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Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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präzisere Auskunft erteilen kann.«
    »Nicht nötig, Lieutenant«, sagte ich. »Sie haben meine Frage bereits mit aller erforderlicher Präzision beantwortet. Delta IX befindet sich tatsächlich auf Sonnenkurs.«
    Später hieß es, ich hätte Commander Scott folgen müssen, um ihn von seinem selbstmörderischen Vorhaben abzubringen. Bezeichnenderweise befand sich unter den kritischen Stimmen, die sich gegen mich erhoben, nicht eine einzige von einem Astronauten.
    Zudem war ich ohnedies an einem sofortigen Starten verhindert – und daran war Commander Scott nicht ganz unschuldig. Oder, ohne alle Verschönerungen gesagt, er hatte diese Situation verursacht, auf die ich von Lieutenant Stroganow aufmerksam gemacht wurde.
    »Sir, um Himmels willen –«
    »Was ist, Lieutenant?«
    »Dieser Hundesohn mit seinen kriminellen Startmethoden! Sehen Sie nur, was er angerichtet hat!«
    »Ich sehe nichts!«
    »Nach Backbord müssen Sie schauen, Sir! Unsern Piloten hat’s erwischt!«
    So war es in der Tat, und bis auf den heutigen Tag will ich nicht daran glauben, dass Commander Scott bereit gewesen sein soll, dies in Kauf zu nehmen. Eher kann ich mir vorstellen, dass er das Vorfeld nicht so recht überblickte, teils wegen des tobenden Staubsturmes, teils wegen der Gemütsverfassung, in der er sich befand. Er war ein lang gedienter, erfahrener Pilot, der genau wusste, welche elementaren Gewalten er entfesselte, indem er den Regler auf »Volle Leistung« schob. Unter dem Schiff entlud sich ein Orkan.
    Ludmilla Wolska, die Astro-Physikerin, war mit dem Schrecken davongekommen, aber Captain van Kerk hatte weniger Glück gehabt. Er war in den Orkan der startenden Delta IX mitten hineingeraten.
    Es gibt Situationen, denen man das Hoffnungslose auf den ersten Blick ansieht, und diese gehörte dazu. Obwohl Captain van Kerk zu dieser Zeit noch am Leben war, ließ es sich an den Fingern einer Hand abzählen, wann es mit ihm zu Ende gehen müsste.
    Die Orkanböe hatte ihn von der festen Insel, die der Hermes als Landeplatz diente, hinabgefegt in den mit Mahlstaub gefüllten Krater. Bis an die Achselhöhlen in der unheimlichen Masse versunken, klammerte er sich mit letzter Kraft an einen felsigen Vorsprung. Vielleicht wäre es ihm sogar vergönnt gewesen, sich unter Aufbietung allen Willens und aller Energie in Sicherheit zu bringen, wenn das Gestein weniger morsch und brüchig gewesen wäre. So aber rutschte er unaufhaltsam Zoll um Zoll weiter in die Tiefe und sein endgültiger Absturz konnte jede Sekunde erfolgen. Undeutlich erkannte ich hinter der Verglasung seines Helmes das weiße Oval seines Gesichtes; er schien Hilfe suchend zu mir hochzublicken.
    »Lieutenant Stroganow, die Anzüge! Sie begleiten mich!«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Lieutenant Koskinen, besorgen Sie Leinen! Wir werden sie brauchen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Lieutenant Mercier, Sie leuchten uns mit dem Landescheinwerfer!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Ich erteilte Befehle, wie es in dieser Situation meine Pflicht und Aufgabe war, und konnte doch sehen, dass für Captain van Kerk jede Hilfe zu spät kommen musste. Das Anlegen der Anzüge, das Durchschleusen, der Ausstieg und schließlich die hundert Schritte bis zum Kraterrand: All das brauchte seine Zeit, auf jeden Fall mehr, als unter den gegebenen Umständen zur Verfügung stand. Frühestens in zwei bis drei Minuten würde es uns möglich sein, unserem Piloten die rettende Leine zuzuwerfen und ihm standen allenfalls noch Bruchteile von Sekunden zur Verfügung.
    Von Ludmilla Wolska hatte Captain van Kerk außer ihrem guten Willen keine Hilfe zu erwarten, denn um ihm zu helfen, bedurfte es eines kräftigen, trainierten Mannes. Die Astro-Physikerin tat dann auch das einzig Richtige: Sie richtete sich auf und begann mit beiden Armen zu winken, um uns auf das Unglück aufmerksam zu machen – dies für den Fall, dass wir an Bord der Hermes es noch nicht entdeckt haben sollten.
    »Die Anzüge, Sir!«
    Lieutenant Stroganow und ich begannen uns anzukleiden – mit jener nervösen Hast, die alle gewohnten Handgriffe zwangsläufig verlangsamt. Mag sein, dass mir dies auch nur so vorkam, da ich nur zu gut wusste, wie kostbar und unwiederbringlich jede verstreichende Sekunde war.
    Draußen flammte bereits der Landescheinwerfer auf und ergoss seine kalkweiße Lichtflut über das Gelände.
    »Sir, sehen Sie doch –« Dieser Ausruf kam aus dem Munde meines 2. Bordingenieurs, Lieutenant Koskinen, der gerade mit der geforderten Leine

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