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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
Autoren: Mark Brandis
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entgegenzuhalten.
    Las Lunas kam in Sicht mit seinen babylonischen Türmen und imitierten Pagoden, eine Stadt zwischen den Welten, Paradies der Spieler und Glücksritter und verkrachten Existenzen und zugleich Umschlagplatz für Informationen aus Ost und West. Eine Stadt wie diese hatte nur wachsen können und konnte nur gedeihen, weil sich sowohl die EAAU als auch die VOR wohlweislich hüteten, das zwischen ihnen bestehende militärische Gleichgewicht durch eine Okkupation des Mondes zu stören. Der Mond war politisches Niemandsland. In der Praxis war Las Lunas mit seinen fünf Millionen Einwohnern längst zu einem selbständigen Staatsgebilde geworden: mit eigener Verwaltung, eigener Gerichtsbarkeit und eigenen Ordnungshütern. Und mit einem zwielichtigen Spielhöllenbesitzer namens Pietro Anastasia als Regierendem Bürgermeister.
    Auf dem Gelände des Raumhafens vor den schmutziggelben Steilwänden des Monte Cordillera herrschte reger Betrieb. Seitdem Las Lunas eingebunden war in das interplanetarische Linienflugnetz beider Machtblöcke, zählten seine Rampen zu den meistbenutzten der Welt. Das war mit ein Grund dafür, daß die UGzRR den Mond als Stützpunkt gewählt hatte.
    Das Gelände der UGzRR, eine ehemalige Versorgerrampe aus den Pioniertagen von Las Lunas, auf dreißig Jahre gepachtet und - nach dem Vorbild des Vatikans - mit den Rechten eines souveränen Staates versehen, lag abseits. Die Klimatisierung des Geländes ließ freilich auf sich warten. Angeblich fehlte es den Las Lunianern für eine Verlängerung der Ozonerie an Geld. In Wirklichkeit mangelte es am guten Willen. Nach wie vor stapfte man durch knöcheltiefen lunaren Staub und atmete konservierte Luft.
    Mike Berger, der im alten Versorger-Tower die Raumnotwache leitete, mit Hua McKim als rechte Hand, wies uns ein. Wie die meisten von uns stammte er aus den Reihen der VEGA, in deren Dienst ich ein halbes Leben lang geflogen war. Wir kannten uns seit vielen Jahren und waren einander freundschaftlich zugetan.
    „Vier Schlitzaugen. Meinen Glückwunsch, Mark. McKim hat mich auf dem laufenden gehalten. Eine Neuerung. Rampe Alpha kann zur Zeit nicht benutzt werden. Das letzte lunare Beben hat ihr den Rest gegeben. Aber Beta ist all right. Over!“
    „Roger, Mike“, erwiderte ich. „Rampe Beta. Frage: Sonst liegt nichts vor? Over!“
    „Tote Hose, Mark. Kein Mensch will was von uns wissen. Weit und breit kein Job in Sicht. Anderswo ist es genau so ruhig. Harding sagt: wenn das so weitergeht, bringt er sich noch das Stricken bei. Übrigens, ein LT für dich läuft gerade durch die Maschine. Scheint, daß es dich auf der Venus knapp verfehlt hat. Ehrlich, Mark - war der Zirkus wirklich so schlimm? Over!“
    In meinen Gedanken war ich noch bei Bill Harding gewesen, der die Albert Schweitzer kommandierte.
    Das alte Ledergesicht mit einem Strickstrumpf in der Hand! Mike Bergers Frage freilich hatte mir das Lachen verdorben.
    „Was soll ich sagen, Mike?“ erwiderte ich. „Ich bin voller blauer Flecken. Genügt dir das als Antwort? Over!“
    „Mann o Mann!“ kommentierte Mike Berger. „Und das ganze Theater wegen so ‘nem Stück Dreck am Himmel! Okay, Mark, dein Feuervogel kommt perfekt rein. Um die Geisha, die dir die Arbeit abnimmt, könnte ich dich glatt beneiden. Over!“
    „Mike, du riskierst, von der betreffenden Dame keines Blickes mehr gewürdigt zu werden!“
    Captess Kato, die neben mir saß, schaltete soeben die Automatik aus und zog das Handruder an sich heran. In ihren großen dunklen Mandelaugen funkelte Mord. Sie haßte es, wenn Mike Berger sie
    Geisha nannte. Ich drückte noch einmal die Taste.
    „Mike, du könntest alles wieder gutmachen, wenn du uns alle zum Essen einlüdest. Der Bordfraß hängt uns zum Halse raus.“
    Im Lautsprecher war Mike Bergers Lachen zu hören: sonor und herzhaft.
    „Roger, Mark. Im übrigen wirst du staunen. Die Zivilisation hat bei uns ihren Einzug gehalten. Unsere neueste Errungenschaft ist Pietro Anastasias chinesischer Koch. Wir mußten das Gelbgesicht unter unsere Fittiche nehmen, weil der Regierende Bürgermeister ihm ans Leder wollte - wegen irgendeiner Lappalie. Sagen wir: in zwanzig Minuten? Over!“
    „Roger, Mike. In zwanzig Minuten. Und daß du dich Captess Kato gegenüber nicht wieder im Ton vergreifst!“
    Wenig später setzte die Henri Dunant neben dem hohen Fahnenmast, an dem die weißrotgelbe Flagge der UGzRR hing, auf dem brüchigen Beton der Rampe Beta auf und hüllte sich in
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