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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet
Autoren: Mark Brandis
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Aufständischen bewegen sich geradewegs auf uns zu."
    Der Dicke klopfte dem Aufgeregten auf die Schulter.
    „Beruhigen Sie sich, Herr Kollege. Machen Sie den Polizisten klar, daß sie alle Vorrechte verlieren, wenn sie in dieser Stunde nicht ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit tun. Und sagen Sie ihnen: Ich komme nicht mit leeren Händen. Der Aufstand ist bereits so gut wie niedergeschlagen."
    Der Aufgeregte fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. „Herr Oberingenieur, wir brauchen, um mit den Rebellen fertig zu werden, eine ganze Armee!"
    Der Dicke zupfte seinen weißen Kittel zurecht .
    „Was ich Ihnen mitbringe, Herr Kollege", sagte er, „ist mehr wert als eine Armee. Ich habe den Baraträer in meiner Gewalt, der diesen ganzen Aufstand angezettelt hat. Der Mann, der BIG MOTHER vernichtet hat, ist mein Gefangener - von mir persönlich verhaftet. Wir haben ihm soeben ein Geschäft angeboten - und ich wette, er wird darauf eingehen."
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    18.
    Licht, das grell und mitleidlos über mich herfiel, weckte mich aus unruhigem Schlaf. Gleich darauf wurde die Kellertür aufgeschlossen und geöffnet. Ich richtete mich auf. Nach einigen auf dem betonierten Fußboden verbrachten Stunden fühlte ich mich steif und durchfroren. Ich erkannte den dicken Oberingenieur und den leberkranken Habicht, und ungeachtet des herabgekommenen Zustandes, in dem ich mich befand, verspürte ich einen Anflug von Erheiterung.
    Die beiden Ingenieure hatten sich aufgeputzt wie Sänger zu einer Theaterschlacht. Quer über ihre weißen Kittel spannten sich bespickte Patronengurte: an ihren Hüften baumelten schwere automatische Pistolen; und darüber hinaus war jeder von ihnen mit einer Maschinenpistole bewaffnet.
    Der kriegerische Aufputz ließ nur einen Schluß zu: Die entscheidende Schlacht stand unmittelbar bevor - und um die Sache der Ingenieure war es schlecht bestellt.
    Der Dicke räusperte sich und ergriff das Wort.
    „Es ist so weit, Baraträer . Die Stunde, dir Leben und Freiheit zu verdienen, ist gekommen. Wenn es dir gelingt, den Pöbel zur Vernunft zu bringen und zur Umkehr zu bewegen, soll dir verziehen sein. In diesem Fall sind wir bereit, dich in unsere Dienste zu nehmen."
    Der leberkranke Habicht entsicherte die Maschinenpistole und richtete den Lauf auf meine Brust.
    „Wir werden dich nicht aus den Augen lassen, Baraträer !" sagte er.
    „Ein falsches Wort, ein falscher Schritt - und du wirst der erste sein, der heute stirbt."
    Daran, daß diese Drohung ernst gemeint war, hegte ich keinen Zweifel. Die Ingenieure spielten ihre letzte Karte aus. Das Reich, das sie mit Hilfe der Wohlstandspartei errichtet hatten, schwankte unter ihren Füßen. Mit eigenen Augen hatte ich die Heerscharen gesehen, die nach Jahren der Einschließung aus Magnoville in die Felder und Wälder strömten: eine wahre Lawine von Menschen, von denen die meisten wohl zum erstenmal in ihrem Leben den erregenden Atem der Freiheit atmeten.
    In den Augen der Ingenieure nistete blanke Angst.
    Gestern um diese Zeit noch waren sie unumschränkte Herrscher gewesen, die ihr Volk mit Brot und Spielen im geistigen Dämmerschlaf hielten. Mit dem Fall von BIG MOTHER war diese Herrschaft brüchig geworden - und nun, vom Aufstand der Massen bedroht, standen sie mit dem Rücken zur Wand. Ihre weißen Kittel waren zu einem roten Tuch geworden.
    Ich überdachte die Lage. Die auf mich gerichteten Waffen stellten ein Argument dar, das ich vorerst nicht entkräften konnte. Ich mußte mich fügen, um einen besseren Augenblick zu erreichen.
    Die beiden Ingenieure gingen hinter mir her - in respektvollem Abstand, so daß sie nicht überrumpelt werden konnten, doch immer nahe genug, um von ihren Waffen bei ersten Anzeichen eines Fluchtversuches wirksamen Gebrauch machen zu können.
    Bereits als ich den Keller verließ, vernahm ich das dumpfe, grollende Vibrieren, das in der Luft lag: den Lärm einer großen und aufgebrachten Volksmenge.
    Ich trat hinaus in den Park und blieb überwältigt stehen. Mein erster Blick galt dem Hubschrauber. Er stand noch immer dort, wo er gelandet war, auf dem gepflegten Rasen. An ihm vorüber flutete der Rückzug. Die vorgeschobene Hundertschaft der Polizei räumte kampflos die Stellung. Ich sah Polizisten, die ihre Waffen fortwarfen; ich sah Polizisten, die sich im Laufen ihrer Uniformen entledigten.
    Ein Dutzend weißbekittelter Ingenieure versuchte verzweifelt, den Rückzug aufzuhalten. Die Ingenieure warfen sich mit beschwörenden Worten und
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