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Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
Autoren: Mark Brandis
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dessen war ich mir bewußt; aber der monströse Anblick, den dieser Störenfried bot, forderte sie geradezu heraus. Das Ding war sowohl ein Rätsel - in das solare Planetensystem eingedrungen Gott weiß woher - als auch ein Ärgernis. Ein paar Millionen Jahre mochte es diese Bahn bereits ziehen - und nun, auf einmal, ausgerechnet an diesen hektischen Apriltagen des Jahres 2078, begann es aus der Rolle zu fallen. Falls Battington nichts einfiel, um dieses Ding anderen Sinnes werden zu lassen, war die Katastrophe unvermeidbar. Sogar ihr Tag stand bereits fest.
    Captain Romens feingliedrige Hände spielten mit den Tasten und Knöpfen auf dem Kommandopult. Die Medusa nahm, allmählich beschleunigend, Fahrt auf. Er steuerte sie, scheinbar lässig und mühelos, von Hand: in eine spiralförmige Umkreisung des Asteroiden.
    Die erste Phase einer ernsthaften wissenschaftlichen Bestandsaufnahme von Q.R.O./H. hatte begonnen.
    Die Besprechung, zu der ich im Einvernehmen mit Dr. Battington am späten Nachmittag die gesamte Besatzung der Medusa versammelte, fand in der Messe statt, dem einzigen größeren und zu diesem Zweck geeigneten Raum an Bord.
    Hier in der Messe trafen sich sonst die Freiwachen zu einem privaten Gespräch; hier wurden auch die Mahlzeiten eingenommen. In dieser Hinsicht stand der Flug unter einem schlechten Stern. Die VEGA hatte es versäumt, der Medusa rechtzeitig einen neuen Schiffskoch zuzuteilen, und so bestand nunmehr die Verpflegung aus dem verhaßten sogenannten Automatenfraß. Drei, vier Tage lang mochte man mit diesen von einem Küchencomputer programmierten und selbsttätig aufbereiteten und tellerfertig ausgespuckten Gerichten vorliebnehmen, ohne zu klagen; dann jedoch begann man sich nach der schöpferischen Phantasie eines zweibeinigen Kochs zu sehnen; oder - im Bordjargon ausgedrückt - man bekam den Automatenkoller beziehungsweise den Steakblick. Dieses Stadium war bereits erreicht; an Bord wurden über den zu erwartenden neuen Koch die unmöglichsten Wetten abgeschlossen; die meisten davon bezogen sich auf sein Körpergewicht.
    Als letztes Besatzungsmitglied traf Captain Romen in der Messe ein. Er hatte die Fahrt des Schiffes wieder der Wanderung des Helins angepaßt und danach das automatische Steuersystem eingeschaltet. Um uns herum war leerer Raum genug. Radaraugen suchten unablässig die weitere und nähere Umgebung ab, immer bereit, Alarm zu schlagen, falls, was nicht zu erwarten stand, ein anderer Flugkörper oder auch ein Meteoritenschwarm unseren Kurs kreuzen sollten; und hochempfindliche Sensoren wachten darüber, daß die Medusa dem unerforschten Ding namens Helin nicht zu nahe kam.
    Stunden wie diese pflegte ich im allgemeinen zu genießen und auszukosten. Eingebettet in das kalte, feierliche Licht der Sterne unter dem samtschwarzen, goldgesprenkelten Firmament, der Schwere entronnen und irgendwann sanft und lautlos hinübergeglitten in eine zusätzliche Dimension, erlaubte ich mir auf langen Reisen dann und wann den Luxus eines Traumes mit offenen Augen.
    Und manchmal - nicht immer, und meist erst nach Reisen, die über Wochen und Monate führten -vernahmen meine Sinne dabei so etwas wie den geheimnisvollen Herzschlag der Schöpfung. Da ich mit anderen Astronauten - auch mit Grischa Romen - über dieses Phänomen gesprochen hatte, war ich mir über seine Wirkung durchaus im klaren -, es war die Wirkung einer unbeschreiblichen Droge. Wer einmal davon gekostet hatte, kehrte immer wieder zu den Sternen zurück. Wie aber sollte man dies einem Menschen mitteilen, dem dieses Erlebnis zeitlebens verwehrt blieb? Nicht einmal Ruth O'Hara, meine Frau, verstand es ganz.
    An diesem Nachmittag blieb mir zum Träumen keine Zeit. Parallel zur Medusa bewegte sich durch den Raum die Katastrophe; dementsprechend nüchtern und kalt fiel die Einsatzbesprechung aus.
    Dr. Battington, der sich, zwischen den Zähnen eine kalte Pfeife, mir gegenüber niedergelassen hatte, bekleidete an Bord keinerlei Rang: er war ein Passagier mit der Funktion eines wissenschaftlichen Beraters. Als Commander des Schiffes war ich zugleich Leiter der Expedition, und so ergriff ich auch als erster das Wort:
    „Sie alle haben sich gewiß schon längst gefragt, was wir hier wollen."
    Ich legte eine kurze Pause ein, dann deutete ich mit dem Daumen abwärts:
    „Nun, es dreht sich, wie Sie inzwischen gemerkt haben, um das verdammte Ding da unten. Es handelt sich dabei um einen in der Umlaufbahn um die Sonne befindlichen
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