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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
Autoren: Mark Brandis
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lautet Ihr Kommentar zu den Ereignissen dieses Tages?“
    Die Kamera lief. Kronstein hatte mich überrumpelt.
    „Ich bin bestürzt“, sagte ich, „und ich kann nur hoffen, daß dieses Beispiel nicht Schule macht. Ansonsten stünde es schlimm um die EAAU.“
    Kronstein ließ nicht locker.
    „Gerade eben hat Jennifer Jordan bekanntgegeben, daß sie mit ihren Anhängern den Titan besetzen wird, um die Versonnung zu verhindern. Wie stellen Sie sich, ein Mann der astralen Praxis, dazu?“
    Ich dachte an vier verzweifelte Menschen im Weltraum. Ohne diesen Krawall wäre ich längst zu ihnen auf dem Weg gewesen.
    „Jennifer Jordan“, erwiderte ich, „hat seit jeher eine Vorliebe für theatralische Effekte gehabt. Theater ist Theater. Mehr nicht.“ Kronstein hakte nach.
    „Wenn ich Sie recht verstehe, Commander, ziehen Sie nicht in Erwägung, daß die Weltwacht in dieser Titan-Affäre möglicherweise recht haben könnte?“
    „Dazu besteht kein Anlaß.“
    „Nun, ich will Ihnen nicht verhehlen, Commander - ich habe mit etlichen ihrer Kollegen gesprochen, gestandene Astronauten auch sie, die durchaus ihre Zweifel haben.“
    Der Weg zur Henri Dunant war endlich frei. Die Feuerwehren räumten das Feld. Ein Polizist machte mich darauf aufmerksam. Ich nahm mir gerade noch die Zeit, auf Kronsteins verschleierte Herausforderung zu antworten. „Das Projekt Astronautensonne entgegnete ich, ist wissenschaftlich abgesichert und steht unter Billigung des Gesetzes. Ich glaube nicht, daß Jennifer Jordan mehr von der Astrophysik versteht als die vom Parlament bestellten Gutachter. Und nun entschuldigen Sie mich…“
    Die Beamten, die den Ausgang zu den Rampen sicherten, öffneten mir eine Gasse. Ein uniformiertes Milchgesicht quetschte mir die Hand.
    „Hals- und Beinbruch, Commander. Wenn ich Sie wäre - ich bliebe in Deckung.“
    Wäre er wirklich in Deckung geblieben - an meiner Stelle? Wahrscheinlich war das nur eine Floskel. Ich rannte los, quer über das Rampengelände. Ein widerlich süßer Geruch lag in der Luft: Kadavergestank eines verschmorten Schiffes. Der Frachter, ein unförmiges Wrack, schwelte noch immer, aber Polizei und Feuerwehr waren wieder Herr der Lage. Versprengte Demonstranten wurden eingekreist, überwältigt und abgeführt. Der Beton unter meinen Füßen war naß und schmierig. Ich rannte um einen umgestürzten Transporter herum, der den Angreifern als Barrikade gedient hatte, und der Himmel über mir verwandelte sich urplötzlich in eine johlende Hölle.
    Einem Pulk fliegender Projektgegner war es gelungen, den Polizeikordon über den Rampen zu durchbrechen. Ein Hagel von Wurfgeschossen ging auf mich nieder. Wofür hielt man mich?
    Der gelbrote Overall der UGzRR, den ich an diesem Tag mit Vorbedacht trug, unterschied mich deutlich von den Polizisten. Auch Frachtpiloten pflegten anders auszusehen.
    Auf dem schmierigen Beton schlug ich Haken wie ein gehetzter Hase, während es rings um mich Schrott und Flaschen regnete. Was zum Teufel hatte ich mit der Astronautensonne zu tun? Auf der Venus war ich lediglich zwischengelandet, um die Brennkammern der Henri Dunant mit frischem Uranit zu bestücken. Mit dem Transport der kritischen Masse hatte ich nichts zu tun. Mit der ganzen verdammten Titan-Sache hatte ich nichts zu schaffen.
    Die Luft begann zu vibrieren. Ich sah auf. Zwei besonders dreiste Demonstranten waren zu mir herabgestoßen und versuchten nun, mich unter den Armen zu packen und hochzureißen. Ich duckte mich und bewirkte damit, daß sie mit aller Wucht zusammenstießen. Einem gelang es zu landen. Bevor er wieder aufsteigen konnte, wurde er von einem beherzten Beamten überwältigt. Der andere bohrte sich im Horizontalflug in die Frontscheibe des umgekippten Transporters und blieb schreiend darin stecken.
    Ich rannte um die Rampe herum und hatte die Gangway vor mir. Sekunden später war ich an Bord und in Sicherheit. Die Henri Dunant war ein solides Schlechtwetterschiff, in Meteoritenstürmen erprobt.
    Mit Flaschen, Bolzen und Konservendosen war ihr kein Schaden zuzufügen. Lieutenant Stroganow, mein langjähriger Navigator, ein grauhaariger, breitschultriger Sibiriak, verriegelte hinter mir die Schleuse, bevor er sagte: „Weiß Gott, Sir, wir fürchteten schon, die Bande bringt Sie um.“
    Ich war noch einmal davongekommen. Das uniformierte Milchgesicht hatte zu Recht Bedenken gehabt. Keuchend wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Die Bewegung bereitete mir Schmerzen. Die rechte
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