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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge
Autoren: Thomas Görden
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zu.
    Jonas fluchte innerlich. Verzweifelt blickte er umher und suchte nach einem Ausweg. Beten, dachte er. Ich bin zwar nicht sehr religiös, aber manchmal hilft’s ja. Das letzte Licht schimmerte durch die Bäume. Etwas glitzerte. Glasscherben. Normalerweise wurde Jonas fuchsteufelswild, wenn er Leute dabei erwischte, dass sie im Wald Müll zurückließen, aber jetzt hätte er den Betreffenden am liebsten geküsst. Er rollte sich herum und rutschte über den Boden, bis er eine der Scherben zu fassen bekam. Dann begann er vorsichtig zu schaben, bestrebt, nur die Kordel aufzuschlitzen und nicht seine eigene Haut. Immerhin war der Angreifer beim Anlegen der Fesseln ziemlich eilig und nachlässig vorgegangen. Es würde nicht allzu lange dauern, sich zu befreien.
    Chris hatte gerade den Küchentisch für ein spätes Abendessen gedeckt, als sie jemanden durch die fast immer offene Vordertür ins Haus kommen hörte. »Jonas? Wo bleibst du denn?«
    Den Mann, der dann plötzlich im Türrahmen stand, hatte sie noch nie gesehen. Ein bulliger Körper und ein rundes Gesicht mit kleinen, unruhig hin und her huschenden Augen. »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte er mit amerikanischem Akzent. »Ich bin ein guter Freund Marios und muss ihn dringend sprechen.« Sein Blick huschte hinüber zum Wohnzimmer, dessen Tür ebenfalls offen stand und wo neben dem Sofa immer noch die kleine Lampe brannte. Auf dem Sofa lag Mario und schlief.
    »Ah, da ist er ja.« Der Mann öffnete seine Lederjacke und zog eine Pistole aus dem Hosenbund. »Keinen Ärger machen und schön mit ins Zimmer kommen. Los!« Er fuchtelte mit der Pistole herum. Jetzt sah Chris, wie nervös der Fremde war. Auf seiner kahlen Stirn glänzte der Schweiß und seine Hände zitterten.
    Chris musste vor ihm her ins Wohnzimmer gehen. Sie konnte nur vermuten, dass es sich bei dem Kerl um Roger Bishop handelte. Aber was hatte er vor? Den Schädel zu stehlen?
    Er beugte sich über Mario und schüttelte ihn ziemlich grob an der Schulter. »Los! Aufwachen! Dein Freund Roger ist hier. Ich muss dringend was mit dir besprechen.«
    Doch Mario wachte nicht auf. Er murmelte irgendetwas Unverständliches und schlief weiter. Das fand Chris sonderbar. So, wie Bishop ihn geschüttelt hatte, hätte er auf jeden Fall aufwachen müssen!
    Bishop starrte sie wütend an. »Was ist mit ihm? Wieso schläft er so fest?« Er richtete seine Pistole auf Chris. »Los! Rede!«
    Chris schwankte zwischen Wut und Angst hin und her. »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. Du meine Güte, war der Kerl fertig!
    »Shit!«, schrie Bishop. »Wake up, boy!« Er schüttelte Mario wieder. Erfolglos. Was war mit dem Jungen? War er krank?, fragte sich Chris besorgt.
    »Du darfst nicht schlafen, Mario!« Jetzt klang Bishops Stimme fast flehend. »Du darfst nicht träumen! Sonst ...« Plötzlich richtete er die Pistole auf Marios Kopf.
    Im nächsten Augenblick stürzte etwas Großes, Braunes, in eindrucksvoller Lautstärke Knurrendes ins Wohnzimmer und verbiss sich in Bishops Oberschenkel. Mister Brown!
    Bishop schrie erschrocken auf und ließ seine Waffe fallen. Mit einer Behändigkeit, die sie selbst überraschte, sprang Chris vor und schnappte sich die Pistole, nahm sie in beide Hände und richtete sie auf Bishop. »Glauben Sie bloß nicht, dass ich damit nicht umgehen kann!«, sagte sie so laut und tapfer wie möglich. »Ich lebe mit einem Polizisten zusammen und meine beste Freundin ist auch Polizistin, die haben’s mir beigebracht!« Und dann fügte sie noch hinzu: »Außerdem bin ich Jägerin!«
    Aber Bishop war vollauf damit beschäftigt, den Medizinhund abzuwehren, der sein Bein losgelassen hatte, nun jedoch knurrend und zähnefletschend nach seinen Händen schnappte.
    »Okay, Mister Brown!«, sagte Chris. »Aus!«
    Tatsächlich hörte der Hund auf nach Bishop zu schnappen, blieb aber weiterhin knurrend vor ihm stehen.
    »Sie erzählen mir jetzt, was Sie hier wollen, und zwar schnell! Sonst sage ich dem Hund, dass er Hackfleisch aus Ihnen machen soll!« Ich halte mich gar nicht schlecht, dachte Chris, fragte sich allerdings mit wachsender Besorgnis, wo denn wohl Jonas blieb, den sie momentan SEHR gut hätte gebrauchen können.
    »Ich wollte ihn abholen«, sagte Bishop mit zitternder Stimme. »Ihn und den Schädel. Ich nehme an, Sie wissen von unseren Mittelamerikaplänen? Das Hotel? Ich möchte retten, was noch zu retten ist. Ich bin überzeugt, auch der Junge ist in Gefahr. Glauben Sie mir, das Beste ist,
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