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Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe

Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe

Titel: Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe
Autoren: Kira Maeda
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betreten und die Wölfe waren ihnen gefolgt. Es waren zehn und Iza konnte jeden Einzelnen von ihnen beim Namen nennen. Sie waren mit wenigen Sätzen vor dem Spiegel und bildeten eine nahezu undurchdringliche Front. Marek fluchte lauthals und zog Iza näher. Sie stellte sich hinter ihn und rang nach Luft. „Sie werden uns nicht gehen lassen“, flüsterte sie und drückte sich an seinen Rücken.
    Marek öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, verstummte aber. Auch Iza hörte es; die Wölfe hatten aufgehört, zu knurren, dafür unterbrachen die Schritte nackter Füße die Stille.
    Iza drehte sich um und spürte Mareks Arm um sich, als er es ihr gleichtat. Sie ahnte, wer dort stehen würde und als sie aufsah, wurde die Ahnung Gewissheit. Lykan stand zwischen ihnen und der Tür; den Kopf leicht gesenkt, die Hände zu Klauen gebogen. „Gib sie zurück“, grollte er so dunkel, dass Iza ihn kaum verstand.
    Marek schob Iza zur Seite, hielt seinen Arm aber um ihre Taille geschlungen. „Sie gehört dir nicht.“
    „Sie gehört dem Rudel.“
    Iza spürte, wie Mareks Arm sich für einen Augenblick verkrampfte. „Nicht mehr“, sagte er erstaunlich ruhig.
    Lykans Klauen wurden länger. „Du hast sie beschmutzt, ohne die Prüfung zu durchlaufen. Du hast dich dem Leben hinter dem Spiegel nicht gestellt, hast nicht gegen einen von uns gekämpft und dir einfach das genommen, was dir nicht zusteht.“ Die Zähne des Werwolfs wurden größer und er kam näher.
    Marek beugte den Oberkörper leicht vor und sein Arm glitt tiefer, zu Izas Hüfte; sie spürte, dass er sich für den Zusammenstoß bereit machte. „Einen Kampf kannst du gern haben.“ Er schnaubte leise. „Sag nur noch einmal, dass ich Iza beschmutzt hätte! Sie kommt mit mir, als meine Frau, nicht wie die Frauen, die ihr hier als Huren missbraucht!“
    Lykan zuckte zurück, als hätte ihn ein Schlag gestreift. „Huren?“, murmelte er fassungslos. „Du denkst, sie sind Huren für uns?“
    Marek sprang vor, Iza konnte ihn nicht aufhalten. Er holte aus und seine Faust traf Lykan im Gesicht. Der Werwolf keuchte und drehte sich durch die Wucht des Schlages halb zur Seite. Als er sich wieder zu den anderen wandte, hatte er die Lippen zurückgezogen und fixierte Marek. Er duckte sich und sprang – Marek wollte ausweichen, aber Lykan war schneller.
    Iza spürte, wie sein Arm von ihrer Taille gerissen wurde und sie stolperte zur Seite. „Lykan, lass ihn!“, schrie sie, aber der Werwolf war taub dafür. Er schlug auf Marek ein; der Söldner konterte die Schläge, so gut er konnte, schaffte es aber nicht, sich unter Lykan hervorzukämpfen.
    Mit einem Mal drehte er sich aus der Hüfte und warf den Werwolf durch sein eigenes Gewicht um. Die beiden rangen miteinander und wälzten sich über den Boden des Spiegelsaals. Die restlichen Wölfe verhielten sich ruhig und Iza wagte nicht, dazwischenzugehen.
    Lykan schaffte es, Marek auf den Rücken festzunageln. „Weißt du, was wir für diese Frauen aufgegeben, was wir geopfert haben?“, knurrte er und seine Klauen legten sich um Mareks Hals. „Wir waren einmal normale Männer, so wie du. Keine Tiere! Und selbst da wollte der Alte uns seine kostbaren Töchter nicht geben. Er hat uns in diese Spiegelwelt gesperrt, verdammt dazu, als Tiere zu leben!“
    Die Klauen gruben sich tiefer; Iza sah Blutperlen hervorrinnen, aber Marek zeigte kein Anzeichen von Schmerz. Er starrte nur wütend Lykan an, wagte aber nicht, sich zu wehren. Nur eine falsche Bewegung und die Klauen würden sich in seine Schlagader graben.
    „Wir konnten sie nicht vergessen“, fuhr Lykan leiser fort. „Und sie uns auch nicht. Um ihn zu strafen, schlafen die Königstöchter bei Tag und kommen zu uns in der Nacht.“
    Lykan schüttelte den Kopf, als würde er aus einem Traum erwachen. „Iza war damals zu jung, um einen Mann zu finden. Wer sie haben will, muss beweisen, dass er sie liebt.“
    Iza biss sich auf die Unterlippe. Lykans Klauen lösten sich aus Mareks Haut und dessen Blick wurde weicher. Er drehte den Kopf und sah Iza an. Die senkte den Blick. „Wer mich liebt, wäre auf ewig gezwungen, hinter dem Spiegel zu leben“, sagte sie leise. „Das ist es, was Lykan mit der Prüfung meint.“
    Iza fröstelte und schlang die Arme um sich, als die Erinnerung sie einholte. „Vater lässt immer wieder Prinzen aus anderen Ländern kommen. Er verlockt sie mit einem Bild von mir und der Aussicht auf Gold, den Fluch zu brechen, den er selbst heraufbeschworen
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