Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Und nun strahlte sie ein neues Selbstvertrauen aus.
    »Erzählt uns alles! « drängte Joby. Sie streckte sich im Gras aus, musterte Frances und begriff nicht, wieso ihr Bruder Axia dieser Frau vorgezogen hatte. Andererseits konnte man sich mit ihrer Schwägerin recht gut amüsieren. Vielleicht war sie doch nicht so übel.
    »Ich malte Türen an die Mauern«, antwortete Frances lächelnd und wurde verständnislos angestarrt.
    Aber dann begann Tode zu lachen. »Offenbar hat sie das von ihrer Kusine gelernt. « Die beiden wechselten einen Blick, wie Axia ihn nie zuvor gesehen hatte, so als würden sie ein Geheimnis teilen. Dann bedeutete ihm ihre Kusine weiterzusprechen. »Diesen Streich spielte Axia den Leuten auf dem Landsitz, als sie zwölf Jahre alt war. An alle Wände malte sie halboffene Türen, große und kleine, und Mauselöcher. «
    »Und ein paar Fenster«, ergänzte Frances.
    »Die Köchin trank zuviel, und Axia machte die Frau fast verrückt, denn die rannte tagelang gegen die Wände, wenn sie durch Türen zu gehen versuchte. «
    Diesen Zwischenfall hatte Axia völlig vergessen. Nun erinnerte sie sich, daß sie einmal Gänseblümchen an eine Wand in Frances’ Schlafzimmer gemalt hatte. Inständig hoffte sie, weder Tode noch ihre Kusine würden das erwähnen, und dachte voller Unbehagen an den roten, mit Gänseblümchen gefütterten Umhang. »Aber wie bist du rausgekommen? « fragte sie, um die beiden von den Ereignissen ihrer Kindheit abzulenken.
    »Nun, ich überlegte, was Axia in einer solchen Situation tun würde«, entgegnete Frances und schaute Jamie an. »Sie ist nämlich sehr klug. «
    Verblüfft sperrte Axia Mund und Nase auf. Dazu hätte sie einen Kommentar abgegeben, wäre sie nicht überzeugt gewesen, das Ende der Welt stünde unmittelbar bevor.
    »Am besten fange ich ganz von vorne an«, fuhr Frances fort. »Also, zunächst ging alles gut. Henry war sehr nett zu mir, weil er Jamies Schwester heiraten und mich gegen sie austauschen wollte. Aber dann erschien sein gräßlicher Bruder und erklärte: »Henry, du hältst die Maidenhall-Erbin gefangen und willst sie gegen eine Frau austauschen, die sich’s nicht einmal leisten kann, ihr eigenes Dach reparieren zu lassen? < Er redete Henry ein, mich zu heiraten, und ich sollte in einem steinernen Turm eingesperrt werden, bis die Hochzeit arrangiert werden konnte. «
    Um Atem zu schöpfen, hielt sie inne und betrachtete ihr Publikum. Normalerweise überstrahlte Axias lebhaftes Temperament die Schönheit ihrer Kusine und sämtliche Geschichten, die Frances zu erzählen wußte. Aber nun hörten ihr alle aufmerksam zu. Seufzend runzelte sie die Stirn. Bald würde man herausfinden, daß sie nicht die Maidenhall-Erbin war, und das bedauerte sie, trotz ihrer Entführung und Gefangenschaft. Ihr gefiel ihre Rolle, die Axia stets gehaßt hatte, sehr gut.
    »Ich versuchte Henry zu beeindrucken und milde zu stimmen«, erzählte sie weiter, »und so behauptete ich, daß ich den Drachenwagen bemalt hätte. Oh, auf der Fahrt nach Süden stand ich Todesängste aus! Als ich merkte, daß er nicht der Mann war, den Axia - eh… « nervös schaute sie von ihrer Kusine zu Jamie.
    »Keine Bange, inzwischen wurde er über alles informiert«, warf Axia ein.
    »Jedenfalls wollte ich Henrys Hochachtung gewinnen, was mir auch gelang. Er hielt mich für die beste Malerin von der Welt, und ich hoffte, ich müßte meine Kunst niemals beweisen. Später sperrte er mich ein, und da fürchtete ich, er würde mich bitten, schöne Bilder zu malen, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich fühlte mich so einsam. Nur Tode durfte mich ein-oder zweimal besuchen, um mich aufzuheitern. Wäre er nicht gewesen… « Errötend senkte sie den Blick, und Axia schaute konsterniert von Frances zu Tode und dann zu Berengaria hinüber, die ihre Lippen zusammenpreßte.
    »Tagelang zerbrach ich mir den Kopf und versuchte, einen Fluchtplan auszuhecken«, fügte Frances hinzu, »aber meine Lage schien aussichtslos, weil Henry mir das Essen immer persönlich brachte. Einen anderen Mann hätte ich vielleicht umgarnen können, aber nicht Henry. Sobald er einen Entschluß gefaßt hat, hält er unerschütterlich daran fest. «
    Lächelnd blickte sie in die Runde. »Und dann fragte ich mich: Was würde Axia tun? Ich erinnerte mich an all die gemalten Türen und bat Henry um Pigmente, mit denen ich Farben hersteilen konnte. So wie du’s sooft getan hast, Axia. Nachdem er mir alles gebracht hatte, was ich benötigte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher