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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
Autoren: Mark Brandis
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verstaubten Lampion. Dort, wo ihre Strahlen von den Saturnringen gebrochen wurden, schimmerte es wie Smaragd. Von der Anhöhe, auf der wir standen, überblickte man das ganze Kinsleytal. Mein Blick wanderte über verlassene Unterkünfte, verrottetes Bohrgestänge und an Ort und Stelle belassene Maschinen. Abbau und Abtransport hatten sich entweder nicht gelohnt, oder aber die Zeit hatte dazu nicht mehr gereicht.
    Es war kurz nach 03 Uhr MZ. Der Titan hatte gerade noch knapp elf Stunden zu leben. Dann würde, wenn alles nach Plan verlief, in diesem Bereich des Universums eine neue Sonne erstrahlen: die Astronautensonne.
    Die Evakuierung war nahezu abgeschlossen. Rasch hintereinander hoben drei Herkules -Transporter ab. Danach blieben auf der provisorischen Rampe nur noch zwei Schiffe zurück: eine auf Passagierbetrieb umgerüstete Najade und eine stumpfnasige militärgraue Astral mit dem Wahrzeichen der Universal Guard: zwei gekreuzten Pistolen.
    Ich streckte eine Hand aus, und Lieutenant Levy reichte mir das Glas.
    „Eine harte Nuß, Sir“, bemerkte er.
    Die Nuß war mehr als hart. Sie war explosiv. Ein falscher Zug - und die Nuß würde uns umbringen.
    „Behalten Sie den Himmel im Auge, Lieutenant!“ gab ich zurück.
    An der Bohrstelle wurde noch gearbeitet. Monteure fuhren mit dem Fahrstuhl in das Bohrloch ein - vermutlich, um die letzten Kontakte zu schließen.
    Keine fünfzig Meter vom Bohrloch entfernt erhob sich auf einem Betonfundament das Herzstück der Anlage: der kolossale Zünder mit seinen blaugelbroten Impulssträngen. Das Gehäuse war aufgeklappt. Als Schutz gegen Beschädigungen durch Meteoriten wölbte sich darüber eine von sechsundzwanzig Stelzen getragene Betondecke, die gut und gern ihre zwei Meter dick sein mochte.
    Ein offener Hover hielt auf das Herzstück zu. Zwei Männer mit roten Helmen sprangen heraus, brachten einen transportablen Monitor in Stellung und verglichen seine Informationen mit der Kabelführung. Hier und da wurden Veränderungen vorgenommen.
    Eine Gruppe von Monteuren kam aus dem Fahrstuhl und begab sich zur Najade.
    Ein Airtruck der Universal Guard tauchte von irgendwoher auf, vollbesetzt, und fuhr staubend in das Camp ein. Die grauuniformierten Wachmänner schwärmten aus und durchsuchten die Unterkünfte.
    Eine Routinekontrolle? Ich hätte gern geglaubt, daß es so wäre. Es stimmte mich besorgt. Ich ertappte mich dabei, wie ich in meiner Nervosität dreimal in einer Minute auf die Uhr sah. Ich zwang mich zur Ruhe. Hast und Panik sind gefährliche Ratgeber.
    Jennifer Jordan stellte sich neben mich.
    „Haben Sie schon einen Plan, Commander?“
    „Abwarten“, erwiderte ich.
    „Abwarten: was?“ fragte sie.
    „Daß alle fort sind“, antwortete ich. „Vorerst können wir nichts unternehmen.“
    Ich hörte ihr trockenes Schlucken hinter dem Visier. Als sie sich mir zuwandte, hatte sie sich bereits wieder gefaßt. Ihre Stimme zitterte nicht.
    „Viel Zeit wird uns nicht eben bleiben - bis zum Sonnenaufgang.“
    Ich reichte Lieutenant Levy das Glas zurück.
    Wie ich gesagt hatte: vorerst konnten wir nichts unternehmen. Wir mußten uns entscheiden, ob wir blieben, wo wir waren, oder zum Dingi zurückkehrten. Die Anhöhe war ein exponierter Punkt und bot fast keine Deckung. Sollte die Universal Guard auf den Gedanken kommen, eine fliegende Patrouille loszuschicken, war es um uns geschehen. Der Vorteil, das Tal zu überblicken, wog dieses Risiko nicht auf. In der Schlucht waren wir besser aufgehoben. Ich entschied mich.
    „Wir warten im Dingi.“
    Der Start der beiden Schiffe konnte uns nicht entgehen. Dann aber würde es sein, wie Jennifer Jordan befürchtete: ein unbarmherziges Rennen gegen die Zeit. Falls wir das Rennen verloren, brauchten wir uns um einen warmen Platz für den Lebensabend nicht zu sorgen.
    Lieutenant Levy half Jennifer Jordan, den schweren Rucksack zu schultern. Die Ausrüstung einfach liegenzulassen, wäre zu verräterisch gewesen. Je weniger Spuren wir hinterließen, desto besser.
    Eine knappe halbe Stunde später erreichten wir die Schlucht und tauchten ein in braune Dämmerung. Das schwache Tageslicht reichte nicht aus, um den Grund zu erhellen. Das Dingi stand an seinem Platz. Ich knipste die Lampe an und leuchtete die Umgebung ab. Nur unsere eigenen Fußspuren waren zu sehen.
    Das Licht der Lampe streifte die Felswand und huschte über kahles, totes Gestein. Es war von einer Sorte, der ich zuvor nie begegnet war. In Gelehrtenkreisen zerbrach man
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