte, wie sie die Stirn runzelte.
    »Nein, ich fahre oft hin«, erwiderte sie ein bisschen barsch, um den Mann davon abzubringen, sich mit ihr unterhalten zu wollen. Leider hatte sie damit kein Glück.
    »Ein hübsches Haus haben Sie«, sagte er.
    »Ja.«
    »Leben Sie schon lange da?«
    »Ja.« Und um nicht unhöflich zu sein, fügte sie hinzu: »Sieben Jahre.«
    »Wie viele Zimmer hat es?«
    »Neunzehn.«
    »Das sind verflixt viele!«
    Gus war entschlossen, sich so arrogant wie möglich zu verhalten.
Als sie aber das breite Grinsen des Fahrers im Rückspiegel sah, musste sie schallend lachen.
    »Sie haben Recht«, sagte sie. »Früher habe ich in einem viel kleineren Haus gewohnt. Fragespiel beendet?«
    »Ich kenne das«, erwiderte der Mann.
    »Was?«
    »Man muss Sie ein bisschen überreden. Ich unterhalte mich gern beim Fahren, und ich habe eine recht gute Menschenkenntnis«, sagte er. »Ich dachte mir, dass Sie unter der Oberfläche zu den Frohnaturen gehören.«
    »Tue ich nicht. Ich bin professionelle Pessimistin.«
    »Ich auch. Mit dieser Welt wird es ein böses Ende nehmen«, erklärte er vergnügt und fädelte sich in den Verkehr auf dem Expressway ein. Ein roter Geländewagen bremste gerade in dem Moment ab, als der Chauffeur versuchte, die Spuren zu wechseln. »Und dieses rote Auto ist ein Beweis mehr dafür. Aber das ist kein Grund, nicht hin und wieder mal zu lachen.«
    Er pfiff vor sich hin, während er sich in den dichten Verkehr einreihte.
    »Das habe ich davon, als Chauffeur zu arbeiten. Jeden Tag eine Überdosis Auspuffgase. Was machen Sie?«
    »Ich koche.«
    »Sie haben ein Restaurant?«
    »Nein, ich koche einfach nur.«
    »Dann sind Sie Hausfrau! Clevere Umschreibung«, sagte er.
    »Hm, nein. Vielleicht in gewisser Weise. Oder ich sollte es zumindest sein. Aber ich werde für das Kochen bezahlt und bin gut im Organisieren von Partys.« Gus lehnte sich so weit vor, wie es der Sicherheitsgurt zuließ. »Wissen Sie, wer ich bin?« Es war eine lächerliche Frage, und sie kam sich albern vor. Aber sie wollte es wissen.

    Der Fahrer sah sie kurz über die Schulter hinweg an. Der Verkehr auf dem Expressway war jetzt so dicht, dass man meinen könnte, sie wären auf einem Parkplatz.
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer«, antwortete er. »Hoffentlich kränkt Sie das nicht. Ich kenne nicht alle meine Fahrgäste. Aber letzte Woche habe ich Angelina Jolie gefahren und davor Derek Jeter. Nicht zusammen, wohlgemerkt. Ich will keine Gerüchte in die Welt setzen.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Gus und entspannte sich. Es war lange her, dass sie sich mit jemandem unterhalten hatte, für den sie einfach nur eine Fremde war. Sie könnte diesem Mann erzählen, dass sie Astronautin sei, und es wäre ihm egal. Sonderbar, wie sich in den letzten zehn Jahren alles für sie verändert hatte. Sie war vom Durchschnittsmenschen zu jemandem geworden, der aufpassen musste, was er sagte. Jede dumme Bemerkung von ihr würde in der Regenbogenpresse auftauchen. (Die Schlagzeile Gus Simpson hasst Erbsen brachte eine Lawine von Anrufen der Erbsenlobby bei Alan ins Rollen. Es folgte eine offizielle Stellungnahme ihres Produzenten Porter sowie eine Sendung über Erbsensuppe, mit der Gus Abbitte leistete. Und das alles nur, weil sie darum gebeten hatte, die Erbsen bei ihrem Salat
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