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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie
Autoren: Deborah Crombie
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Ihrem Mann?« Und während sie es sagte, wurde ihr bewusst, wie selten sie Erika von ihrer Ehe hatte erzählen hören.
    »David, ja. Er war fünfzehn Jahre älter als ich, ein Philosoph und Pazifist, sehr bekannt in intellektuellen Kreisen. Es war sogar die Rede davon, dass er für den Nobelpreis nominiert werden könnte.Aber 1938 starb Carl von Ossietzky an den Folgen seiner KZ-Haft, und meinem Vater war klar, was David einfach nicht sehen wollte: dass weder David noch seine Ideen weiter geduldet werden würden.
    Wir hatten wenig Geld, aber meinVater verfügte über Mittel und Beziehungen. Er sorgte dafür, dass wir das Land anonym und ohne Aufsehen verlassen konnten, und David musste einsehen, dass es das einzig Richtige war.«
    Die Spannung im Raum war jetzt mit Händen zu greifen, und Gemma sah deutlich, wie sich Erikas Kehlkopf auf und ab bewegte, als die alte Dame schluckte. Sie selbst hielt unwillkürlich die Luft an, und diesmal wagte sie es nicht, Erika zu unterbrechen.
    »Mein Vater gab mir ein Abschiedsgeschenk, das schönste
Stück von allen, die er je geschaffen hatte. Es sollte mein Erbteil sein, meine Absicherung für die Zukunft, falls die Dinge nicht so laufen sollten, wie wir es geplant hatten.«
    Im gleichen Moment, als Gemma die Bedeutung des Buches, das sie in der Hand hielt, zu dämmern begann, griff Erika danach. Langsam und bedächtig strich sie die Seiten glatt, dann ließ sie den Katalog scheinbar willkürlich aufklappen.Während Erika gebannt auf die Seite hinabstarrte, stand Gemma auf und schaute ihr über die Schulter.
    Vor Überraschung und Entzücken verschlug es ihr schier den Atem. Es war ein ganzseitiges Foto mit schwarzem Hintergrund, und vor der samtigen Dunkelheit ergossen sich die Diamanten in einer doppelten Kaskade. Die Beschreibung auf der rechten Seite lautete: Jakob Goldshtein, Diamant-Brosche in Kaskadenform mit Doppelclip, 1938. »Sie ist wunderschön«, hauchte Gemma.
    »Ja. Das Meisterstück meinesVaters.« Erika hob den Kopf und sah ihr in die Augen. »Das letzte Mal habe ich sie in Deutschland gesehen, vor mehr als einem halben Jahrhundert. Ich brauche Ihre Hilfe, um herauszufinden, wie sie in eine englische Auktion geraten konnte.«
     
    »Und, wie haben Sie sich mit Melody verstanden?« Kincaid hielt Doug Cullen einen tropfenden Kochtopf hin und warf seinem Sergeant, der sogleich eifrig mit dem Geschirrtuch zu Werke ging, einen Seitenblick zu.
    Er und Doug hatten die rundum satten, zufriedenen und leicht angeheiterten Gäste verabschiedet, und jetzt, nachdem Kit und Toby heimgekommen waren und die Hunde die Hoffnung aufgegeben hatten, noch irgendwelche Reste ergattern zu können, hatten sie die Spülmaschine eingeräumt und sich darangemacht, die Töpfe und Pfannen abzuwaschen.
    Mit seinem blonden Haar und seinem ausdrucksvollen Gesicht wirkte Doug Cullen immer noch wie der Mädchenschwarm
vom Schulhof, und es war normalerweise nicht schwierig, an seiner Miene abzulesen, was in ihm vorging. Doch diesmal konnte Kincaid den Blick, den er ihm zuwarf, nicht deuten. »Da läuft wohl nichts, glaube ich«, sagte Cullen und griff nach dem nächsten Topf.
    »Weil Melody nicht auf Sie steht oder umgekehrt?«, fragte Kincaid. Gemma würde sicher enttäuscht sein, dass ihr Kuppelversuch gescheitert war.
    Cullen zuckte mit den Achseln und schob mit dem feuchten Zipfel des Geschirrtuchs seine Brille hoch. »Ist vielleicht nur mein verletztes Ego, aber ich habe den Eindruck, dass PC Talbot grundsätzlich nicht so auf Kerle steht.«
    Kincaid sah ihn verblüfft an. »Ehrlich?«
    »Sie hat jedenfalls diese Ausstrahlung – als wollte sie sagen: Lasst uns doch alle Kumpels sein. «
    »Könnte auch ein Schutzmechanismus sein. So was kommt öfter vor.« Melody Talbot war attraktiv, dunkelhaarig und von heiterem, zupackendem Wesen, und sie hatte sich als Gemmas Assistentin inzwischen beinahe unentbehrlich gemacht. Wenn Melody lesbisch war und sich entschieden hatte, ihre sexuelle Orientierung für sich zu behalten, dann war das ihre Sache. Weibliche Polizeibeamte hatten es ohnehin schon schwer genug … Sein Gedankengang brach jäh ab, als er sich daran erinnerte, wie eifrig Melody stets um Gemma bemüht war – all die kleinen aufmerksamen Gesten, von denen Gemma ihm oft nach Feierabend berichtete.
    »Und wie sieht’s mit der kratzbürstigen Maura Bell aus?«, fragte Kincaid.
    Vor einer Weile hatten sie bei einem Fall in Southwark mit Inspector Bell aus Schottland zusammengearbeitet,
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