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Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
Autoren: Mark Brandis
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verdammtes kleines Luder."
    Treffender ließ es sich nicht ausdrücken. Q.R.O./H. entpuppte sich als wahrer Ausbund an Heimtücke: ein unscheinbarer Zwerg unter den Sternen mit der Kraft eines Riesen. Bei jedem Schritt, den man auf seiner staubigen Oberfläche tat, zog und zerrte man an einem gleichsam magnetisch festgehaltenen Fuß, und jedesmal bezahlte man die Anstrengung mit keuchenden Atemzügen und einem Schweißausbruch. Die Oberflächenkrümmung des tückischen Zwerges entsprach seiner Winzigkeit. Bereits zwei, drei Minuten nach unserem Aufbruch bewegten wir uns durch pechschwarze Finsternis; die Lichtbalken der Scheinwerfer griffen über uns hinweg in einen leeren Himmel.
    Nach einer Weile blieb ich stehen, verschnaufte und rief im Anschluß daran die Medusa:
    „Hallo, Captain."
    Die Antwort kam sofort. „Hallo, Sir."
    „Haben Sie's nochmal versucht?"
    „Versucht schon, Sir, aber Lieutenant Xuma gibt auch weiterhin keine Antwort."
    „Geben Sie nicht auf, ihn zu rufen. Wir benötigen dringend einen Anhaltspunkt."
    Ich schaltete ab, und in den Lautsprechermuscheln des Helmes begannen wieder Lieutenant Stroganows schwere Atemzüge zu klirren und zu rasseln; in einiger Entfernung und darum akustisch leicht gedämpft unterhielten sich Torrente und Simopulos. Sie hatten mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen: mühsames Fortbewegen und pechschwarze Dunkelheit.
    Als eine halbe Stunde vergangen war, ohne daß wir auf eine Spur des Dingis oder von Lieutenant Xuma gestoßen waren, stand es für mich fest, daß ein Weitersuchen unter diesen Bedingungen sinnlos war. Wir durften nicht blind auf der unerforschten Oberfläche des Helins kreuz und quer umhertappen; wir benötigten einen kurzen Satz von Lieutenant Xuma, was uns mittels einer Kreuzpeilung ermöglicht hätte, seinen Aufenthaltsort festzustellen, oder aber das Licht des neuen Tages.
    Schweren Herzens rief ich Torrente und Simopulos zurück.
    Eine Stunde später waren wir alle wieder an Bord der Medusa versammelt. Hier, hinter hermetisch verschlossenen Schleusen, herrschten die uns gewohnten und gemäßen Lebensbedingungen: ein erdgleiches künstliches Schwerefeld und ein der Erdatmosphäre verwandtes mildes Klima. Die Mienen der Männer waren verdrossen und niedergeschlagen; die Stimmung, durch die ich mich bewegte, war nach wie vor die des unausgesprochenen Vorwurfs. Die Blicke, die mich dann und wann streiften, wurden deutlicher; sie enthielten die Anklage: Warum nicht gleich, als noch genug Zeit gewesen war? Warum erst jetzt?
    Die Verantwortung war drückender denn je. Ich wandte mich an den Navigator:
    „Läßt es sich irgendwie feststellen, wann hier mit Tageslicht zu rechnen ist?"
    Lieutenant Stroganow stand auf.
    „Anhand der Fotos, Sir, müßte das möglich sein. Der Computer wird ein bißchen rechnen müssen."
    Stroganows Erfahrungen unter den Sternen reichten weit in die sogenannte Windjammer-Zeit zurück; in seiner Jugend war er an Bord von Schiffen geflogen, auf die inzwischen kein vernünftiger Mensch auch nur seinen Fuß setzen würde: primitive Seelenverkäufer auf astralem Kurs. Als Navigator war er gleichsam mit dem sechsten Sinn ausgestattet; aus minimalsten Anhaltspunkten bastelte er ein perfektes Besteck.
    Als er in die Messe zurückkehrte, galt sein erster Blick der Quarzuhr über dem Eingang. Dann erst verkündete er:
    „Vorn Tageslicht trennen uns noch exakt vierundvierzig Minuten, Sir."
    Ein rascher Überschlag: Falls sich nichts Unvorhergesehenes ereignet hatte, blieben Lieutenant Xuma dann noch rund fünfzig Minuten an Leben. Es mochten - und hieran klammerte ich mich fest - auch noch ein paar mehr sein: dies freilich nur unter der Voraussetzung, daß er sich nicht bewegte und mit Wärme und Atmung sparsam umging. Ein paar Minuten: viel war das nicht. Aber es war und blieb ein Hoffnungsschimmer.
    Ich nickte und ordnete an:
    „Sobald es hell ist, brechen wir wieder auf. Bis dahin sollten wir uns stärken. Wer weiß, was noch alles auf uns zukommt."
    Lieutenant Mercier gab warme Verpflegung aus. Es wurde ein gespenstisches Mahl. Die Männer würgten den Automatenfraß wortlos in sich hinein. Damit verglichen, war eine Leichenfeier ein freudiges Ereignis.
    Pünktlich zu der von Lieutenant Stroganow errechneten Zeit wurde es hell.
    Sofort machten wir uns wieder auf den Weg, und auch diesmal ließ ich Captain Romen und Lieutenant Mercier ungeachtet ihrer Einwände an Bord zurück: letzteren, damit er im Notfall die
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