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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
Autoren: Mark Brandis
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mich.
    Jennifer Jordan mochte es falsch angepackt haben, doch im Prinzip hatte sie recht. Wenn man dem Übel Einhalt gebieten wollte, mußte man Hand anlegen an seine Wurzel.
    Auf der Borduhr sprangen die Zahlen um.
    Noch siebenundvierzig Stunden bis zum letzten Countdown. Auf dem Titan rollte gewiß schon die erste Welle der Evakuierung.
    „Commander bitte auf die Brücke! Commander bitte auf die Brücke!“
    Lieutenant Xuma richtete sich auf und drückte die Taste.
    „Commander kommt sofort.“
    Er warf mir einen Putzlappen zu, und ich rieb mir die Hände sauber.
    „Danke, Sir.“
    Er hatte mich gebeten, ihm bei einer kleineren Reparatur zur Hand zu gehen. Aus der kleineren Reparatur war eine größere geworden. Seit mehr als drei Stunden hockte ich schwitzend im Maschinenraum: die Hände voller Öl, den Kopf voller bohrender Fragen.
    „Keine Ursache, Lieutenant.“
    Im Cockpit war das AMS in Betrieb: die friedliche Variante der Kampfcomputer. Die Abkürzung stand für die schwerfällige Bezeichnung Anti-Meteor-System. Die Anlage, dafür bestimmt, im Fall eines überraschenden Meteoritensturmes die Schiffsführung zu übernehmen, war reichlich störanfällig. Sobald sie funktionierte, war sie ein radarelektronisches Juwel. Noch auf eine Raummeile Distanz spürte sie einen erbsengroßen Körper auf, errechnete blitzschnell einen Ausweichkurs und übermittelte diesen als Steuerimpuls an das VKS. Das Gerät hatte uns ein paar üble Streiche gespielt; darum benutzte ich es fast nie.
    Captess Kato stand vor der Monitorenwand. Sie wandte flüchtig den Kopf.
    „Ich wollte, daß Sie das sehen, Sir. Ziemlich viel Dreck auf der Piste, besonders dort, wo wir hinsteuern.“
    Auf dem Monitor Berta zeichnete sich die Bescherung in aller Deutlichkeit ab. Das Ende des Meteoritenschwarmes war nicht zu sehen. Das Feld hatte offenbar noch keine Gelegenheit gehabt, sich zu verdichten. Es setzte sich zusammen aus einer Vielzahl voneinander getrennt treibender Materiepulks und Staubwolken. Ein verspäteter Nachzügler der Raumkatastrophe Apokalypse, die vor nicht ganz zwei Jahren für Wochen den astralen Verkehr zum Erliegen gebracht hatte? Noch bestand für die Henri Dunant keine Gefahr. Wir hatten Zeit genug, das Ruder herumzuwerfen.
    Ich zögerte.
    Captess Kato brach das Schweigen.
    „Sir, ich habe mit dem NC gesprochen. Lieutenant Stroganow ist der Ansicht, daß das Feld im Begriff steht, abzuschwenken in Richtung Titan.“
    Ich setzte mich auf meinen Platz und drückte die Taste.
    „Kartenhaus - Brücke.“
    „Kartenhaus. Sir?“
    „Stimmt das, Lieutenant: der Klamottenregen marschiert auf den Titan zu?“
    „Der Computer ist diesbezüglich mit mir einer Meinung, Sir.“
    „Danke, Lieutenant.“
    Ich ließ die Taste los, starrte auf die tödlichen Wirbel auf dem Monitor Berta und bekam einen trockenen Mund. Ich hatte Schiffe gesehen, die mit einer solchen Ansammlung ziehender kosmischer Uraltmaterie zusammengestoßen waren. Bilder, an die ich ungern zurückdachte. Natürlich, im Feld gab es Lücken, gab es Kanäle, unverseuchte Freiräume. Die Entscheidung machte mir zu schaffen. Ich legte die Hand noch einmal auf dieselbe Taste.
    „Frage, Lieutenant: Verfügt der Roland-Typ bereits über das AMS?“
    Lieutenant Stroganows Antwort klang bestimmt.
    „Nein, Sir.“
    Es mochte unsere Chance sein: die einzige, die letzte. Die astralen Wachhunde waren gezwungen, sich in respektvolle Entfernung zurückzuziehen.
    Ich nickte.
    „Wir bleiben auf Kurs, Captess. Aber beten Sie, daß uns das AMS nicht im Stich läßt.“
    Captess Kato ließ einen Seufzer los.
    „Sir“, sagte sie, „Sie sind ein Fünfhundertgramm-Bursche.“
    Der Lautsprecher erbarmte sich.
    „Ein Pfundskerl, Sir“, sagte Lieutenant Stroganow. „Es dürfte ein Kompliment gewesen sein.“

15.
    Bevor ich mich erhob, rief ich meine Eintragung in das elektronische Bordbuch noch einmal ab. Meine Stimme hatte den gewohnten Klang: ohne Zittern und Schwanken.
    „Order. Ich übergebe die Schiffsführung bis auf weiteres an den Stellvertretenden Vormann, Captess Kato, zusammen mit nachstehender Weisung:
    Erstens. Der stellvertretende Vormann, Captess Kato, wird RRK Henri Dunant unverzüglich auf eine Position bringen, die außerhalb des berechneten Titan-Sonnen-Radius liegt.
    Zweitens. Der stellvertretende Vormann, Captess Kato, wird auf dieser Position die weiteren Befehle abwarten, die entweder von mir oder von Lieutenant Levy gezeichnet sein werden .“
    Die
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