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Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit

Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit

Titel: Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit
Autoren: Brockhaus Hrsg
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in denen sie befürchten, mit dem auslösenden Reiz konfrontiert zu werden. Diese Vermeidungstaktik kann oftmals die Phobie noch verstärken und den Betroffenen immer stärker in seiner normalen Lebensführung einschränken. Generalisierung ist ein weiteres Merkmal von Phobien; hierunter versteht man die Tendenz, dass sich der gefürchtete Reiz ausweitet. So kann sich die Phobie einer Person gegenüber einer bestimmten Hunderasse auf alle Arten von Hunden ausdehnen.
    Menschen, die an Phobien leiden, müssen nicht zwangsläufig mit dem Angst auslösenden Reiz konfrontiert werden, um starke Angst zu empfinden. Die Reaktion kann auch durch ein Bild oder allein die Vorstellung des betreffenden Objektes ausgelöst werden.
    ÄNGSTE UND EVOLUTION
    Einige Dinge sind häufiger Gegenstand von Phobien als andere. Tiere, Dunkelheit, Unwetter und Höhe lösen mit größerer Wahrscheinlichkeit Phobien aus als beispielsweise Pflanzen. Die Psychologie erklärt dies mit dem Begriff »Bereitschaft«. Man geht davon aus, dass Menschen genetisch prädisponiert sind, Angst vor Dingen zu empfinden, die für den Menschen im Verlauf der Evolution eine Bedrohung dargestellt haben. So ist die Angst vor Schlangen sehr viel verbreiteter als die Angst vor Waffen, obwohl Menschen heute eher durch Waffengewalt als durch Schlangen verletzt oder getötet werden. Waffen existieren noch nicht lange genug, als dass der Mensch ihnen gegenüber eine »evolutionäre« Phobie entwickeln konnte.
    BEHANDLUNG VON PHOBIEN
    Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die überwiegende Mehrzahl aller Betroffenen deutlich auf eine geeignete Behandlung anspricht oder ihre Phobien sogar vollständig überwinden kann. Phobien werden in der Regel mit einer Desensibilisierung, Flooding, kognitiver Therapie und gelegentlich medikamentös behandelt.
    Desensibilisierung
    Der Schlüssel zur Desensibilisierung, einer Technik der Verhaltenstherapie, liegt in der Entspannung. Der erste Behandlungsschritt besteht darin, den Betroffenen in Entspannungstechniken einzuweisen. Als Nächstes wird eine Liste mit Angst auslösenden Reizen erstellt, wobei man mit demjenigen beginnt, der die geringste Angst auslöst und sich zu dem Reiz vorarbeitet, vor dem sich der Betroffene am meisten fürchtet.
    Personen mit einer Spinnenphobie stellen sich beispielsweise zunächst vor, ein Bild von einer Spinne in einem Buch zu betrachten und befassen sich schließlich auch mit dem Gedanken, eine Spinne anzufassen. Der Betroffene, der sich in einem entspannten Zustand befindet, wird aufgefordert, sich Schritt für Schritt die Reize vorzustellen, die bei ihm Angst auslösen. Unter gewissen Umständen kann der Betroffene dann schließlich direkt mit dem gefürchteten Reiz konfrontiert werden.
    So lernt die Person nach und nach, sich von den erlernten Verbindungen zwischen Reiz und Angstreaktion zu befreien.
    Flooding
    Beim »Flooding« (Überfluten) stellt sich der Betroffene den Angst auslösenden Reiz nicht nur vor, sondern wird ihm intensiv und lange ausgesetzt. Dahinter steht das Konzept, die Person direkt mit ihrer Phobie zu konfrontieren, so dass sie feststellt, dass die Angst auslösende Situation nicht wirklich gefährlich ist. Jemand, der an Klaustrophobie leidet, wird beispielsweise aufgefordert, über längere Zeit in einem Schrank zu sitzen. Die anfänglich starke Angst verliert sich in der Regel nach höchstens einer halben Stunde. Diese Behandlung ist belastend für die Betroffenen, aber Forschungsberichten zufolge höchst effektiv.
    Flooding wird in der Regel nicht isoliert angewandt, sondern ist Teil einer (kognitiven) Verhaltenstherapie.
    Kognitive Therapie
    Die kognitive Therapie kann Menschen mit sozialen Phobien helfen, selbstbewusster und selbstsicherer zu werden. Alle Phobiebetroffenen können von Angstbewältigungsstrategien profitieren. Manche Menschen empfinden eine Gruppentherapie, bei der sie ihre Situation mit anderen diskutieren sowie Ideen und Informationen austauschen können, als wertvolle Hilfe.
    Medikamentöse Behandlung
    Angst lösende Mittel können dazu beitragen, Panik und Angst zu mindern und einer Person helfen, sich der gefürchteten Situation auszusetzen. Bei sozialen Phobien werden gelegentlich Betablocker eingesetzt, damit der Betroffene eine besonders belastende Situation, z.B. eine Rede, eine Prüfung oder einen öffentlichen Auftritt, bewältigen kann. Betablocker unterbrechen die Übertragung von Botschaften im Gehirn und hemmen so die
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