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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
Autoren: Mark Brandis
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sich den Kopf über seine Herkunft. Die Vermutung, daß der Titan irgendwann aus einer fremden Galaxie zugewandert und vom Saturn eingefangen war, lag nahe. Wie dem auch sei: er gehörte mit zum großen kosmischen Gleichgewicht. Die Frage nach einer anderen Nützlichkeit zu stellen, war müßig.
    „Lieutenant Levy!“
    „Sir?“
    „Sehen Sie zu, daß Sie im Dingi so etwas wie eine Heizung in Gang bekommen. Und dann drehen Sie eine von den Preßluftflaschen auf. Wir wollen ein paar Konserven aufmachen.“
    „Aye, aye, Sir.“
    Lieutenant Levy entschwand im Dingi. Ich opferte die geheiligte eiserne Reserve: Batterien für den Notfall, Preßluft für den Notfall. Dafür gab es einen triftigen Grund. Das Wettrennen würde alle unsere Kräfte beanspruchen. Wir taten gut daran, etwas zu uns zu nehmen. Unter Weltraumbedingungen war das nicht möglich.
    Im Helmlautsprecher knackte es. Lieutenant Levys Stimme erklang:
    „Sir, wir sitzen fest.“
    Auch Jennifer Jordan hatte es gehört. Sie sagte etwas, was ich nicht verstand, und ich fuhr sie an: „Jetzt nicht!“, und rannte zum Dingi. Beim Einsteigen bekam ich die Beine durcheinander und kippte wie ein Mehlsack über das Süll. Mit schmerzender Schulter rappelte ich mich auf.
    „Was ist los, Lieutenant?“
    Lieutenant Levys Antwort bestand aus einer resignierten Handbewegung. Mein Blick folgte der Richtung seiner Hand. Und dort lag es, mitten auf dem vorderen Sitz: ein chaotisches Gewirr aus herausgerissenen Kabeln. Das Dingi war lahmgelegt. So wie es da stand, war es nur noch ein Haufen Schrott. Mit Bordmitteln war der Schaden nicht zu beheben. Wer immer ihn verursacht hatte: er verstand sein Handwerk.
    Mein Mund war auf einmal sehr trocken.
    SIE hatten uns aufgespürt. Wir saßen in der Falle. Aus irgendeinem Grunde jedoch sorgte ich mich weniger um uns. Unter gleichgültigen Sternen zog die Henri Dunant geduldig ihre Kreise, ohne die Gefahr zu ahnen, die auf sie zukam. SIE waren keine Amateure. SIE würden ganze Arbeit leisten: so daß niemand mehr da sein würde, unbequeme Fragen zu stellen.
    Ich schaltete den Sender ein. Er funktionierte. Seine Versorgung lief über einen separaten Stromkreis -anders als bei den handelsüblichen Dingis. Ich beugte mich über das Mikrofon und betete darum, daß man mich von draußen nicht sehen konnte.
    „Henri Dunant - Commander.“
    Lieutenant O’Briens irische Stimme ließ sich im Lautsprecher vernehmen.
    „Henri Dunant. Sir?“
    Ich kniete auf dem Boden und deckte das Mikrofon mit meinem Oberkörper.
    „Sie haben uns. Befehl: Schlagen Sie sich durch nach Las Lunas. Ende.“
    Ich ließ das Mikrofon los und stand auf. Neben mir, im offenen Luk, hob Lieutenant Levy langsam die Hände. Und Jennifer Jordan, die immer noch draußen stand, tat es ihm nach.
    Ich hatte SIE übersehen. Sie kauerten hundert Meter über uns in den Felsen: ein rundes Dutzend schwerbewaffneter Kerle in grauen Uniformen, ausgerüstet mit hochmodernen Ikarus -Geräten. Eine ganze fliegende Abteilung der Universal Guard.
    Ich konzentrierte mich auf den Ablauf der Bewegung, als ich beide Arme über den Kopf erhob.

16.
    Ich blickte in einen großen, kahlen, fensterlosen Raum mit Wänden aus grauem Beton, und im gleichen Augenblick erhielt ich einen Kolbenstoß in den Rücken, der mich über die Schwelle warf. Ich landete auf hartem Zement und blieb in halber Betäubung liegen. Der Schmerz raubte mir den Atem.
    „Sie haben Glück, Commander“, vernahm ich. „Höherenorts besteht offenbar Bedarf an Ihnen. Vielleicht gehen Sie schon mal mit sich selbst ins Gebet.“
    Der Bursche war der Führer der fliegenden Patrouille, der wir in die Hände gefallen waren, ein vierschrötiger Hauptmann der Universal Guard: mit zwei silbernen gekreuzten Pistolen auf dem Helm und auf den Schulterklappen. Die Bell an seiner Hüfte hatte einen verkürzten Lauf, auf den ein Wärmesensor gesteckt war. Praktisch konnte er damit auf kurze Distanz keinen Schuß verfehlen; die Waffe entlud sich von selbst, sobald sie das Ziel im Visier hatte. Das Ikarus-Gerät auf seinem Rücken trug das Stanzzeichen des Zentralen Heeresarsenals der EAAU. Es war der perfekte Einmannträger: tauglich sowohl unter atmosphärischen als auch astralen Bedingungen. Der Schub, den es entwickelte, war immens.
    Wenn es nach dem Willen dieses Hauptmannes gegangen wäre, hätten wir die Schlucht nicht lebend verlassen. Eine erregte Funkdebatte mit seiner vorgesetzten Stelle hatte uns schließlich einen
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