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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt
Autoren: Linda Lael Miller
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geflecktes, aber eine andere Farbe wäre mir natürlich auch recht.«
    Da lächelte Wainwright, und als er es tat, berührte das Evangeline tief in ihrem Innern. Die daraus entstandenen Emotionen, die in ihr widerhallten wie perfekt gestimmte Harfensaiten, blieben besser unerforscht. »Der Schnee ist zur Zeit zu tief«, erwiderte er. »Aber es könnte sein, dass wir einen Einjährigen haben, den du reiten kannst.«
    »Danke«, sagte Abigail feierlich, trat vor und streckte ihre Hand aus, als wolle sie die Abmachung besiegeln. Sie wirkte ungemein zerbrechlich mit ihrem zarten Knochenbau, den riesigen blauen Augen und der blassen Haut, die einen auffallenden Kontrast zu ihren pechschwarzen Korkenzieherlocken bildete, aber in diesem Fall traf es zu, dass der äußere Anschein täuschen konnte. Abigail war auf dem Land aufgewachsen und trotz ihres adretten Kleidchens und puppenhaften Äußeren zäh und beweglich wie ein Junge und mindestens genauso spitzbübisch. In der kleinen Brust ihrer Tochter, erkannte Evangeline mit einer Mischung aus Stolz und Schrecken, schlug das Herz eines Strolchs und Straßenjungen.
    Evangeline ergriff die Hand ihrer Tochter und zog sie sanft zurück, obwohl die Abmachung eindeutig längst besiegelt war. Abigail würde ihr Pony bekommen. Und das war immerhin ein kleiner Trost für ihre Mutter.
    »Ich weiß nicht, ob das schicklich wäre«, sagte sie mit einem strengen Blick auf Mr. Wainwright. Sein Gesicht war von der Sonne tief gebräunt, was nur den türkisfarbenen Ton seiner Augen und seine ebenmäßigen weißen Zähne betonte. »Es sei denn, Sie wären verheiratet. Wenn Ihre Frau ...«
    »Ich habe keine Frau«, unterbrach er sie und trank einen Schluck von dem Kaffee, den June-bug ihm gebracht hatte. Von den McCaffreys war nichts mehr zu sehen, obwohl ihre Stimmen aus dem kleinen Vorratsraum neben der Küche drangen, wo sie eine Art freundschaftliches Streitgespräch zu führen schienen. »Aber ich kann im Geräteraum draußen in der Scheune schlafen, und Jacob und Miss June-bug werden bestätigen, dass ich kein Mann bin, der sich einer Frau aufzwingen ...« Hier brach er ab, warf einen Blick auf Abigail und war anständig genug, um zu erröten. »Ich bin ein Gentleman, Mrs. Keating, in jeder Hinsicht. Sie brauchen meinetwegen nicht beunruhigt zu sein.«
    Evangeline glaubte ihm, sogar nach all ihren üblen Erfahrungen mit Mott, die sie gegen Männer misstrauisch gestimmt hatten. In den acht Jahren ihrer Ehe mit Charles hatte sie jedoch eine untrügliche Intuition entwickelt, und die sagte ihr nun, dass Wainwright keine physische Bedrohung für sie oder für Abigail darstellte. Das hieß nicht, dass er zahm war; alles an ihm und seinem Verhalten schien darauf hinzuweisen, dass er wild war wie die Wölfe und die Pumas, die die Berge dieses gefährlichen, unzivilisierten und unfassbar schönen Lands bevölkerten.
    Evangeline wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Selbst wenn in nächster Zeit eine Kutsche durchkam, war ihr nicht einmal annähernd genug Geld für die Rückreise nach Pennsylvania geblieben. Mott würde ihr Geld schicken, wenn sie ihm schrieb und reumütig darum bat, aber das würde Monate dauern, und außerdem würde er im Ausgleich dafür nicht nur ihren Körper, sondern sogar ihre Seele fordern. Und die Gastfreundschaft der McCaffreys konnte sie auch nicht länger in Anspruch nehmen. Sie waren nett, sogar sehr großzügig zu ihr gewesen, aber es war nicht ihre Aufgabe, sich um eine aus der Ba h n geworfene Frau und ihr Kind zu kümmern.
    Es blieb ihr also gar nichts anderes übrig, als sich auf der Circle JW einzurichten und dann dort auszuharren, bis Mr. Keating von seiner Reise zurückkehrte. Zumindest, dachte sie in einer Art Galgenhumor, brauche ich meinen Namen nicht zu ändern, wenn ich wieder heirate. Abigail würde ein warmes, sicheres Zuhause haben und genug zu essen. Und die Vorstellung, einen ganzen Winter Zeit zu haben, um sich auf die Pflichten einer Ehefrau vorzubereiten, war nicht ohne einen gewissen Reiz für sie.
    Falls sie Mr. Wainwright wirklich trauen konnte - ein Eindruck, den sie sich auf jeden Fall von den McCaffreys bestätigen lassen würde, bevor sie die Station verließ -, mochte dieses Arrangement vielleicht sogar ein Segen, ein Geschenk des Himmels sein.
    »Wie würden wir zur Ranch gelangen?«, fragte sie. »Mir ist aufgefallen, dass Sie nur ein Pferd mitbrachten.«
    Wainwright lächelte, als hätte sie etwas Komisches gesagt. »Jacob hat
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