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Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Ritter Blaubart

Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Ritter Blaubart

Titel: Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Ritter Blaubart
Autoren: Sarah Schwartz
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an sich. Sie lag in seinen Armen und weinte, bis keine Träne mehr in ihr war.
     
    Die Sonne schien hell auf ein weißes Märchenland. Amelie blickte auf das verschneite Grab ihrer Eltern. Alain hielt ihre Hand.
    „Es tut mir leid, dass ich ihren Tod nicht verhindern konnte. Lange Zeit wusste ich nicht, dass Stefan der Vampir ist, der sich hier einen neuen Clan aufbauen wollte. Wenn ich es früher herausgefunden hätte, wäre deine Schwester ihm vielleicht nicht zum Opfer gefallen.“
    Amelie schmiegte sich an ihn. „Ich glaube, um so bösartig zu werden wie sie, muss bereits der Keim des Bösen in einem stecken. Lara war immer anders als ich. Erfüllt von Wut und Hass. Ich wollte es bloß nicht wahrhaben. Ich wollte meine heile Welt behalten, und meine Schwester. Besonders nach dem Tod meiner Eltern.“ Sie musste an die Bilder ihrer Schwester denken. Die dunkle Gewalt, die dort vorherrschte.
    „Oder glaubst du, dass mir dasselbe passieren wird? Dass ich auch beginne, wahllos zu töten?“ Sie atmete schneller. Der Gedanke erschreckte sie.
    Er neigte den Kopf zu ihrem dunklen Haar und atmete tief ein. „Nein, du bist nicht wie sie. In dir ist nicht einmal jetzt Wut.“ Er seufzte. „Du riechst noch immer wie eine Rose. Obwohl ich dich ...“ Er verstummte. Sein Gesicht war dunkel und von Trauer erfüllt. „Ich wollte dir das nicht antun, Amelie. Ich wurde auserwählt, ein Werwolf zu werden, und mitzuhelfen, den Bestand der Vampire in Grenzen zu halten. Du dagegen hast etwas Besseres verdient.“
    Amelie berührte ihren Fellmantel über der Stelle, an der sein Nagel tief in ihr Fleisch gefahren war und sie zum Bluten gebracht hatte. Er hatte sie vor Stefan schützen wollen und sie verletzt. In einer Vollmondnacht. Die Verletzung hatte ausgereicht, sie zu verwandeln.
    „Was geschah, sollte so sein.“ Sie suchte seinen Blick. „Ich möchte bei dir bleiben. Bei dir und deinen Wölfen. Für immer.“
    Sie spürte die herannahende Nacht. Den vollen Mond, der den Wald hinter der Villa beleuchten würde. Ihr Blut pulsierte heftiger. Das erste Anzeichen der Wandlung. Lust stieg in ihr auf, wenn sie daran dachte, was sie dort alles im Schnee tun würden. Das Graugrün seiner Augen wandelte sich in die Farbe von schattigem Moos.
    In ihren Gedanken tauchte sie in die Bilder der letzten Vollmondnacht ein. Ihr Körper hatte sich gewandelt. War stärker und lustvoller geworden. Die Kälte konnte ihm nichts anhaben. Unter dem Licht der Sterne hatten sie sich einander hingegeben. Erst als Menschen. Dann als Wölfe. Amelie vermisste besonders diese letzte Vereinigung. Dieses animalische übereinander Herfallen. Jeder Geruch war farbenfroher, jedes Gefühl intensiver. Ein Taumel der Ekstase, der die Welt um sie her in Vergessenheit sinken ließ.
    Es war, als würden sie dasselbe denken. In seinem Blick spiegelte sich ihr Verlangen.
    „Gehen wir“, flüsterte er rau.
    Amelie sah ein letztes Mal auf das Grab ihrer Eltern. Sie würde nicht mehr wiederkommen. Zumindest nicht sehr bald. Sie hatte ihren Platz gefunden und Abschied genommen. Alain war jetzt ihre neue Familie. Das Rudel war ihr Schutz und ihr Trost.
    „Ja. Gehen wir. Die Nacht wartet auf uns.“
     
    Ende

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