Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
abgeliefert hatte, waren sie vor lauter Pizza und Limo ganz aufgedreht gewesen, aber jetzt war das Gekicher im Obergeschoss verstummt. Selbst die Hunde waren verschwunden. Tess, die kleine Terrierhündin des dreizehnjährigen Kit, war wohl bei ihrem Herrchen, während Geordie, Gemmas Cockerspaniel, es sich am Fußende ihres Betts bequem gemacht haben dürfte. Und Sid, der schwarze Kater der Familie, hing sowieso immer wie eine Klette an dem kleinen Hund, für den er ein ganz und gar nicht katzenhaftes Faible entwickelt hatte.
    Das Haus schien auszuatmen und sich auf die tiefe Stille der Nacht einzurichten, die langsam, aber stetig dem Morgen entgegenrückte, und Kincaid warf einen besorgten Blick auf die Uhr über dem Herd. Es war halb eins – sicher würde Gemma bald nach Hause kommen.
    Er war ein klein wenig besorgt wegen Erikas Anruf. Es schien so gar nicht zu der alten Dame zu passen – allerdings fand er Gemmas Freundschaft mit Erika ohnehin etwas merkwürdig. Nicht dass er sie nicht gemocht hätte, aber wenn sie ihn mit ihren hellwachen Augen musterte, kam er sich vor wie ein Schwiegersohn in spe unter den taxierenden Blicken seiner künftigen Schwiegermutter – ein unangenehmes Gefühl für einen Mann, der sich sonst nicht so leicht einschüchtern ließ.

    Missbilligte sie etwa die Tatsache, dass er und Gemma nicht verheiratet waren? Aber sicherlich kannte sie Gemma gut genug, um zu wissen, dass es ihre Entscheidung war und nicht seine.
    Kincaid zuckte unwirsch mit den Achseln. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er seine Gedanken in diese Richtung hatte abschweifen lassen, doch er musste feststellen, dass er unmöglich ins Bett gehen oder es sich mit einem Buch gemütlich machen könnte, solange Gemma noch nicht zu Hause war. Er hatte gerade beschlossen, stattdessen den Fernseher einzuschalten, als es an der Tür klingelte. Das Geräusch wirkte entsetzlich laut in dem stillen Haus, und oben jaulte einer der Hunde erschrocken auf.
    Während er zur Tür eilte, wurde er plötzlich von Panik gepackt. Gemma war unterwegs – war ihr etwas zugestoßen?
    Er sagte sich gerade, dass seine Befürchtungen albern seien und dass es sicher nur einer der Gäste sei, der etwas vergessen hatte, als er die Tür öffnete und Gemmas Vater auf der Schwelle erblickte.
     
    Das Restaurant mit Nachtclub in der All Saints Road war einer der jüngstenVersuche, die immer noch etwas zwielichtigen unteren Bezirke von Notting Hill aufzuwerten. Aber an diesem Samstagabend schienen die Tierklinik vis-à-vis und die verrammelten Ladenfronten irgendwie zum Ambiente dazuzugehören, und im Restaurant selbst war die Atmosphäre so cool, dass man Frostbeulen bekam. Kein Gast war älter als Anfang dreißig; alle waren reich – oder taten wenigstens so.
    Kristin Cahill gehörte zu denen, die noch nicht den Status erreicht hatten, den sie vorspiegelten. Sie lehnte an der Bar in ihrem kleinen Schwarzen, einem Markenimitat, das durch Eleganz wettmachte, was ihm an Echtheit abging, und ihre milchweiße Haut betonte. Ihr fransig gestuftes dunkles Haar schmeichelte ihren knabenhaften Zügen und ihrem langen Hals, und ihre vollen Lippen waren sorgfältig in Pink nachgezogen.

    Nachdem sie sich zum hundertsten Mal vergewissert hatte, dass ihr Lippenstift nicht verschmiert war, klappte sie die Puderdose wieder zu. Sie hätte als Französin durchgehen können – ein Typ wie Audrey Hepburn, Leslie Caron oder auch Edith Piaf -, aber es war niemand da, der ihre Bemühungen zu schätzen wusste, bis auf den Barkeeper, und sie hatte es allmählich satt, seinen allzu interessierten Blicken auszuweichen.
    Sie nahm ihr Glas, drehte sich um und nippte an ihrem Martini, während sie mit wachsender Verärgerung in Richtung Tür spähte. Wo steckte Dominic bloß? Unten in der Disco hatte der DJ sich schon in Hochform gebracht; jedes Mal, wenn die Tür zum Treppenhaus aufging, schwappte der dröhnende Sound herein, und sie spürte das Wummern der Bässe durch die Fußsohlen. Dom hatte immer eine Ausrede – meistens hatte es irgendwie mit seiner Mutter zu tun, diesem Mega-Kontrollfreak. Aber was hatte sie auch erwartet, als sie sich mit einem fast dreißigjährigen Mann eingelassen hatte, der noch bei seiner Mama wohnte?
    Natürlich hatte sie zu dem Zeitpunkt geglaubt, sie würden beide im Geld schwimmen, Dom und seine Mutter – und dann das Haus … verdammt, als sie das Haus gesehen hatte, waren ihr fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Das war ein Fehler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher