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Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe

Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe

Titel: Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe
Autoren: Kira Maeda
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hättest ihn dir anschauen sollen, Darcia, sein Körper war mindestens so kräftig wie Lykans und in seinen Augen lag etwas Wehmütiges ... fast, als hätte er mich wirklich gesehen!“
    Darcia lachte über den offensichtlichen Übermut. Dann wurde sie wieder ernst: „Vernarre dich nicht zu sehr in ihn. Nur weil er stark aussieht, heißt es nicht, dass er es auch ist. Ohne die Prüfung zu bestehen, wird er keine Chance haben, dich zu bekommen.“
    Sie durchquerten den Saal des Spiegelschlosses. Anders als sein Zwilling beherbergte diese Seite des Spiegelbildes nur einen Rahmen. Die Wände waren bis auf den großen Spiegel leer.
    Die Männer führten sie zur Treppe und die Gruppe spaltete sich auf. Viele der Männer nahmen ihre Geliebte an der Hand, manche hoben sie hoch und trugen sie in verschiedene Zimmer des Schlosses. Das ganze wurde von Lachen und gespielten Protesten begleitet, was Iza ein wehmütiges Lächeln entlockte.
    „Sieh dich um und hab Spaß“, flüsterte Darcia ihr zu, ehe Lykan näher trat und sie an sich zog. Der große Mann lächelte Iza zu und küsste dann Darcia. „Ist sie eifersüchtig?“, murmelte er an Darcias Ohr. Iza schmollte, weil Lykan so tat, als höre sie ihn nicht. Darcia verdrehte die Augen. „Besorg ihr endlich einen guten Mann“, forderte sie ihren Liebhaber auf, und zog ihn die Treppe hinauf in das nächste Stockwerk.
    Die Stimmen verklangen und einmal mehr blieb Iza allein zurück. Sie schlang ihre Arme um sich und seufzte leise. Seit wie vielen Nächten ging es schon so? Jede der Frauen hatte jemanden, auf den sie sich freuen konnte. Alles, was Iza blieb, war zuzusehen.
    Leises Stöhnen weckte ihre Aufmerksamkeit und lenkte sie von ihren düsteren Gedanken ab. Auf leisen Sohlen schlich sie über den Gang bis zu einer schmalen Kammer. Ihr Eingang war als Mauer getarnt und nur Lykan, Darcia und Iza wussten davon. Dahinter war ein schmaler Durchgang; an den Wänden hingen Fackeln, die nicht brannten. Iza griff in eine Nische in der Wand und holte Zunderbuchse und feine Wolle hervor. Mit geübten Händen entzündete sie eine der Fackeln und ging den Durchgang entlang.
    Ihre Schwester und deren Liebhaber hatten ihr den Gang gezeigt, damit sie zuschauen konnte. Der geheime Weg führte quer durch das Spiegelschloss und Iza konnte ohne Mühe durch die Wände hindurchsehen – für die Person im Geheimgang waren die Mauern wie aus Glas. Die Personen in den Zimmern sahen nur massive Mauern.
    Iza schlug den Weg zum Jagdzimmer ein, ihre Eingebung trog sie nicht. Dort waren ihre Schwestern Laris und Meava mit ihren Gefährten. Beide Frauen waren nackt und hatten die Augen mit Seidentüchern verbunden. Sie saßen Rücken an Rücken auf den weichen Fellen, mit denen der gesamte Raum ausgelegt war; die Männer knieten zwischen ihren gespreizten und angewinkelten Beinen. Ihre Münder hatten sie tief zwischen den weichen Schenkeln vergraben und Iza konnte nur raten, wie es sich anfühlen musste, eine weiche, aber beharrliche Zunge an ihrem empfindlichsten Körperteil zu spüren. Eine Weile sah sie zu, wie ihre Schwestern sich unter den Liebkosungen wanden, dann wandte sie sich ab.
    Der Geheimgang beschrieb seltsame Wege – mal stieg er steil an, dann fiel er ohne ersichtlichen Grund ab. Sie kam an weiteren Zimmern vorbei, in denen ihre Schwestern und deren Liebhaber sich zu zweit oder mit mehreren vergnügten, lachten, tanzten und Wein tranken. Iza blieb nicht stehen, sondern folgte dem Weg, bis sie an das Kaminzimmer kam. Diesen gemütlichen Platz hatten sich Lykan und Darcia für die Nacht als Liebesnest auserkoren. Darcia war bereits nackt und lag, an einem Kelch mit Wein nippend, auf dem Sofa.
    Lykan warf einige Scheite Holz ins Feuer und streifte sich das Hemd ab. Mit einem wissenden Lächeln glitt sein Blick über Darcias nackten Leib und geschmeidig durchquerte er den Raum, um vor dem Sofa niederzuknien.
    Iza wurde heiß.
    Lykan lächelte. Das Lächeln geriet zum Grinsen und die Bewegung seiner Lippen schien sich durch den gesamten Körper zu ziehen. Das Gesicht, der ganze Schädel des Mannes wurde länger, die Gliedmaßen verdrehten und verrenkten sich zu seltsamen Stellungen.
    Lykan streifte seine Hose ab und Iza beobachtete, wie der goldene Ton seiner Haut dunkler wurde. Fell spross aus den Poren und Iza sah ihre Schwester heftig einatmen.
    Die Verwandlung dauerte nur Sekunden – binnen kürzester Zeit stand anstelle von Lykan ein schwarzer Wolf vor der ältesten Königstochter.
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