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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt
Autoren: Linda Lael Miller
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Chattanooga gefallen.«
    Evangeline schwieg, während sie über den schrecklichen Verlust nachdachte, den die McCaffreys erlitten hatten. So viele Söhne, Väter, Brüder und Ehemänner waren in diesem Krieg gefallen, bei der Union wie bei den Konföderierten. Um sich abzulenken von diesem schrecklichen, unfassbaren Leid, schaute sie sich noch einmal unauffällig nach Scully Wainwright um, der mit Jacob plauderte, der jetzt bei ihm am Tisch saß. Abigail hockte auf der Bank neben Scully und lauschte und betrachtete ihn fasziniert.
    »Und Mr. Keating? Wie ist er?« Sie hatte bis dahin nicht gewagt zu fragen, weil sie die Antwort zu sehr gefürchtet hatte. Und wenn er nun ein Trinker, ein Wüstling und ein Grobian war? Wenn er sie schlug oder - dafür würde ich ihn umbringen - Abigail?
    Mrs. McCaffrey lächelte wieder, obwohl die Trauer um ihre toten Söhne nach wie vor in ihren Augen zu erkennen war. »Er ist ein anständiger Mann. Älter als Scully, zwanzig Jahre oder so. Sie haben ein gutes Stück Land dort draußen und ein solides Blockhaus. Im letzten Herbst haben sie eine große Herde Rinder an die Armee verkauft und einen Haufen Geld damit verdient. Ich glaube, Big John wollte Vieh mitbringen, wenn er aus Mexiko zurückkommt, um eine neue Herde aufzubauen.«
    Da das Hühnchen briet und die Kartoffeln kochten, nahm June-bug die blaue Emaillekanne und trug sie zu dem Tisch, an dem die Männer saßen. Evangeline folgte ihr. Sie würde den Rest ihres Lebens damit zubringen, am Herd zu stehen, und es wäre sinnlos gewesen, ihre Zeit damit zu verschwenden, bevor es nötig war.
    »Ihr solltet hier übernachten, Scully«, riet June-bug, während sie ihrem Gast und ihrem Mann Kaffee nachschenkte. »Zehn Meilen sind ein weiter Weg bei diesem Wetter. Außerdem sind Mrs. Keating und die Kleine noch immer sehr erschöpft von ihrer anstrengenden Reise aus Pennsylvania.«
    Scully warf einen prüfenden Blick durchs Fenster. »Mit dem Wetter hast du Recht«, gab er zu, ohne allerdings auf Evangelines oder Abigails Erschöpfung einzugehen, »aber ich möchte das Vieh nicht so lange allein lassen. Es ist viel gestohlen worden in letzter Zeit.«
    Jacob zog eine schwarze Augenbraue hoch. »Indianer?«
    Abigail beugte sich noch interessierter vor. »Richtige Indianer?«, wisperte sie begeistert. »Solche, die einen skalpieren?«
    »Abigail!«, schalt Evangeline. So jung die Kleine war, kannte sie doch schon eine Menge schrecklicher Geschichten. Wahrscheinlich hatte sie sie von ihrem sehr viel älteren Halbbruder gelernt, von Mott, der wohl gehofft hatte, Mutter und Tochter damit so einzuschüchtern, dass sie bei ihm blieben.
    Scully, der natürlich nichts von all dem wusste, nickte. »Das kommt ab und zu mal vor«, bestätigte er. »Aber trotzdem«, fuhr er fort und wandte sich dabei an Jacob, »tun mir die armen Kerle leid. Wild wird schwer zu finden sein, wo der Winter in diesem Jahr so früh gekommen ist, und sie müssen es sich teilen mit den Wölfen und den Berglöwen, die hinter jedem Hasen und Opossum her sind. Das Rotwild bringt auch nicht viel Fleisch, so dünn und knochig, wie es dieses Jahr ist.«
    Trotz ihrer geheimen Angst, von Wilden skalpiert oder entführt zu werden, war Evangeline gerührt von dem Mitgefühl, das Mr. Wainwright den Indianern entgegenbrachte; auf der Zugfahrt nach Westen und später in den Postkutschen hatte sie andere Männer sagen hören, man solle die Rothäute ein für alle Mal vernichten und die Wege für anständige Leute wieder sicher machen.
    »Wenn ich heimkomme, kann ich mich glücklich schätzen, wenn mir noch ein einziges Huhn geblieben ist«, fügte er hinzu.
    Auf das Stichwort »Huhn« hin kehrte June-bug an den Herd zurück, um das Mittagessen im Auge zu behalten. Eine halbe Stunde später hatte sie Brot aufgebacken und eine Sauce zubereitet, die sie zu den anderen Gerichten essen würden, und es duftete so verlockend aus der Küchenecke, dass Evangelines Magen knurrte. Auf der Reise hatte sie oft nichts gegessen, um Geld zu sparen und um ihrer Tochter nichts versagen zu müssen, sodass sie Mrs. McCaffreys gute Küche jetzt sehr zu schätzen wusste.
    Evangeline deckte den Tisch, der dem Kamin am nächsten stand, während Jacob und Mr. Wainwright in die Scheune gingen, um sich zu vergewissern, dass der Schlitten in Ordnung war für diese Reise. Als sie zurückkehrten und sich auf der kalten Veranda vor dem Haus die Hände wuschen, war es zwei Uhr nachmittags, und das Licht wurde bereits
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