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Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Ritter Blaubart

Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Ritter Blaubart

Titel: Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Ritter Blaubart
Autoren: Sarah Schwartz
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Mauern geschehen?
    Sei nicht albern , wies sie sich zurecht.
    Pierre stieg wieder ein, und lenkte den Wagen einen sandigen Weg hinauf zu einem großen Gebäude in barockem Stil. Es war eine hohe Halle mit kunstfertigem Dach. In ihr befand sich der größte Fuhrpark, den Amelie je gesehen hatte. Staunend betrachtete sie die Wagen, die hier standen. Nur die erlesensten Marken waren vertreten. Alte Wagen standen neben neuen. In der rechten hinteren Ecke ragten zwei Kutschen auf. An einer eigenen Ausfahrt parkte ein polierter schwarzer Ferrari.
    „Er muss wirklich verdammt viel Geld haben“, murmelte sie.
    „Lass dich nicht von ihm einwickeln.“ Laras Stimme klang besorgt. „Wir müssen misstrauisch bleiben.“
    Amelie nickte. Wie oft hatten sie in den letzten Tagen darüber gesprochen, ob Alain nicht doch etwas mit den Morden zu tun hatte. Amelie hielt es für Unfug. Allerdings hatte Alain kein Alibi. Wie jeder männliche Dorfbewohner war er zu diesem Thema befragt worden. Stefan wollte die Möglichkeit nutzen, sich genau im Anwesen des Mannes umzusehen.
    Pierres Augen waren dunkel, als er Amelie seinen Arm darbot.
    „Du bist die hübscheste Jungfrau, die ich je gesehen habe.“
    Amelie wurde rot. „Eigentlich bin ich eine Prinzessin. Der Versand hat leider die Krone vergessen.“
    Er lächelte. „Das ist kein Widerspruch. Es gibt auch jungfräuliche Prinzessinnen.“
    Er führte sie durch den Fuhrpark, erklärte hin und wieder etwas zu einem Auto und geleitete sie anschließend den Hauptweg entlang zu den Stufen, die zum Hauptportal der Villa führten.
    Amelie fühlte sich tatsächlich wie eine Prinzessin, als sie auf dieses Gebäude zuging. Es war ein Bauwerk aus einer anderen Zeit. In der Dunkelheit des winterlichen Abends sah man weder einen Blitzableiter noch andere Zugeständnisse an die Moderne. Selbst das Licht in den Fenstern flackerte weich – Kerzenschein.
    Es ist wie das Schloss aus meinen Träumen. Und warum soll ich nicht träumen, für diese eine Nacht? Sie ermahnte sich, wachsam zu bleiben, wie sie es ihrer Schwester versprochen hatte. Doch der Reichtum und die Pracht, die sie umgaben, erschlugen sie nahezu.
    Auch in der Eingangshalle herrschte barocker Prunk vor. Alles war groß, weit und bunt. Gold und Rot herrschten vor. Stuckwerk und Spiegel, wohin sie blickte.
    Von der Treppe her sah sie Alain auf sich zukommen. Er war nicht verkleidet und trug auch keine Maske. Einzig seine Haut war geschminkt und noch heller, als sie ohnehin war. Sie schimmerte alabastern. Sein schwarzer Smoking saß perfekt. Die halblangen dunklen Haare waren zurückgekämmt.
    „Willkommen“, sagte er mit einem Lächeln und nahm ihre Hand, um sie zu küssen.
    Amelie umklammerte die weiße Halbmaske, die sie sich noch nicht aufgesetzt hatte. „Sie sind nicht verkleidet“, sagte sie verwundert.
    Lara lachte hinter ihr. „Natürlich ist er das. Er ist Dracula. Graf Dracula. Oder hast du die spitzen Eckzähne nicht bemerkt?“
    Alain neigte den Kopf in Laras Richtung. „Zumindest eine Person hat es erkannt. Kommen sie. Ich führe sie in den Bankettsaal.“
    Alain bot Amelie seinen Arm. Sie legte ihre Hand darauf und spürte seine Muskeln unter dem Smoking. Sie sah zu ihm auf. Ob er auch nur ein Mal in der Art an sie gedacht hatte wie sie an ihn? Träumte er von ihrem Körper wie sie von seinem? Es war zum Verrücktwerden. Wie konnte sie nur denken, dass ein Mann wie er – reich, attraktiv, der alles hatte – eine Frau wie sie begehren könnte. In dem zehn Kilometer entfernten Gymnasium mochte sie eine Schönheit gewesen sein. Aber sie war keine Frau von Welt. Keine weit gereiste Millionärstochter, die einem Mann wie ihm stilsicher und formvollendet begegnen konnte. Am liebsten wäre sie davongelaufen.
    Zum Glück lenkte die ungewöhnliche Umgebung sie ab.
    Amelie kam aus dem Staunen nicht hinaus. Immer wieder musste sie sich zusammenreißen, die Wände, Decken und Böden nicht anzustarren. Den teuren Parkettboden mit dem mäandernden Muster, die Samtvorhänge, die wuchtigen Bilder mit den schweren Rahmen und die bemalten Kassettenfenster über ihr. All das entstammte einer anderen Zeit. Mehr noch: einer anderen Welt. Und sie war plötzlich ein Teil davon. Sie ging an der Seite des Hausherrn, gehörte dazu. In einem deckenhohen Spiegel sah sie ihr Gesicht mit den dunkelblauen Augen. Ihre schwarzen Haare waren zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt, die Friseurin des Nachbarortes hatte ganze Arbeit geleistet. Ein
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