Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter
Autoren: Tara Hudson
Vom Netzwerk:
abgenommen hatte, irgendwann zwischen dem Zeitpunkt, als ich Jillian im Wasser gefunden hatte, und dem Moment, als ich zugesehen hatte, wie sie am Ufer wieder zu sich gekommen war.
    Als ich jedoch aufstand, um mich Eli zuzuwenden, brach das strahlende Licht wieder hervor. Es schien aus meiner Haut zu kommen und erstrahlte in heftigen Rot-, Orange- und Gelbtönen. Noch nie zuvor hatte ich derart grelle – oder schöne – Farben gesehen. Vielleicht hatte das Wasser vorhin ihre Leuchtkraft gedämpft oder verdunkelt. Oder vielleicht war ich noch nie so wütend gewesen … so beschützerisch.
    Wie dem auch sei, nun erleuchtete mein Körper das gesamte Flussufer.
    » Amelia?«
    Joshua sprach hinter mir. Offensichtlich sah er das Leuchten wieder, denn seine Stimme zitterte.
    Ich wollte mich zu ihm umdrehen, wollte ihm sagen: Mach dir keine Sorgen, Schatz. Ich bin mir sicher, wie eine Fackel zu brennen ist ganz normal bei Toten. Doch bevor ich das tun konnte, sagte Eli etwas zu Joshua.
    » Wage ja nicht, sie direkt anzusprechen, Junge«, fauchte er. » Sie ist jetzt eine Dienerin dieses Ortes, und sie ist jetzt mein.«
    Und mehr brauchte es nicht.
    Bei dem einen kleinen Wörtchen – » mein« – explodierte die Welt um mich her.

28
    I ch glaubte, sie alle verbrannt zu haben, die Lebenden und die Toten gemeinsam in einer letzten, unentrinnbaren Explosion eingeäschert zu haben.
    Aus meiner Perspektive sah die Explosion so aus, wie ich mir die Hölle vorstellte: Feuer, das sich überall bauschte und mir die Sicht nahm. Ich sah nichts außer greller orangefarbener Wogen und hatte das völlig eigenartige Gefühl, dass sich aus meinen Augen und Fingerspitzen Flammen ergossen. Instinktiv ballte ich die Hände zu Fäusten und schloss fest die Augen.
    Einen Moment verharrte ich so, betete, wünschte inständig, dass alles in Ordnung sei.
    Immer noch mit geschlossenen Augen lockerte ich die Hände und streckte langsam die Finger. Dann öffnete ich die Augen und starrte auf meine Hand hinunter.
    Ich konnte endlich wieder sehen, aber zu meinem Entsetzen war das Feuer immer noch da. Es leuchtete auf meiner Haut, genauso grell wie zuvor. Und die Explosion hatte nichts in Brand gesteckt. Alles sah aus wie eh und je: keine verkohlten Bäume, kein geschmolzenes Metall, keine Funken, die im Wind tanzten.
    Ich war das Einzige, was in Flammen zu stehen schien, ebenso wie zuvor am Ufer. Scheinbar hatte es gar keine Explosion gegeben.
    Das Einzige, was sich seit der vermeintlichen Explosion verändert hatte, war mein Standpunkt. Statt am Ufer neben Joshua und Jillian zu stehen, stand ich nun wieder auf der Brücke – hatte mich wohl hier materialisiert.
    Mein Blick huschte sofort nach rechts, zum Flussufer unter mir. Zu meiner unendlichen Erleichterung kauerte Joshua immer noch unversehrt im Schlamm und stützte Jillian mit seinen Armen. Vielleicht hatte er ihren Oberkörper aufgerichtet, damit sie auf diese Weise leichter das gefährliche Wasser aus ihrer Lunge heraushusten konnte. Aber was auch immer Joshuas Beweggründe gewesen sein mochten, im Augenblick hatte er seine Aufgabe vergessen und starrte, mit großen Augen und offenem Mund, zur Brücke empor. Zu mir.
    Aus dem Augenwinkel sah ich noch einen Beobachter bloß einen knappen Meter von mir entfernt auf der Straße stehen.
    Erst jetzt, da ich wusste, dass Joshua und Jillian in Sicherheit waren, konnte ich mich dazu zwingen, mich umzudrehen und Eli Rowland direkt anzusehen.
    Seine blonden Haare flatterten in der Brise, und sein ohnehin blasses Gesicht hatte einen neuen aschfahlen Farbton angenommen. Obwohl er ehrfürchtig aussah – ja, regelrecht überwältigt angesichts des Leuchtens auf meiner Haut –, trug er immer noch seine selbstgefällige Miene von vorhin zur Schau. Als sei er völlig davon überzeugt, mich zu besitzen, trotz dieser neuen Fähigkeit meinerseits. Beim Anblick seines schrecklichen Gesichts hätte ich am liebsten ein Fauchen ausgestoßen, ihn wie ein Tier angeknurrt. Es kostete mich meine ganze Selbstbeherrschung, es nicht zu tun.
    Ich drehte mich von ihm weg und betrachtete die leere Straße. Vor mir kreuzte ein Paar frischer Reifenspuren den Asphalt. Hinter mir führten die schwarzen Gummispuren im Zickzack zur einen Seite von Joshuas Auto und verliefen sich dann auf der dunklen Straße.
    Allem Anschein nach war in den paar Minuten des Chaos, die ich von unter der Brücke aus mit angesehen hatte, der Besitzer der lauten Autostereoanlage vom Schauplatz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher