Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
Autoren: Susanne Reinker
Vom Netzwerk:
hat offenbar fast alle Nadeln verloren. Komisch. Vor Partybeginn war sie noch okay, wenn ich mich richtig erinnere. Hat sie etwa was gegen Glenn Miller?
    Bevor ich diesem Mysterium weiter nachgehen kann, wird mein Geburtstagsständchen plötzlich von ohrenbetäubender Musik überdröhnt.
    Satisfaction . Eins meiner Lieblingsstücke von den Stones, war ja jahrelang sozusagen der Titelsong für mein Leben – aber wer hat das denn ausgerechnet jetzt aufgelegt? Erstaunt drehe ich mich um.
    Und denke, mich trifft der Schlag.
    Der Sonnenstudiojüngling. In seiner Fantasieuniform tanzt er lasziv auf mich zu. Öffnet den ersten Knopf seiner Jacke. Fasst sich verführerisch lächelnd in den Schritt, wie man es eigentlich nur von Michael Jackson kennt. Was soll das denn?
    Entsetzt schaue ich mich um. Unsere Gäste drängen sich um uns. Die Herren eher irritiert bis verlegen, die Damen hemmungslos fasziniert. Neele macht mir verschwörerisch ein Zeichen. Oh Gott. Ihre kleine Idee.
    Der Michael-Jackson-Verschnitt hat sich inzwischen seiner Jacke entledigt und arbeitet rhythmisch tänzelnd an seiner Hose. Als er nur noch im feuerroten String und Stiefeln dasteht, gibt es Szenenapplaus für ihn. Um mich herum wird das Gejohle lauter. Inbrünstig verfluche ich den Moment, in dem ich die Idee zu dieser Party hatte. In meinem Leben gibt es zwar deutlich zu wenig sexy Männer – aber unter diesen Umständen verzichte ich gerne. Panisch schaue ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Es gibt keine.
    »Hey, hey, hey, that’s what I say. I can’t get no«, singt der Stripper, »sa-tis-fac-tion. No sa-tis-fac-tion!« Und reißt sich mit einer raschen Handbewegung den String vom Leib. Selbstgefällig präsentiert er sich dem johlenden Publikum, drückt mich an sich und tanzt mit mir durch die nächste Strophe.
    Übergangslos wird mir so richtig schlecht. Und ein komisches Gefühl sagt mir, dass das nicht nur an dem mickrigen Gemächt des Strippers liegt. Sondern an der Gesamtsituation. Vor meinen Augen verschwimmt alles.
    Mensch, Sandra, reiß dich zusammen, ist doch nur ein Spaß!, mahnt mein Restverstand.
    Stimmt. Also: lächeln bis zum Herzstillstand durch akute Peinlichkeit. Willenlos lasse ich mich von dem Typen über die Tanzfläche schieben.
    »’cause I try and I try and I try and I try. I can’t get no! I can’t get no! Sa-tis-fac-tion. No sa-tis-fac-tion. Oh no no no!«
    Meine Knie werden weich wie Pudding. Ich bete, dass Mick Jagger endlich die Puste ausgeht, aber er singt einfach weiter. Hier und da fange ich wie durch Nebel Blicke auf. Gute Laune und Heiterkeit überall.
    Nein, nicht überall.
    Neele scheint langsam zu ahnen, dass ihr Geburtstagsgeschenk keine wirklich gute Idee war. Renate und Martina leiden erkennbar unter einem heftigen Anfall von Fremdschämen. Thomas, der gerade einen Blick in meine Augen erhascht hat, guckt verlegen. Und in der Miene meiner Mutter spiegelt sich innerhalb von Sekundenbruchteilen eine ganze Reihe widersprüchlicher Gefühle. Belustigung. Verwirrung. Mitleid. Verständnis.
    Endlich ist Satisfaction zu Ende, und ich will mich zu ihr retten, da werden draußen die ersten Böller abgefeuert.
    »Prost Neujahr!«, ruft Renate. »Möge das neue Jahr alle eure Wünsche erfüllen!«
    Allgemeines Anstoßen, Einander-um-den-Hals-Fallen. Dann stürmen alle raus auf die Straße, fürs Feuerwerk.
    Draußen schneit es in dicken Flocken. Wie eine weiße Wolldecke liegt der Schnee auf Bürgersteig und Straße. Die Luft riecht nach Schwarzpulver. Überall knallen Kracher. Die ersten Raketen steigen auf und explodieren am Himmel zu glitzernden Leuchtkaskaden. Um mich herum stehen unsere Gäste in fröhlichen Grüppchen und genießen den Moment.
    Alle bis auf mich.
    Dabei liebe ich Feuerwerk. Aber mir ist speiübel. Nach den Sushi und dem Lampenfieber vor meiner Ansprache hat mir dieser Stripper wirklich den Rest gegeben. So groß kann der Gin Tonic gar nicht sein, den ich trinken müsste, um die in mir wogende Übelkeit in den Griff zu bekommen.
    Was ist nur los mit mir? Ich bin doch sonst nicht so zimperlich. Ein Stripper, mein Gott, vielleicht kein wirklich geschmackssicheres Geschenk von Neele – aber die neue Sandra müsste doch eigentlich über den Dingen stehen und darüber lachen können.
    »I can’t get no! Satisfaction!«, summe ich unwillkürlich vor mich hin. Als ich es merke, höre ich wie ertappt damit auf.
    Verwirrt reibe ich an dem Bergkristall in der Tasche meines roten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher